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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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Zwanzig Stockhiebe auf die Fußsohlen. Außerdem wirst du zehn Tage lang eine Gummihose tragen, Jimmy.« Coco glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Zwanzig Stockhiebe! Das war eine Strafe, wie man sie im Mittelalter über Gesetzesbrecher verhängte. Außerdem mußte Mrs. Reuchlin doch Prosper schon längst durchschaut haben?
    Coco wartete nur so lange, bis die Geräusche in der Direktion verstummten und sie sicher sein konnte, daß Mrs. Reuchlin allein war. Dann klopfte sie an die Verbindungstür.
    »Ja, Miß Swanson?«
    Coco trat ein. Mrs. Reuchlin blickte ihr mit unwillig gerunzelter Stirn entgegen.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Coco, »aber ich habe zufällig das vorangegangene Gespräch mit angehört.«
    Mrs. Reuchlin lächelte spöttisch und spielte mit ihrem Füllhalter.
    »Und jetzt kommen Sie wohl, um mir pädagogische Ratschläge zu geben, nicht wahr, Miß Swanson?« fragte sie. »Aber bevor Sie das tun, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß dies nicht in Ihren Aufgabenkreis fällt. Die Erziehung der Zöglinge müssen Sie schon mir überlassen.«
    »Ich finde es dennoch hart, ja, geradezu barbarisch, Jimmy auf diese Weise zu bestrafen. Ganz abgesehen davon glaube ich nicht …«
    Mrs. Reuchlin schnitt ihr das Wort mit einer Handbewegung ab »Sie würden Jimmys Vergehen also durchgehen lassen? Erzählen Sie mir nicht, daß es andere Methoden gibt, um Bettnässer zu heilen. Dafür sind Sie nicht kompetent. Ich habe bisher mit meinen Methoden guten Erfolg gehabt und werde auch Jimmy zur Reinheit erziehen. Was, glauben Sie, würden Jimmys Eltern sagen, wenn ich ihnen ihren Sohn in diesem Zustand zurückgebe und er gleich in der ersten Nacht ins Bett macht? Meine Schule käme in einen schönen Ruf.«
    »Ich glaube«, sagte Coco erregt, »bei einer Schule mit nur neun Zöglingen kann es mit dem guten Ruf nicht sehr weit her sein. Die anderen Eltern werden schon gewußt haben, warum sie ihre Kinder nach Hause holten.«
    »Miß Swanson!« Mrs. Reuchlin erhob sich halb in ihrem Stuhl, ließ sich dann aber wieder langsam zurücksinken und lächelte abfällig. »Was fällt Ihnen ein, daß Sie mir solche Dinge sagen? Wie kommen Sie dazu, über anderen, von deren Verdiensten Sie überhaupt keine Ahnungen haben, einfach den Stab zu brechen? Sie sind noch jung, Miß Swanson. Ihr Temperament geht leicht mit Ihnen durch. Deshalb will ich nachsichtig mit Ihnen sein. Aber ich möchte Ihnen doch raten, sich nicht noch einmal zu solch einem dreisten Auftritt hinreißen zu lassen.«
    »Ich kann es nicht mit ansehen, wenn Kinder geschlagen werden.«
    »Die Stockschläge werden Jimmy mehr nutzen als schaden«, behauptete Mrs. Reuchlin. »Zumindest erreiche ich damit, daß er nicht noch einmal einen seiner Kameraden verleumdet.«
    »Da mögen Sie recht haben«, sagte Coco mit nur mühsam unterdrückter Wut. »Jimmy wird sich nun noch mehr vor Prosper fürchten als bisher. Und Prosper wird sich noch mehr herausnehmen. Warum verschließen Sie die Augen vor den Grausamkeiten, die Prosper begeht? Warum greifen Sie nicht ein, wenn er die anderen Zöglinge quält und seine Lehrer fast in den Wahnsinn treibt. Warum …« »Genug!« schrie Mrs. Reuchlin mit sich überschlagender Stimme.
    Coco hielt erschrocken inne, aber nicht, weil sie sich von Irene Reuchlin einschüchtern ließ. Etwas anderes verschlug ihr die Sprache.
    Irene Reuchlin stand einen Augenblick wie ein wütender Racheengel da, im nächsten Moment taumelte sie mit einem Aufschrei zurück. Coco sah, wie etwas über ihre linke Gesichtshälfte zuckte; und dann wurde plötzlich eine lange häßliche schwarze Narbe sichtbar, die sich von ihrer Schläfe bis unter das Kinn hinzog. Als hätte ein Unsichtbarer sie mit einem glühenden Messer gebrandmarkt.
     

     

Das Mädchen spielte alle Register ihrer Kunst durch. Sie koste seine erogenen Zonen, die sie inzwischen schon längst kannte, und tat dutzenderlei andere Dinge, von denen sie wußte, daß sie bei Dirk wirkten. Aber diesmal half alles nichts. Nach einer Viertelstunde vergeblicher Liebesmühe ließ sie sich erschöpft aufs Bett zurücksinken.
    »Was ist nur los mit dir, Dirk?« fragte sie verständnislos. »Weiß nicht«, erwiderte Dirk Rainer mürrisch.
    »Du hast einen Knacks abbekommen«, sagte sie voll Überzeugung.
    »Möglich.«
    Sie stützte sich auf, steckte sich eine Zigarette an und paffte nachdenklich.
    »Ich kann dir nicht einmal vorwerfen, daß du dich passiv verhalten hast. Nein, weiß

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