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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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ein Dämon der Lust diesen Namen hatte. Isacaaron hatte, wollte man der Überlieferung glauben, gegen Ende der zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts in dem Kloster Loudun die Nonne Mutter Johanna von den Engeln heimgesucht. War er nun zu Irene Reuchlin gekommen?
    Coco rümpfte die Nase, da ihr ein abscheulicher Gestank entgegenschlug. Die Stimmen waren nun schon ziemlich laut, aber Coco konnte dennoch kein Wort von dem verstehen, was in Mrs. Reuchlins Zimmer gesprochen wurde. Der Mann sprach mit einem so tiefen Baß, daß die Tür davon vibrierte. Irene Reuchlins Stimme klang dagegen schrill. Sie lachte in höchsten Tönen, dann sagte sie irgend etwas Unverständliches – und lachte abermals. Gleich darauf sprach wieder der Mann, und seine Stimme ging Coco durch Mark und Bein.
    Als sie nur noch zwei Schritte von der Tür entfernt war, wurde der Gestank fast unerträglich. Es war eine Mischung aus Schwefeldämpfen und Verwesungsgeruch, aber das konnte sie sich auch nur einbilden.
    Plötzlich glaubte sie, sich zu erinnern, diese penetrante Ausdünstung schon einmal gerochen zu haben, als kleines Mädchen in ihrem Elternhaus, als der Fürst der Finsternis bei ihrer Schwarzen Familie zu Gast war. Damals war ihr furchtbar schlecht geworden, so wie jetzt.
    Sie mußte sich an die Wand anlehnen, und allmählich wurde ihr wieder besser. Entweder hatte sie sich an den Gestank gewöhnt, oder er verflüchtigte sich. Die Stimmen waren auch verstummt. In Irene Reuchlins Zimmer war es plötzlich still geworden.
    Coco faßte Mut und langte nach der schweren Messingklinke. Sie öffnete die Tür, zuerst langsam und nur einen Spalt, dann stieß sie sie ganz auf.
    Das Zimmer war leer. Eines der beiden Fenster stand weit offen. Die Stimmen kamen jetzt aus dem Park.
    Wie von selbst setzten sich Cocos Beine in Bewegung und trugen sie zum Fenster. Sie stellte sich hinter die aufgeblähten Vorhänge und schaute vorsichtig in den Park hinaus. Dort lief Irene Reuchlin mit grazilen Bewegungen über die Wiese auf den Wald zu. Sie war völlig nackt. Coco konnte im Schein des Mondes alle Einzelheiten an ihrem makellosen Körper erkennen. Als sich Irene Reuchlin nach dem Mann umdrehte, der hinter ihr her lief, zeigte sich allerdings, daß Irenes Körper doch nicht so makellos war. Die dunkle Narbe machte aus ihrem schönen Gesicht eine Fratze, und unter der linken Brust hatte sie einen schwarzen, handtellergroßen Fleck.
    Als sich der Mann im Laufen einmal um seine Achse drehte, hielt Coco unwillkürlich den Atem an. Er hatte kein Gesicht! Wo sein Gesicht hätte sein müssen, war nur undurchdringliche Schwärze.
    Jetzt war sie sicher, daß es sich um Asmodi, den Fürst der Finsternis, handelte. Denn Asmodi hatte tausend Gesichter und zeigte doch nie sein wahres.
    Coco drehte sich um und rannte aus dem Zimmer. Als sie in den Korridor hinauskam, lehnte sie sich gegen die Wand, um sich erst einmal zu beruhigen. Sie preßte ihre heiße Stirn gegen die kühle Mauer und fühlte, wie ihre Erregung langsam abklang. Und um so mehr sich ihre umnebelten Sinne klärten, um so stärker hörte sie wieder die Klagelaute. Nun stürmten sie nicht mehr von allen Seiten auf sie ein, sondern schienen nur noch aus einer Richtung zu kommen. Sie lauschte angestrengt und war bald sicher, daß das gespenstische Wimmern und Stöhnen von der Treppe, die zum Dachboden hinaufführte, herkam.
    Augenblicklich wurde sie sich wieder ihrer ursprünglichen Absicht bewußt, nach Judith Skeates zu suchen. Sie konnte damit gleich auf dem Dachboden beginnen, obschon sie leicht einer akustischen Täuschung zum Opfer gefallen sein konnte.
    Jedes unnötige Geräusch vermeidend, nahm sie schnell Stufe um Stufe, bis sie vor einer eisernen Tür stand. Sie war auf und bewegte sich kaum merklich im Luftzug. Coco öffnete sie vorsichtig so weit, daß sie hindurch schlüpfen konnte. Die Angeln quietschten überhaupt nicht; sie waren gut geölt, woraus Coco schloß, daß die Tür oft benutzt wurde.
    Auf dem Dachboden war es so finster, daß Coco überhaupt nichts sehen konnte. Sie mußte sich ihren Weg durch das Gerümpel ertasten. Das Wimmern und Stöhnen war nun viel deutlicher zu hören. Es klang auch nicht mehr gespenstisch, sondern durchaus menschlich. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, um sich vorzustellen, daß hier jemand stöhnte, der Schreckliches auszustehen hatte. Cocos Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit. Deshalb fiel ihr auch sofort der schwache Lichtschein auf.

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