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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Schlüsselbeine, keine Reste von Kieferknochen. Nur ein Metallbügel und ein münzförmiges Metallstück schwebten über schwammartigen Pilzwucherungen. Etwa auf Schulterhöhe des Anzugs versperrten sie dem Scheinwerferstrahl den Weg. Neben den Metallteilen - vermutlich Überreste eines Helmmikrofons - schwebten kleine schwarze Klumpen, fünf oder sechs, nicht einmal fingernagelgroß. Hollyday schauderte, als er begriff, was er da sah: Zahnkronen.
    »Sie haben doch diese Elektrolyseanlagen benutzt, um Sauerstoff herzustellen«, sagte Captain Chambers.
    »Der Strom aus den Sonnenkollektoren wurde durch Wasser geschickt, die Wassermoleküle teilten sich in Wasserstoff und Sauerstoff…« Hollyday sah seine Geliebte überrascht an. »… und der Sauerstoff wurde der Atemluft zugefügt«, fuhr sie fort.
    »Stimmt genau«, bestätigte McKenzie für ihn. »Und den Sauerstoff ließ man mit dem ausgefilterten Kohlendioxid reagieren. Dabei entstanden Methan für den Antrieb und Wasser, um erneut Sauerstoff zu gewinnen. - Woher weißt du das?« Hollyday staunte die WCA- Offizierin an.
    »Aus den Datenbanken des Weltrats. Ich gehe doch nicht unvorbereitet auf eine solche Mission.«
    Er fragte sich, auf was Melanie sich noch alles vorbereitet hatte. »Ein Problem dabei ist aber der Stickstoff«, sagte er. »Er musste aus Tanks beigemischt werden. Stickstoff ist ein stabiles Gas, aber fünfhundert Jahre hält es nicht.«
    »Und warum sitzt er mit geschlossenem Helm hier?«, sprach Matt ein weiteres Rätsel an und deutete auf den leeren Raumanzug. »Wenn die Atmosphäre an Bord der irdischen entsprach, war er nicht auf sein Überlebenssystem angewiesen.«
    Aruula stand reglos und lauerte. Das Schwert schwebte in ihren Fäusten vor ihr.
    McKenzie/Hollyday versank wieder in den Anblick der Pilzwucherungen. »Der Pilz«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht produziert er Sauerstoff und Stickstoff…« Seltsam leicht fühlte er sich plötzlich.
    »Die Alten haben mit Bakterien und Pilzen experimentiert«, sagte Captain Chambers. »Ich habe einen entsprechenden Hinweis in den Datenbanken gelesen.« Täuschte Hollyday sich, oder sprach Melanie mit schwerer Zunge?
    »Was habe ich für ein kluges Team«, spöttelte Matt. Seine Finger flogen über die Tastatur. Ein Fenster nach dem anderen öffnete sich auf dem Bildschirm.
    »Wollen doch mal sehen, was wir hier so alles finden.«
    Hollyday fragte sich, was den Com- mander auf einmal so vergnügt stimmte. Er selbst konnte seinen Blick nicht von dem leeren Helm losreißen. »Der Pilz«, murmelte er. Verschwommen meinte er den Schädel der zersetzten Astronautenleiche erkennen zu können.
    »Es muss am Pilz liegen…«
    »Der Anzug war nicht immer leer.« Die Stimme des Commanders klang aufgeregt plötzlich. »Der Mann, der einst darin steckte, hieß Louis Taurentbeque. Er hat eine Art Tagebuch geführt!«
    Melanie Chambers setzte sich in Bewegung. Sie stellte sich neben den Commander und blickte mit ihm auf den Flachbildschirm. »Begonnen wurde es von einem Commander Sean Bernstein. Er scheint nicht beliebt gewesen zu sein an Bord…« Die Chambers schob ihre Hand unter Matts Arm. Hollyday nahm es nicht wahr. Er überlegte, wo er das Gesicht schon einmal gesehen hatte, das im leeren Helm Gestalt annahm, umrahmt von Pilzwucherungen.
    »Taurentbeques letzter Eintrag ist vom 14. Juli 2013«, murmelte Matt, während er die Datei durchblätterte. »Furchtbar«, flüsterte er. »Was für eine furchtbare Tragödie…«
    Hollyday hörte nicht mehr zu. Er hätte lachen mögen, so leicht und heiter fühlte er sich. Aber er konnte nicht lachen, weil das Gesicht ihn gleichzeitig völlig fassungslos machte. Das Gesicht, das ihm jetzt aus dem pilzverseuchten Helm entgegen lächelte. Ein vertrautes Gesicht.
    Ich kenne es nicht, dachte er. Ich habe es nie gesehen.
    O doch, du kennst es, widersprach Mac. Denn ich kenne es. Ich sehe es fast täglich.
    Hollyday begann zu weinen. »Mickey«, flüsterte er. »Mickey…« Durch einen Tränenschleier hindurch sah er Aruula ihr Schwert heben und Matt und Melanie sich nach ihm umdrehen.
    Klack, klack… Er stapfte seinem Bruder entgegen. »Mickey… Ich dachte, der Komet hätte dich platt gemacht! O Mickey…« Er umarmte seinen Bruder und küsste ihn auf beide Wangen. »Dass ich dich noch mal wiedersehe…«
    Mickeys Haut fühlte sich eigenartig feucht und schleimig an. Auch roch sie modrig. Aber das machte ihm nichts aus…
    14. Juli 2013
    Er schrieb wie einer, der

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