0509 - Die Banditen von Terrania
sehen, was wahre Demokratie ist", sagte ich spöttisch.
Dada ließ sich von meiner Bemerkung nicht irritieren.
Er sagte: „Du siehst doch ein, Kano, daß du dich erst qualifizieren mußt. Ich möchte sehen, was du alles kannst.
Außerdem wollen meine Leute ein wenig Spaß haben."
„Und wie sehen diese Prüfungen aus?" fragte ich.
„Das bestimmen die Männer selbst."
Ich blickte mich in den Reihen der Verdummten um und wußte, daß sie trotz ihrer kindlichen Gemüter keine Kindergartenspiele mit mir veranstalten würden.
10.
Das war die erste Prüfung. Ich wurde in eine Kühlkammer gesperrt und mußte zusehen, daß ich den Schließmechanismus von innen öffnen konnte. Diese leichte Aufgabe erstaunte mich, doch dann sah ich ein, daß sie von der Warte der Verdummten aus gar nicht leicht war. Sie waren in der Regel zwar in der Lage, herkömmliche Schlösser und Verschlüsse, wie solche an Konservendosen, mit Leichtigkeit aufzubekommen.
Die Verriegelung an der Außenseite der Kühlraumtüren stellte für sie ebenfalls keine Schwierigkeit dar. Aber von innen waren diese Türen nur durch einen speziellen Sicherheitsmechanismus zu öffnen.
Ich wartete in der stickigen Kühlkammer fünf Minuten, dann betätigte ich den mechanischen Sicherheitsmechanismus.
Die Verdummten empfingen mich applaudierend.
*
Die zweite Prüfung war nicht schwieriger, nur zeitraubender: Irgendeiner von der Bande holte ein 3-D-Puzzlespiel hervor, und ich mußte unter den neugierigen Blicken aller die 2095 Teile in mühseliger Kleinarbeit aneinanderreihen. Als ich fertig war, rauchte mir der Kopf.
„Du bist ein Künstler, Kano", hörte ich Kirk bewundernd sagen.
Ich war selbst mit mir zufrieden, weil ich das Bild in wenigen Stunden zusammengestellt hatte. Es war eine Wiedergabe von Paul Klees „Das Licht und Etliches", und wer das Original schon einmal in der Kunsthistorischen Galerie von Terrania-City gesehen hatte, der konnte sich meine Erleichterung über die Vollendung des Zusammensetzspieles vorstellen.
Deshalb empfand ich auch ehrliche Enttäuschung, als jemand in das dreidimensionale Bild hineintrampelte. Ich wäre natürlich nie auf die Idee gekommen, ihm ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen. Aber einer der Verdummten tat es.
Dieser Vorfall war dazu angetan, die Phantasie der anderen zu beflügeln und ihre tierischen Instinkte zu wecken. Entsprechend war auch die nächste Bewährungsprobe, die ich zu bestehen hatte.
*
Ich mußte einen Zweikampf auf Leben und Tod bestreiten. Mein Gegner war der Wachtposten, der mir am Eingang des Kühlhauses die Stahlschlinge um den Hals gelegt hatte.
Das waren die Kampfregeln: Wir wurden beide in einen überfüllten Abstellraum gesperrt. Zwei Minuten wurde das Licht eingeschaltet, damit wir uns einigermaßen orientieren konnten.
Während dieser Zeit durfte es nicht zu Kampfhandlungen kommen - wir mußten warten, bis es dunkel wurde.
Kirk raunte mir zu: „Paß auf, daß du kein unnötiges Geräusch machst. Vik hat ein unglaubliches Gehör."
Vik war mit nichts anderem als der Stahlschlinge bewaffnet. Ich durfte meinen Paralysator behalten.
Wir wurden in den Abstellraum. gesperrt. Vik verschwand sofort außer Sichtweite. Ich bezog hinter einer Doppelreihe ausrangierter Arbeitsroboter mit annähernd humanoider Gestalt Stellung.
Dann holte ich mein Funksprechgerät hervor und setzte mich mit dem Hauptquartier in Verbindung.
„Schon wieder Sie!" stöhnte Galbraith Deighton. „Können Sie mir wenigstens ein positives Ergebnis liefern?"
„Wenn ich die nächsten zehn Minuten überlebe, vielleicht schon", entgegnete ich. „Aber dazu benötige ich Ihre Hilfe."
„Was soll es diesmal sein?"
„Haben Sie jemand zur Hand, der an Asthma leidet?"
„Nicht direkt. Aber ich könnte einen Aufruf an alle Asthmaleidenden der Galaxis erlassen..."
„Für Späßchen habe ich jetzt kein Verständnis", unterbrach ich ihn. In diesem Moment erlosch die Deckenbeleuchtung. „Sie müssen schnell jemand auftreiben, der hörbar atmen kann. Wenn Sie einen solchen Mann nicht sofort herbeischaffen, dann bin ich verloren."
„Okay, ich stelle mich zur Verfügung", erklärte Deighton ohne weitere Fragen. „Was soll ich tun?"
„Sie brauchen nur hörbar in Ihr Mikrophon zu atmen", ordnete ich an. „Aber Sie dürfen erst damit aufhören, wenn ich es Ihnen sage. Und außer dem Atmen darf kein anderes Geräusch durchdringen. Beginnen Sie bitte jetzt!"
„Verstanden."
Gleich
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