051 - Duell mit den Ratten
erkennst, daß wir Brüder sind, Prosper.«
Worauf Prosper antwortete: »Du mußt zu mir halten, Theo, weil ich zuviel über dich weiß.« »Darüber hinaus verbinden uns aber noch starke Bande, die nicht einmal der Tod durchtrennen kann, Prosper. Wir haben das gleiche Blut, sind vom gleichen Schlag.«
Dieses Gespräch hatte Coco gezeigt, daß Crump über Prospers Gefangene Bescheid wissen mußte. Außerdem bestätigte es ihre Vermutung, daß Prosper noch keine Ahnung von seiner wahren Abstammung hatte. Den drei anderen Dämonenkindern erging es sicher nicht anders. Sie spürten nur den Drang des Bösen in sich und wußten, daß sie anders als die anderen waren.
Coco mußte noch vor Einbruch der Nacht das Versteck finden, in das Prosper seine Gefangene gebracht hatte. Dorian hatte ihr versprochen, einen seiner Leute in der Nähe zu postieren und Don zu ihr zu schicken. Bis der Puppenmann eintraf, mußte sie Miß Skeates gefunden haben, um sie sofort in Sicherheit bringen zu können.
Coco durchstreifte den Wald und näherte sich fast unbewußt dem Faun-Teich. Als sie am Ufer des Teiches stand und auf den breiten Schilfgürtel starrte, kam ihr der furchtbare Verdacht, daß Prosper seine Gefangene vielleicht bereits getötet und hier versenkt hatte. Sie umrundete den Teich zweimal, ohne jedoch irgend etwas Verdächtiges zu entdecken. Jedesmal, wenn sie an der Faun-Statue vorbeikam, fröstelte sie. Sie hielt die alte Legende, wonach die Statue der versteinerte Liebhaber der einstigen Schloßherrin sein sollte, für durchaus möglich; zumal, wenn auch schon damals Dämonen mit im Spiel gewesen waren.
Coco ließ den Faun-Teich schließlich hinter sich und wollte sich gerade dem Gerätehaus zuwenden, das Miß Doyle und Mr. Wisdom als Liebesnest diente, als sie durch die Büsche eine Bewegung sah. Es war Prosper Fludd. Der Junge trug einen Picknick-Korb in der einen Hand und einen Malkasten in der anderen und war darauf bedacht, kein unnötiges Geräusch zu machen. Er blickte sich bei jedem Schritt um und schien größten Wert darauf zu legen, daß niemand ihn sah.
Coco ging hinter dem nächsten Strauch in Deckung. Unter normalen Umständen wäre sie sich albern vorgekommen, einen Jungen bei seiner Freizeitbeschäftigung zu beobachten, aber Prosper war kein normales Kind. Er war ein Geschöpf der Dämonen und selbst schon durch und durch ein Teufel.
Prosper blieb plötzlich stehen und lauschte. Es war ganz still im Wald. Nur vom Schloß her hallten die Geräusche herüber. Coco glaubte, wieder Motorenlärm zu hören. Hoffentlich wurden noch heute alle fünf normalen Kinder aus dem Internat geholt.
Coco atmete auf, als sich Prosper wieder in Bewegung setzte. Er wich von seinem ursprünglichen Weg ab und wandte sich nach links – in Richtung des Mausoleums. Nach wenigen Schritten entschwand er im Unterholz ihren Blicken. Ihr blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen, denn sie war überzeugt, daß er seine Gefangene aufsuchte. Wenn sie das Versteck finden wollte, dann mußte sie Prosper folgen. Selbst auf die Gefahr hin, daß er sie entdeckte.
Coco hielt nach jedem Schritt inne und lauschte. Prosper war schon so weit entfernt, daß sie ihn nicht einmal mehr hörte. Da entschloß sie sich, einem rascheren Vorwärtskommen ihre übertriebene Vorsicht zu opfern. Und das machte sich bezahlt. Denn gerade als sie das Mausoleum vor sich auftauchen sah, betrat Prosper die Lichtung. Er blieb wieder stehen, blickte sich suchend um und verschwand dann hinter dem Mausoleum.
Coco wartete geschlagene fünf Minuten. Prosper tauchte nicht wieder auf. War es möglich, daß er wirklich nur hergekommen war, um ein Picknick abzuhalten? Das wäre schon bei einem normalen Jungen ungewöhnlich gewesen – erst recht bei Prosper. Nach weiteren fünf Minuten entschloß sich Coco, das Mausoleum unter die Lupe zu nehmen. Sie umrundete es einmal. Von Prosper keine Spur. Ein Blick auf das Gelände zeigte ihr, daß er nicht auf der anderen Seite im Wald untergetaucht sein konnte, da eine hohe, undurchdringliche Dornenhecke ihm den Weg versperrt hätte. Und wenn Prosper die Lichtung verlassen hätte, müßte sie ihn unbedingt gesehen haben. Wo war er also geblieben? In Luft konnte er sich nicht aufgelöst haben, ebensowenig wie er das Mausoleum betreten haben konnte, denn der Zugang war schon vor Jahren zugemauert worden, wie ihr Mike versichert hatte.
Das Mausoleum war ein kreisrundes Bauwerk mit einem Kuppeldach. Es hatte einen Durchmesser von
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