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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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Gott, passiv warst du nicht! Aber gemurkst hast du. Es liegt an dir.«
    »Wenn schon.«
    »Läßt dich das so kalt? Dirk, das ist ja schrecklich! Wenn du schon so weit bist, kannst du dir gleich dein Grab schaufeln lassen. Wie willst du ohne Sex kreativ sein?«
    »Ach, laß mich doch in Ruhe!«
    »Im Ernst, Dirk. Ich mache mir Sorgen um dich. Oder liegt es doch an mir? Bin ich denn nicht mehr so gut wie früher?«
    »Doch, doch.«
    »Oder … Jetzt weiß ich es!« Sie schnippte mit dem Finger. »Du hast eine andere. Ist es das?« »Genau!«
    Er sprang plötzlich aus dem Bett, ergriff, nackt wie er war, seine Farbpalette, stocherte wild mit dem breitesten Pinsel in den Farben herum und stieß ihn dann wie ein Florett gegen das Bild auf seiner Staffelei. Er malte der Öldame einen dunklen Strich über die linke Gesichtshälfte, der von ihrer Schläfe bis zum Kinn hinunterführte.
    Schweratmend betrachtete er das Ergebnis seiner Genie-Explosion. Ja, er war auf dem besten Weg, sein reifstes Werk zu malen.
    Dieser eine alles entscheidende Strich hatte den Bann gebrochen. Er hatte die anfängliche Scheu überwunden. Jetzt würde es flott vorangehen.
    Bevor er den Pinsel jedoch erneut ansetzte, zögerte er. Ein schwarzer Klecks und ein Strich. Wie sollte er das beides miteinander verbinden? Das mußte gut überlegt werden.
    Er legte die Palette seufzend weg. Doch er war erleichtert und zufrieden.
    »Dirk!« rief das Mädchen begeistert, als er zum Bett zurückkam. »Was sehen denn meine Augen? Ein Wunder ist geschehen!«
    Er grinste. »Das bin ich erst einmal losgeworden. Jetzt will ich dir zeigen, daß deine Bemühungen doch nicht umsonst gewesen sind.«
     

     
    Cocos fünfte Nacht im Kollegium Isacaaron begann.
    Sie saß in ihrem Zimmer auf dem Bettrand und beobachtete die Zeiger der Uhr. Es war zehn Minuten vor elf. Sie wollte noch eine Viertelstunde warten, damit sie sicher sein konnte, daß alle im Schloß schliefen, und sich dann auf die Suche nach ihrer Vorgängerin machen.
    Mike Lundsdale war überzeugt, daß sich Judith Skeates noch im Schloß befand. Coco schloß sich dieser Meinung an. Mike hatte behauptet, daß Judy ihren Papagei über alles liebte. Warum hatte sie ihn dann bei ihrer Abreise nicht mitgenommen? Der glockenförmige Käfig stand immer noch in Judys Zimmer, das nun Coco bewohnte. Sie hatte sich des Papageis angenommen, fütterte ihn, pflegte den Käfig; aber es war ihr bisher noch nicht möglich gewesen, dem Papagei auch nur einen Ton zu entlocken.
    Coco vernahm wieder die seltsamen Laute, die durch das Schloß geisterten und sich wie das Säuseln des Windes anhörten; und sie glaubte auch, wieder die Klagelaute zu hören, die von nirgendwo und doch von überall her zu kommen schienen.
    Seltsamerweise fühlte sie sich in dieser Nacht jedoch müde. Die Geräusche hielten sie nicht wach, sondern machten sie schläfrig. Sie legte sich aufs Bett zurück, um sich etwas zu entspannen. Die Augen fielen ihr wie von selbst zu.
    Plötzlich schreckte sie hoch. Irgend etwas hatte sich in ihrem Zimmer verändert. Sie blickte auf die Uhr. Es war bereits zehn Minuten nach elf.
    Konnte es sein, daß sie zwanzig Minuten eingeschlafen war? Der Papageienkäfig!
    Sie sprang auf die Beine. Der Käfig war weg. Jemand mußte, während sie geschlafen hatte, in ihrem Zimmer gewesen sein und den Käfig gestohlen haben. Vielleicht war es dieselbe Person gewesen, die für ihre plötzliche Müdigkeit verantwortlich war?
    Coco ging zur Tür. Der Riegel war vorgeschoben, doch das hatte wenig zu besagen. Sie hatte es hier mit Dämonen zu tun, und deshalb mußten ganz andere Maßstäbe angelegt werden.
    Sie schob den Riegel zurück und öffnete langsam die Tür. Der Korridor lag verlassen da. Durch die hohen Fenster fiel fahles Mondlicht herein. Außer dem Wimmern und Klagen waren jetzt auch noch andere Laute zu hören: Ein wohliges Seufzen, das sich mit rauhem Lachen und spitzen, verhaltenen Schreien der Lust vermischte.
    Coco folgte den Stimmen bedenkenlos und kam in jenen Seitengang, der in den Nordflügel führte, wo Irene Reuchlins Zimmer lag. Als sie Mrs. Reuchlins Tür erreicht hatte, stellte sie fest, daß die Stimmen von hier kamen. Das überraschte sie nicht. Sie wußte ja, daß die Direktorin gelegentlich Besuch von einem Mann bekam, von dem niemand wußte, ob es ihr Gemahl oder nur ihr Geliebter war. Jedenfalls schien er der Besitzer des Internats zu sein, denn es war nach ihm benannt. Coco erinnerte sich, daß auch

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