Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
bewegte und sich ihnen näherte. Ein Tier?
    Es schien eine Mischung aus Pferd und Stier zu sein. Der Hufschlag wurde hörbar und bewies damit, daß der Unbekannte, der für die Manipulationen verantwortlich war, mittlerweile auf die Illusion der Luftleere endgültig verzichtet hatte. Das Wesen kam immer näher, und Zamorra sah, daß es auch von der Größe her einem Pferd ähnelte.
    Er überlegte. Sollte er versuchen, es einzufangen und als Reittier zu benutzen? Zumindest die beiden Frauen konnten so etwas bequemer vorankommen, zumal die Burg ziemlich weit entfernt war. Andererseits war es fraglich, ob dieses Stierpferd sich tatsächlich reiten lassen würde.
    Es war nur noch ein paar Dutzend Meter entfernt, als etwas Unglaubliches geschah. Vor den drei Menschen brach der Boden auf. Erdboden flogen ihnen entgegen, wurden nach allen Seiten verstreut. Etwas Gigantisches stieß mit Urgewalt aus dem harten Erdreich empor in den Nebel. Weiße Funken sprühten, ein schrilles Fauchen und Zischen wurde von ohrenbetäubendem Gebrüll überdeckt. Lizette schrie gellend auf. Mächtige Schwingen erzeugten einen Luftzug, der die drei Menschen zurückschleuderte. Das grünschüppige Ungeheuer stürzte sich auf das Stierpferd. Ein durch Mark und Bein gehendes Kreischen erklang. Gegen das schuppige Ungeheuer hatte das schnelle Tier keine Chance.
    Krachen und Reißen, das Schlagen von Schwingen, abermaliges Fauchen… was genau geschah, konnten die drei Menschen nicht erkennen, weil der schuppige Gigant ihnen den Rücken zuwandte, und die Sicht versperrte. Zamorra sah etwas auf sich zukommen, riß Nicole und Lizette mit sich zu Boden, und der Drachenschweif mit seinen spitzen Zacken und Stacheln raste zentimeterdicht über die drei Menschen hinweg. Die Bestie schlürfte und schmatzte. Wieder knackte etwas. Dann schwang sich das Ungeheuer in den Himmel empor und jagte mit rauschenden Schwüngen davon.
    »Ein Drache«, keuchte Lizette auf. »Aber - aber so etwas gibt es doch gar nicht.«
    »Der Drache scheint über die Existenzfrage etwas anderer Ansicht zu sein«, erwiderte Nicole. »War das jetzt auch nur eine Illusion, oder war das Biest echt?«
    »Wir müssen hier mit allem rechnen. Es gibt wohl nichts, was es nicht gibt. Vielleicht sind wir ausnahmsweise einmal zwei echten Lebensformen dieser Welt begegnet; dafür spricht, daß sie sich nicht um uns gekümmert haben, also nicht speziell für uns geschaffen wurden.«
    Er erhob sich und half den beiden Frauen ebenfalls auf die Beine. Der Boden, aus dem der Drache hervorgeschossen war, war nach wie vor zerwühlt und zerklüftet. Das große Loch deutete darauf hin, daß sich hier tatsächlich ein Wesen großen Ausmaßes versteckt gehalten hatte.
    Zamorra kletterte ein kleines Stück in den Krater hinein und stieg dann wieder empor. »Wäre es nicht echt gewesen, hätte ich wohl über das Loch hinwegschweben müssen«, behauptete er.
    Hinter dem Loch lagen zermalmte Knochenreste. Sonst war nichts von dem Stierpferd übriggeblieben. Kein Fell, kein Blut, keine Fleischreste. Nur die Knochen, säuberlich abgenagt, als seien Ameisen oder Piranhas am Werk gewesen, und die meisten dieser Knochen zertrümmert, zerbrochen, aufgespalten. Zamorra erschauerte angesichts der ungeheuerlichen Geschwindigkeit mit der der Drache dieses nicht gerade kleine Tier gefressen hatte.
    Und er war heilfroh, daß der Drache nicht sie drei auf seine Speisekarte gesetzt hatte.
    »Achtet auf den Drachen, aber hütet euch, ihn zu erschlagen«, zitierte Nicole wieder den Orakelspruch des vermeintlichen Julian.
    »Den erschlagen?« ächzte Lizette. »Dazu braucht man vermutlich eine ganze Panzerkompanie oder eine Atombombe!«
    Ihre Bemerkung war sicher übertrieben, zeigte aber, daß sie langsam wieder zu sich selbst fand. Vielleicht hatte auch nur der neuerliche Schock den alten Zustand verdrängt.
    »Selbst ein so riesiges Ungeheuer hat einen schwachen Punkt«, brummte Zamorra. Er warf einen Blick auf den überlangen, gehörnten Schädel des Stierpferdes. Dann zuckte er mit den Schultern. »Gehen wir weiter«, sagte er. »Wir müssen die Burg erreichen.«
    Während sie ihren Weg durch die blaue, mehr und mehr aufhellende Nebellandschaft fortsetzten, tauchte ein anderer Gedanke in Zamorras Überlegungen auf. War es nicht möglicherweise ein Fehler gewesen, den Ort zu verlassen, an dem sie in dieser Welt aufgetaucht waren? Vielleicht kamen sie nur an jener Stelle wieder in das Flugzeug zurück!
    Aber andererseits

Weitere Kostenlose Bücher