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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Erregung.
    »Kommandant an Queen Victoria - Innenschott des Labors schließen. Over.«
    »Verstanden. Over«, bestätigte Harris' Stimme im Helmfunk. Matthew Drax hatte darauf bestanden, dass er und Miller die Stellung im Shuttle hielten. Alle drei hatten sie protestiert - Harris, Melanie und der Major sowieso. Es gab eine hitzige aber kurze Debatte. Matt hatte sie mit den Worten: »Ich bin der Kommandant der Mission, und werde jeden, der sich meinen Befehlen widersetzt, als Deserteur behandeln!« beendet. Mac bewunderte Matthew Drax für seine eiserne Entschlossenheit, und Hollyday gab der Stimme in seinem Kopf widerwillig Recht. Und genau das war es, was ihn zermürbte: Mac immer wieder Recht geben zu müssen.
    Tief unter ihnen schloss sich die Schleuse zum Shuttle. Hören konnten sie es nicht, aber das Licht, das aus dem Labor in den Tunnel fiel, verschwand.
    »Okay, alles bereit?«, fragte der Com- mander.
    Aruula griff nach ihrem Schwert und wollte es aus der Schlaufe lösen, doch Drax hob abwehrend die Hand. »Das ist nicht nötig. Hier oben gibt es niemanden, gegen den man sich verteidigen müsste.«
    Später dachte Hollyday an diesen Satz. Später, als es zu spät war. Aber es wäre auch mit gezogenem Schwert zu spät gewesen.
    Drax legte seinen Daumen auf die Schleusentaste. Das Schott in der Außenwand der ISS glitt zu. Ein zweiter Tastendruck, um das Innenschott zu öffnen.
    Ein scharfes Zischen ertönte, leise erst, dann immer lauter werdend.
    McKenzie/Hollyday brauchte ein paar Sekunden, um überhaupt zu registrieren, was das bedeutete. Matthew Drax hatte es ebenfalls bemerkt; er wandte sich zu ihm um.
    »Druckausgleich!«, flüsterte er fassungslos. »Hier gibt es Luft!«
    Ausgeschlossen, wollte McKenzie in Hollydays Hirn protestieren, verkniff es sich dann aber angesichts der Tatsache, dass zweifellos einen Druckausgleich erfolgt war.
    Sie schwiegen; was hätten sie auch sagen können? Doch in Hollyday Kopf begann Mac laut über die mögliche Zusammensetzung dieser Atmosphäre nachzudenken.
    Ein Minute verstrich, in der sich der Druck in der Schleuse dem in der ISS an- passte. Nur Drax' Brustscheinwerfer erleuchtete den engen Schleusenraum. Der Commander hatte seinen Arm um Aruula gelegt und drückte sie an sich. Offenbar hatte sie ihre Phobie überwunden.
    »Wenn hier drin Luft ist, können wir die Helme dann nicht abnehmen?«, fragte sie in diesem Moment.
    Drax schüttelte den Kopf. »Keinesfalls! Wir müssen erst herausfinden, welche Bestandteile… ob sie giftig ist.«
    Ein metallisches Geräusch veranlasste alle vier nach oben zu blicken. Über ihnen schob sich das Innenschott auseinander. Ein schwacher Schein fiel in die Schleuse.
    Hollyday wunderte sich über das Licht. Fast gleichzeitig machte McKenzie ihm klar, dass die Raumstation über eine gewaltige Fläche von Sonnenkollektoren und somit über unerschöpfliche Energiereserven verfügte.
    Commander Drax schlüpfte als Erster durch das kreisrunde Schott. Die Barbarin folgte ihm. Und nach ihr erst Melanie und zum Schluss Hollyday.
    Als er sich in das Schleusenmodul stemmte, öffnete sich rechts von ihm ein weiteres Schott: der Eingang zum amerikanischen Transhab-Modul. Er wusste aus Macs Erinnerung, dass es im Jahre 2004 als letztes Bauelement der Internationalen Raumstation hinzugefügt worden war. Es bot Wohn-, Schlaf- und Arbeitsraum für vier Astronauten und hatte während der letzten Mission eine Zeitlang als eine Art Kommandozentrale gedient.
    »EM-Stiefel einschalten«, befahl Mat- thew Drax. Vier Mal hörte Hollyday ein Doppelklacken. Nacheinander setzten sie an einer der Wände auf, die ab jetzt als
    »Boden« fingierte und die Orientierung in der Schwerelosigkeit erleichterte.
    Ein Triumphgefühl erfüllte Hollyday - es funktionierte! Er war unsicher gewesen, ob die elektromagnetischen Stiefel an Bord der Raumstation funktionieren würden. Doch die Magnetfelder fanden genug Metall, um haften zu bleiben.
    Wenigstens du könntest mir gratulieren, sagte die Stimme in seinem Kopf.
    Und du könntest mich kreuzweise…
    Sie drängten sich vor dem kaum einen Meter durchmessenden Schott und spähten in das Modul hinein. Der Eindruck von Enge und eine chaotisch anmutende Fülle von Dingen drängten sich Hollydays Wahrnehmung auf: Schläuche, Armaturen, ein Fahrrad, Schaltflächen, Schlafmulden in der gegenüberliegenden Wand. Bildschirme, Tastaturen, an Wandschlaufen fixierte Schraubenschlüssel, Zangen und unidentifizierbare Werkzeuge, und

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