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0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

0509 - Ein Gehängter kehrt zurück

Titel: 0509 - Ein Gehängter kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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absuchen und die anderen dazu? Die Zeit drängt. Es wird zu spät sein.«
    »Möglich«, gab ich zu. »Wenn mich nicht alles täuscht, mußten die beiden irgendwo in Küstennähe gestanden haben. Oder bist du anderer Ansicht?«
    »Weiß ich nicht«, gab Bill flüsternd zurück. »Ich habe mehr auf Johnny geschaut.«
    Das war verständlich. Momentan waren wir ratlos. Ich schaute auf mein Kreuz, als könnte ich dort die Lösung des Falles ablesen, aber es gab mir auch keine Antwort.
    Sheila hatte sich wieder etwas gefangen. Sie löste sich von ihrem Mann und drehte den Kopf. Mit der Stirn war sie gegen die Wand geprallt. In der Mitte, genau über den Augen, war die Haut aufgeplatzt. Die Wunde blutete.
    »Wir müssen hier weg!« flüsterte sie. »Wir müssen Johnny finden. Sonst ist alles aus.«
    »Und wie?«
    »Bill, stell nicht diese Fragen. Tu etwas.«
    »Du hast leicht reden.«
    »Sie muß es tun!« Sheila deutete auf die Wölfin. Dann ging sie auf Nadine zu und kniete vor ihr nieder.
    Bill und ich beobachteten sie im kalten Schein der Lampen. Beide Hände wühlte Sheila in das Fell. Sie streichelte es, dann begann sie mit der Wölfin zu sprechen.
    »Bitte, Nadine«, flüsterte sie. »Ich bitte dich um alles in der Welt, daß du uns hilfst. Du mußt uns einfach helfen. Versprichst du mir das? Du mußt uns zu Johnny führen. Er ist irgendwo, er befindet sich in Gefahr…«
    Sheila redete noch weiter, und Nadine schaute sie aus ihren menschlichen Augen an. Wir bekamen sogar den Eindruck, daß sie Sheilas Worte verstand, nur reagierte sie nicht.
    Das merkte auch die leidende Mutter. Sie stand wieder auf und hob mit einer verzweifelt wirkenden Geste beide Schultern. »Ich glaube, es ist zu spät!«
    »Nein!« sprach ich hart und wütend dagegen. »Es ist nicht zu spät. Wir jedenfalls müssen zunächst einmal aus diesem verdammten Keller raus. Das ist wichtig!«
    Die Conollys widersprachen nicht. Nadine schloß sich uns an.
    Wieder drückten wir uns durch den engen Gang und waren froh, als wir die Treppe erreichten.
    Den Gebeinen hatten wir keinen Blick mehr gegönnt. Ich leuchtete die Stufen hoch und gegen die Tür, die verschlossen, aber nicht abgeschlossen war.
    Sehr bald schon standen wir wieder in dem hallenartigen Raum des Erdgeschosses.
    Er war leer.
    Keine Spur von den beiden Frauen. Hatten sie das Haus verlassen? Verständlich wäre es gewesen, denn sie…
    Bill zischte mir etwas zu und lief gleichzeitig auf die Treppe zu.
    Jetzt hörte auch ich es.
    Schreie!
    Fast ein Wimmern und Klagen.
    Die Geräusche drangen von oben her. Irgendwo dort mußte sich ein Drama abspielen…
    ***
    Der Schrei war mörderisch!
    Er zitterte als Echo durch den kahlen Raum, aber er war kein Todesschrei, denn nicht Chrissy Miller hatte ihn ausgestoßen.
    Eliza Burton schrie so furchtbar!
    Das nicht ohne Grund. Kurz bevor die Klinge in den Körper der anderen Frau fahren konnte, hatte der Junge eingegriffen, sich von der Wand gelöst und seine Zähne in den Handrücken seiner Mutter geschlagen.
    Jetzt steckten sie.
    Er biß auch weiterhin zu. Eliza heulte, die Hand zuckte zurück, die Zähne des Jungen schleiften noch über die Haut, dann wankte Eliza Burton auf die Tür zu, gegen deren Kante sie mit dem Rücken stieß.
    Der rechte Arm war nach unten gesunken. Sie starrte auf ihren Handrücken, wo der Biß des Jungen kleine, blutende Wunden hinterlassen hatte. Damit hatte er Eliza so sehr geschockt, daß sie an ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr dachte.
    Und Chrissy stand auf. Ihr Blick zeigte einen fahrigen Ausdruck.
    Sie konnte es nicht fassen, daß sie mit dem Leben davongekommen war. Zwischen ihr und Eliza stand Benny. Er wischte mit dem Handrücken das Blut von seinen Lippen.
    Seine Mutter konnte es nicht fassen. Erst jetzt begriff sie, wer ihren Mordplan vereitelt hatte.
    »Du!« keuchte sie Benny an. »Du hast es getan! Du hast mich fertiggemacht! Du bist…« Sie sprach nicht mehr weiter und schrie ihre Wut hinaus.
    Das Messer hatte sie noch immer. Aus diesem Grunde zögerte Chrissy Miller auch, sie zu attackieren. Sie wartete ab, was noch geschehen würde. Fand Eliza noch die Kraft, einen zweiten Angriff zu versuchen? Sie interessierte sich nur für ihren Sohn.
    »Verraten!« keuchte sie. »Du hast mich veraten! Und dich habe ich großgezogen, verflucht! Jetzt muß ich einem Verräter in die Augen schauen. Aber zum Glück bin ich nicht deine richtige Mutter. Ich hätte mich sonst geschämt. Ich…«
    »Eliza! Hör auf!«

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