051 - Die Sklaven des Vampirs
ausgetretenen Stufen wieder hinunter und auf die Säulen zu, die sich neben der Maschine befanden. Dort tasteten seine Finger über den Stein, über Metallgegenstände, über Drähte und erwischten endlich einen Schalter.
Von oben kamen schmatzende und stöhnende Geräusche. Dorian drehte am Schalter. Plötzlich durchflutete Licht den Raum. Überall befanden sich Leuchtkörper, die gleichzeitig aufflammten.
Der Raum hatte drei Eingänge. Dorian blickte nach oben. Auf der Plattform, von der aus die Traubensammler ihre Körbe entleerten, standen der Junge und der Dämon, eng aneinander gepresst. Sie wirkten wie ein Liebespaar, aber Dorian sah, wie sich der rechte Arm des Jungen aus der Umklammerung löste und nach hinten drehte. In der Faust befand sich der lange Pfahl.
Dorian senkte den Kopf und suchte. Er las schnell die wenigen Bezeichnungen, dann klappte er einen schweren Hebel nach unten. Ein Elektromotor heulte auf. Ein altes Getriebe begann zu rumpeln.
Der Stempel begann sich zu senken. Dorian wartete einige Sekunden, dann rief er scharf: »Jetzt!«
Mit einem wilden Ruck löste sich Durand aus der Umarmung des Dämons. Seine Hand schnellte vor, rammte den Pfahl in die Brust des Dämons; und gleichzeitig warf Durand mit der Schulter den riesigen, vor Erregung bebenden Körper um. Der Dämon fiel zu Boden, rollte schreiend über die Plattform, von den wütenden Tritten und Stößen des Jungen verfolgt, bis er in den Bottich stürzte.
Ununterbrochen senkte sich die Presse auf ihn herab. Die Finger an dem rissigen Hartgummihebel, drehte sich Dorian langsam um. Er war bereit, auf alles zu feuern, was sich zeigte. Aber kein Vampir drängte mehr in den Raum hinein. Aus der Öffnung kamen dicke, weißgraue Rauchschwaden. Das Stöhnen und Wimmern draußen wurde schwächer. Dafür begannen Vibrationen das Gewölbe zu erschüttern. Der getroffene Dämon heulte schauerlich. Die Wände des eisernen Bottichs warfen seine Schreie zurück.
Die tonnenschwere Platte berührte den Rand des Bottichs, schob sich unaufhaltsam tiefer. Die Gewindestangen drehten sich schneller und schneller. Der Junge rannte von der Brüstung herunter, stolperte über die Treppe und raste auf Dorian zu.
Die Vibrationen wurden stärker. Der Motor begann lauter zu winseln. Die Zahnräder des Getriebes knackten und ratterten. Von der Decke rieselte Staub aus den Quadern des Kreuzgewölbes.
»Es ist alles vorbei!«, schrie Durand und sprang in die Höhe. »Sehen Sie, Reed!«
Er deutete auf das Loch im Bottich, an das sich eine eiserne Rinne anschloss. Der Dämon schrie noch immer unmenschlich, wurde aber immer leiser. In der Öffnung des Bottichs erschien eine dunkle, zähe Flüssigkeit. Sie sah wie gerinnendes Blut aus. Es war das Blut des sterbenden Dämonen. Dickes, schwarzes Blut, das jetzt langsam zu laufen begann und am Ende der Rinne einen großen, dicken Tropfen bildete.
Keuchend stand Durand neben Dorian. An vier Stellen zugleich fielen jetzt Mörtel und Steinbrocken von der Decke. Aus den Vibrationen waren starke Erschütterungen geworden.
»Kommen Sie! Wir müssen hier raus!«
Dorian ließ den Handgriff los. Plötzlich, nach einem letzten grauenvollen Ächzen, verstummte der Dämon. Der Strom der satanischen Flüssigkeit war dicker geworden und bildete unterhalb der Rinne einen riesigen Fleck im Staub. Mit einem harten Ruck kuppelte das Getriebe aus.
»Sie haben Recht!«, rief Dorian. Neben ihm fiel ein kopfgroßer Steinbrocken zu Boden und zersprang in tausend Splitter. Die Lampen begannen zu flackern.
Der Junge schien den Weg zu kennen. Er spurtete los, der Dämonenkiller folgte ihm. Sie rannten durch ein Gewölbe, das wie ein alter Kreuzgang aussah, und kamen unter den fallenden Steinbrocken und dem Regen aus Mörtel und Staub hindurch ins große Gewölbe. Noch brannten einige Kerzen auf dem Tisch.
»Sie sind da! Sie haben es geschafft!«, schrie der Junge, packte Dorian am Ärmel und zog ihn mit sich.
Die Erschütterungen wurden mit jedem Schritt stärker. Dorian rannte auf den breiten Spalt zwischen den zwei Torflügeln zu, erinnerte sich und hielt an. Er zog seine Tasche aus dem Versteck und sauste weiter, hinein in das helle, rettende Licht der aufgeblendeten Scheinwerfer des Wagens. Zuerst Durand, dann er, so sprangen sie hinaus ins Freie, in die kalte Luft der Novembernacht.
»Wir hatten Sie schon aufgegeben«, sagte der Franzose. »Was ist das für ein Geräusch?«
»Schnell!«, schrie Durand und stürzte auf den
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