051 - Die Sklaven des Vampirs
Wagen zu. »Das Gewölbe bebt wie verrückt. Es kann nur noch Minuten dauern.«
»Sekunden höchstens«, knurrte Wilson und schwang sich hinter das Lenkrad.
Arruzzu und Dorian setzten sich, und mit aufheulendem Motor wendete der Wagen auf dem kleinen Platz und brauste los.
In sicherer Entfernung hielt der Amerikaner den Wagen an.
Die sechs Überlebenden sahen die schwankenden Lichtbahnen eines zweiten näher kommenden Autos. Die hellgelben Strahlen huschten über die Bäume am Wegrand, dann irrten sie ab und strahlten einen Teil des Weinbergs an, kehrten wieder zurück und schaukelten auf und ab.
»Maurice Simon, der Wirt. Er scheint etwas geahnt zu haben.«
Dorian sah auf seine Uhr. Es war drei Uhr nachts.
»Nein«, widersprach er. »Simon holt uns ab, wie er es versprochen hat.«
»Er ist kein Dämon, kein Blutsauger«, sagte Durand leise. »Aber er ist ein geldgieriger fetter Satan.«
Unter ihren Sohlen schien der Boden zu beben. Dann folgte ein lautes und krachendes Geräusch. Die beiden Tore wirbelten in Trümmern davon, als hätte im Gewölbe eine furchtbare Explosion stattgefunden.
»Der Weinkeller stürzt ein!«
Dorian widersprach nicht, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es mit natürlichen Dingen zuging. Weder das Feuer noch die Vibrationen konnten das Gewölbe so erschüttert haben, dass sich die Mauerverbände gelockert hatten. Sie standen seit Jahrhunderten, wenn nicht seit einem Jahrtausend.
Der Citroën kam näher. Das Licht seiner Scheinwerfer lag jetzt auf dem schrägen Hang mit den dürren, blattlosen Rebstöcken. Plötzlich bildete sich im Erdreich ein Trichter. Felsen, Steine, die abgrenzenden Sonnenmauern und die Erde sackten nach unten.
Ein donnerndes Krachen kam aus der gähnenden, von Rauch und aufwallendem Staub verschleierten Öffnung. Die Flammen waren erloschen. Wieder sackte an anderer Stelle in einer Breite von mindestens zwanzig Metern der Weinberg nach unten. Der Stollen darunter war eingebrochen, und was immer sich dort verborgen hatte – es war unter Tonnen von Fels und Erdreich zerquetscht worden.
Neben der Gruppe von Männern, die schweigend zum Weinberg und in die Richtung des Kellers blickten, hielt der große, schmutzige Wagen. Simon stieg aus.
»Was ist passiert? Mon dieu, jetzt sehe ich es! Der Weinkeller! Er stürzt ein! Wo sind die anderen?«
Dorian holte tief Luft und füllte seine Lungen mit der feuchten, stechend kalten, aber frischen Luft. »Wir sind die einzigen Überlebenden. Alle anderen liegen dort unten, Simon.«
Tonlos murmelte der dicke Wirt: »Alles hin. Alles kaputt. Lacroix? Auch tot?«
Als Antwort entstand über dem Hauptgewölbe eine Erdspalte, in die Geröll, Erde und Weinstöcke stürzten. Steine flogen wie abgeschossen aus der Öffnung, dann rollte und rutschte die Erde auf den Platz neben den geschwärzten Mauern der Mühlenruine.
»Alles tot. Und dieser verdammte Wein – auch er gehört der Vergangenheit an.«
Dorian griff in die Tasche und fand das Siegel. Er schleuderte die Fälschung achtlos davon, räusperte sich die Kehle frei, spuckte Staub und Mörtel aus und sagte überraschend klar: »Sie werden, meine Herren, in Zukunft Ihren Wein an anderen Orten bestellen müssen. Pierre Lacroix hat jedenfalls seine Lieferungen eingestellt. Für immer.«
Sie verteilten sich auf beide Wagen und fuhren schweigend zurück ins Gasthaus. Jeder dachte an andere Dinge, aber keiner sprach aus, was sie dort erlebt hatten, wo eine Säule aus Staub und pulverisierter Erde sich langsam über die dünne Schneedecke breitete.
Es war für Dorian eine Befreiung, ein halb symbolischer Akt der Reinigung. Er lag, bis zum Hals mit weißem, knisterndem Schaum bedeckt, in der großen altertümlichen Wanne seines Bades. Auf einem Schemel standen Zigaretten, ein Aschenbecher und eine halb leere Flasche Bourbon. Dorian trank und rauchte gleichzeitig und versuchte zu vergessen.
»Soll ich dir den Rücken schrubben?«, fragte eine Stimme von der Tür her.
Dorian sah im Spiegel, dass Susan Dale hereinkam.
»Nein«, sagte er. »Aber nenne mich bitte in Zukunft Dorian. Ich habe den anderen Namen nur zur Tarnung angenommen. Schläft der Wirt noch?«
Sie lächelte ihn an.
»Irene war eben in meinem Zimmer. Sie sind alle unten beim Frühstück. Keiner von ihnen hat geschlafen. Ich habe gebeten, unser Frühstück aufs Zimmer zu servieren.«
»Einverstanden«, sagte er, streckte ein Bein aus dem Schaum und trank das Glas leer. »Auf meinem Zimmer. Wir
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