Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
warte mal.« Sie faßte zu und nahm ihm den Hut ab, lockerte anschließend seine Krawatte, während Lizette Carboney große Augen machte. »Ich sehe, was ich tue, aber ich fühle es nicht. Das ist wirklich nicht mehr als eine Spielerei; eine sinnlose Verschwendung von Magie.«
    »Nichts im Multiversum ist sinnlos«, sagte Julian Peters.
    ***
    Das WERDENDE beschloß, seinem Spieltrieb weiter nachzugeben und eine neue Variante auszuprobieren. Wie würden die Menschen auf diese Veränderung reagieren? ES fieberte den Reaktionen entgegen. Die Absicht, die Amulette voneinander zu trennen, hatte ES dabei allerdings keine Sekunde lang vergessen.
    ***
    »Also doch«, stellte Nicole fest. »Julian Peters.«
    Zamorra wandte sich dem aus dem Nichts erschienenen Träumer zu. Der Junge, mittlerweile ein Erwachsener, lächelte und blinzelte Zamorra, Nicole und Lizette verschwörerisch zu. Unwillkürlich tastete Zamorra erneut nach den Amuletten, aber auch jetzt zeigte keines von ihnen eine Reaktion.
    »Ich bin kein Dämon. Das solltest du mittlerweile wissen«, sagte Julian.
    Aber er war einmal Fürst der Finsternis gewesen. Er hatte sich selbst gegen die Erzdämonen erfolgreich behaupten können. Und dann, als er der Sache überdrüssig geworden war, hatte er den Höllenthron freiwillig geräumt und war zu den Menschen zurückgekehrt.
    Die Dämonen fürchteten ihn. Sie hatten alles daran gesetzt, Julians Geburt zu verhindern. Warum sie vor ihm zitterte, wußte Zamorra bis heute nicht. Es konnte nicht nur daran liegen, daß er über mehr Macht zu verfügen schien als sie alle. Es mußte sich noch etwas anderes in diesem jungenhaften Körper verbergen, hinter den ausdrucksvollen Augen in einem schmalen, sympathisch wirkenden Gesicht.
    »Nett, dich auch mal wieder zu sehen«, sagte Nicole spöttisch. »Ist es dir in deiner Hütte im Himalaya zu langeilig geworden?«
    Julian hob überrascht die Brauen und legte den Kopf etwas schräg. »Was meinst du damit?« erkundigte er sich.
    »Oder wo auch immer du jetzt deinen Unterschlupf eingerichtet hast. Warum hast du uns hierher geholt? Ist das wieder eines deiner kleinen, berüchtigten Spielchen?«
    »Ein Spiel? Ja, vielleicht ist es auch das«, sagte, Julian. »Gefällt es euch nicht? Ich amüsiere mich köstlich.«
    »Vor allem über Miß Carboney, wie?« fuhr Nicole ihn an. »Und über Mister Bell! Warum konntest du sie nicht in Ruhe lassen? Macht es dir Spaß, dich an ihrer Verwirrung zu ergötzen, an ihrer Angst? Ich glaube, deine Eltern haben bei deiner Erziehung versäumt, dir beizubringen, was Respekt vor den Gefühlen anderer bedeutet. Aber mit diesen Gefühlen hast du ja schon immer gespielt, nicht wahr?«
    Zamorra warf ihr einen warnenden Blick zu. Er hielt es für gefährlich, Julian zu verärgern. Der Junge war unberechenbar. Vielleicht löste er in aufflammendem Jähzorn die Traumwelt auf, in der der Silbermond schwebte, und ob die geringe Zeitspanne, um die dieser Himmelskörper zusätzlich in die Zukunft versetzt war, ausreichte, das drohende Zeitparadoxon weiterhin zu verhindern, stand in den Sternen. Zamorra erinnerte sich nur zu deutlich, welches Chaos damals ausgebrochen und nur durch Sid Amos’ und Julians Eingreifen wieder rückgängig gemacht worden war. Die Auswirkungen des durch Merlins Fehlplanung ausgelösten Paradoxons erstreckten sich nicht nur auf Gegenwart und Zukunft, sondern veränderten selbst die Vergangenheit - und zwar in äußerst radikaler, furchtbarer Form. [2]
    Plötzlich fiel Zamorra auf, daß sich etwas verändert hatte. Im ersten Moment kam er nicht darauf, was es war. Aber dann registrierte er es. Es war eine schleichende Veränderung, kaum merklich.
    Das Land verdorrte!
    Die Pflanzen verfärbten sich, wurden gelb, braun und schließlich schwarz. Halme sanken kraftlos um, Blätter raschelten zu Boden. Nur da, wo die entführten Menschen und Julian sich befanden, gab es noch Grün, aber der Kreis wurde zusehends kleiner. Zugleich begannen die Temperaturen zu sinken. Es wurde kühl, und ein aufkommender, leichter Wind brachte den Gestank von Fäulnis mit sich.
    Die beiden Frauen zeigten bereits eine Gänsehaut. Zamorra zog Jacke und Weste aus und gab die beiden Teile an Nicole und Lizette weiter, aber kaum hielten sie die Kleidungsstücke in ihren Händen, da lösten die Teile sich in Nichts auf.
    Unbewegt beobachtete Julian den Vorgang. Nur in seinen Augen war ein seltsames Leuchten, das Zamorra darin nie zuvor gesehen hatte.
    »Hör endlich

Weitere Kostenlose Bücher