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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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etwa acht Metern und war an die sechs Meter hoch. Es gab weder Fenster noch sonstige Öffnungen. Die Außenwand zierten Reliefs, die mystische Szenen darstellten. Der Tod in all seinen Formen war ein immer wiederkehrendes Motiv.
    Coco umkreiste den Rundbau noch ein zweites Mal und unterzog diesmal die Steinquader einer genaueren Untersuchung. Und plötzlich stutzte sie, als sie an einer Stelle der Mauer einige ihr bekannte Zeichen entdeckte, die mit Pech dort hin gemalt waren. Es waren Symbole der Schwarzen Magie, die sie allerdings in dieser Anordnung noch nie zuvor gesehen hatte.
    Wäre Coco unter anderen Voraussetzungen auf diese Symbole gestoßen, hätte sie angenommen, daß es sich um die Zeichen irgendeines vergangenen Rituals handelte. Doch nun vermutete sie, daß sie mit Prospers Verschwinden zusammenhingen. Das Mausoleum hatte keine herkömmliche Tür, keinen normal zu durchschreitenden Eingang, aber es war denkbar, daß die Symbole eine Art Tor darstellten, mit deren Hilfe man die Wand durchdringen konnte. Es war die einzig mögliche Erklärung, daß Prosper einfach vom Erdboden verschwinden konnte. Deshalb hatten auch Dorian und seine Leute Judith Skeates nirgends finden können.
    Sicher, den Aufenthaltsort von Miß Skeates gefunden zu haben, kehrte Coco zum Schloß zurück.
    Sie wollte das arme, gequälte Mädchen gleich nach Dons Eintreffen befreien.
    »Essen Sie nur, Miß Skeates!« sagte Prosper.
    Er hatte vor sich auf dem steinernen Boden eine Taschenlampe liegen, deren Strahl auf die grellgeschminkte Frau gerichtet war. Sie hockte an der Wand, die Beine an den Körper angezogen. Um ihren Hals lag ein Eisenring, der in einer Höhe von etwa fünfzig Zentimetern in die Wand eingelassen war. Dadurch wurde sie gezwungen, stets in derselben Stellung dazuhocken. Sie konnte weder aufstehen noch sich hinlegen. In der einen Hand hielt sie einen Napf, während sie mit den Fingern der anderen daraus löffelte. Sie aß gierig und mit Heißhunger, ohne sich um die Art der Speise zu kümmern. Dabei verwischte sie die Schminke, so daß sie ein noch groteskeres Aussehen bekam. Prosper spielte mit der Metallklammer, die er ihr aus dem Mund genommen hatte, damit sie essen konnte.
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen kein lukullischeres Mahl bieten kann, Miß Skeates«, sagte er, »aber ich mußte froh sein, die Reste beschaffen zu können, ohne entdeckt zu werden. Schmeckt es Ihnen trotzdem? Natürlich schmeckt’s! Das sehe ich Ihnen doch an. Was sagen Sie zu Ihrer neuen Unterkunft?«
    Judith Skeates schien ihm überhaupt nicht zuzuhören. Sie hatte den Napf geleert, leckte ihn aus und sich dann noch die Finger ab.
    Prosper ging zu ihr, drückte ihr mit einer Kraft, die für sein Alter ungewöhnlich war, die Kiefer auseinander und preßte ihr die Metallklammer wieder zwischen die Zähne.
    »Ihre neue Unterkunft besitzt einige Vorzüge«, fuhr er fort und betrachtete ihr Gesicht. »Wir müssen unbedingt Ihr Make-up erneuern, Miß Skeates.« Er öffnete den Malkasten, nahm einige Tuben mit Schminke heraus und zog ihre Maske in den ursprünglichen Farben nach. Dabei erklärte er: »Hier können wir nicht überrascht werden. Und Sie können mit Ihrem Jammern den Schlaf der anderen nicht stören. Außerdem gibt es hier keine Ratten. Die Ratten können einfach nicht herein. Nicht einmal eine Mücke käme durch die Mauer – es sei denn, daß sie dieselbe Schwelle überschreitet wie ich.«
    Er runzelte die Stirn. »Neben diesen Vorteilen gibt es aber auch eine Reihe von Nachteilen. So zum Beispiel strömt keine Luft zu Ihnen herein. Irgendwann wird die vorhandene verbraucht sein. Bis morgen früh würden Sie sicherlich nicht durchhalten. Doch keine Angst! Ich will Sie nicht ersticken lassen. Ich hole Sie noch rechtzeitig heraus. Ich mußte Sie nur vor den Schnüfflern hier in Sicherheit bringen. Das sehen Sie doch ein, Miß Skeates?«
    Prosper hatte die Maske vollendet, betrachtete sein Werk kritisch und nickte zufrieden. Miß Skeates’ flehende und haßerfüllte Blicke ließen ihn völlig ungerührt.
    Er packte die Schminke in den Malkasten und verstaute ihn und den Napf im Picknick-Korb.
    »Tja«, meinte er bedauernd. »Luft ist hier drinnen sehr kostbar. Das ist auch der Grund, warum ich mich Ihnen nicht länger widmen kann, Miß Skeates. Ich muß jetzt leider wieder gehen. Aber ich verspreche Ihnen, daß ich Sie nach Einbruch der Dunkelheit ins Schloß zurückbringe. Bis später, Miß Skeates!«
    Bevor er durch das

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