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0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ersticken!«
    »Und Sie glauben im Ernst, wir würden zu Ihren Gunsten auf die einzige Überlebensmöglichkeit verzichten?« fragte Zamorra spöttisch und deutete auf den Anzug.
    »Sie müssen es! Sie sind schließlich schuld an meiner Lage!« beharrte Lizette.
    »Seien Sie nicht kindisch«, erwiderte Nicole. »Sie sollten inzwischen begriffen haben, daß die Lage für uns nicht anders aussieht als für Sie!« Sie wandte sich zu Zamorra um. »Was meinst du damit, daß keiner von uns sterben wird?«
    »Ich habe mich an das erinnert, was Julian sagte - oder wer auch immer hinter seiner Gestalt steckte. Achtet auf den Drachen, aber hütet euch, ihn zu erschlagen.«
    »Ja, und?«
    »Zum einen sprach er in der Mehrzahl. ›Achtet‹ und ›hütet euch‹, statt ›achte‹ und ›hüte dich‹. Angesichts dieser einen Überlebenshilfe wäre das aber unlogisch.«
    »Aber wir sind besagtem Drachen noch nicht begegnet.«
    »Eben«, stellte Zamorra fest. »Das ist das zweite, noch stichhaltigere Argument. Der Hinweis ergäbe keinen Sinn, wenn wir hier sterben sollten. Wir alle sollen auf den Drachen achten. Wenn von vornherein feststünde, daß nur einer von uns überleben kann, um auf den Drachen zu achten, hätte Julian eine andere Formulierung verwendet.«
    Nicole hob die Brauen. »Eine faszinierende Idee - wenn auch ein bißchen weit hergeholt.«
    »Und da ist der Beweis für die Richtigkeit dieser weit hergeholten Idee«, sagte Zamorra und wies auf Lizette Carboney.
    Der Raumanzug löste sich in Nichts auf.
    Aber auch alle anderen durch Wünsche geschaffene Kleidung. Sie waren alle drei wieder so, wie sie in diese Welt gekommen waren - nackt.
    ***
    Dem Flugkapitän war klar, daß er die Passagiere belog. Aber das war besser, als eine Panik aufkommen zu lassen, in der sie voller Todesangst übereinander herfallen oder sogar das Cockpit stürmen würden. Er hatte so schon genug zu tun. Zusammen mit dem Copiloten versuchte er, die Maschine auf Höhe zu halten. Er war passionierter Segelflieger, und die in seiner Freizeit erlernten Tricks versuchte er jetzt auf die schwere Maschine zu übertragen. Der Jumbo war zwar kein leichter Segler, dessen Rumpf und Tragflächen aus Sperrholz oder Glasfaserkunststoffen bestanden, aber mit der gewaltigen Spannweite und der immer noch erheblichen Geschwindigkeit konnte er versuchen, die schwache Thermik über dem Ozean auszunutzen. Auch wenn das Höhenruder nicht mehr funktionierte - das Seitenruder ließ sich noch bewegen, und über einseitige Schubwegnahme oder Schubverstärkung der Triebwerke konnte er auch einiges bewirken. Während der Funker immer noch - bisher erschreckenderweise vergeblich - versuchte, Kontakt mit Schiffen zu bekommen, bemühten sich Pilot und Copilot in schweißtreibenden Versuchen, die Maschine so lange wie möglich in der Luft zu halten und damit näher ans ferne Land zu kommen. Wenn der Aufschlag erfolgte, zählte möglicherweise jeder Meter.
    Aber bis es soweit war, konnte der Captain keine Panik gebrauchen. Er war entschlossen, bis zum letzten Moment zu warten. Er vertraute auf seine Seglerkunst. Erst, wenn es wirklich nicht mehr anders ging, würde er den Passagieren reinen Wein einschenken - rechzeitig genug, daß das Personal die aufblasbaren Schlauchboote klar machen und die Schwimmwesten verteilen konnte, die bei einem Atlantikoder Pazifikflug zur Standardausrüstung der Maschine gehörten.
    Aber vielleicht geschah ja doch noch ein Wunder…
    ***
    »Langsam, aber sicher«, murmelte Zamorra, »reicht’s mir. Wir sollten uns überlegen, wie wir dem Unbekannten an den Kragen gehen können. Bisher reagieren wir doch nur, statt zu agieren. Und das gefällt mir nicht. Ich halte nichts davon, Spielball einer fremden Macht zu sein, die sich über mich beziehungsweise uns«, mit einer ausholenden Handbewegung bezog er auch Lizette mit ein, »amüsiert.«
    Mittlerweile war die Mondlandschaft perfekt. Es gab nur noch Steine und Staub, der Himmel war nachtschwarz, aber am Boden herrschte Helligkeit. Auch die Schwerkraft betrug nur noch etwa ein Sechstel der irdischen - so, wie es eben auf dem Mond normal war! Aber irgendwie lebten sie immer noch, obgleich es keine Atemluft mehr zu geben schien und die Temperatur längst weit unter den Gefrierpunkt gesunken war. Zamorra fiel auf, daß weder er noch die beiden Frauen Atemfahnen produzierten, was unweigerlich der Fall gewesen wäre, wenn sie sich tatsächlich in frostkalter Landschaft befunden hätten; der in der

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