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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Gras, erfaßte auch ihn und wirbelte ihn davon.
    Die Spannung hatte bei Marek nachgelassen. Allmählich kam er dazu, nachzudenken. Jetzt spürte er auch wieder die Nachwirkungen des Aufpralls. Wenn er die Gelenke bewegte, tat ihm in den Schultern einiges weh, auch an der Hüfte und am Rücken.
    Diesmal kam er sich tatsächlich vor wie ein müder alter Mann, der sich schwerfällig bewegte und auf die leere Böschung schaute, auf der ein Schienenstrang lief.
    Ein leerer Strang!
    Der Zug war verschwunden und mit ihm auch John Sinclair.
    Marek hatte keine Ahnung über das Ziel des Leichenzugs. Er hatte den Schienenstrang auch noch nicht bis zu seinem Ende verfolgt. Irgendwo würde er einfach auslaufen, davon ging er aus.
    Was war mit seinem Freund John geschehen? Er mußte in den Zug gelangt sein, doch wie war es ihm ergangen? Hatten auch ihn nur leere Särge erwartet oder auch welche, in denen die schrecklichen Blutsauger lagen?
    Marek wußte es nicht. Er fühlte sich auf einmal leer und ausgebrannt. Bestimmt hatte er einen Fehler gemacht. Er hätte noch aufmerksamer sein müssen, noch vorsichtiger. Und er gab sich die Schuld an John Sinclairs Verschwinden.
    Mit müden Bewegungen stieg er den schrägen Bahndamm hoch, blieb auf dem Gleis stehen und schaute in die Ferne über den leeren und mattglänzenden Schienenstrang hinweg.
    Wie mit Teerfarbe angestrichen, wirkte die Kulisse der Berge. Der Leichenzug war darauf zugefahren.
    Befand sich auch dort die Endstation? Irgendwo in den finsteren Karpaten, wo es Täler gab, die noch so menschenleer waren wie vor Hunderten von Jahren und sich als Heimat für Wölfe gehalten hatten?
    Wölfe und Vampire!
    Die alten Überlieferungen wußten von einer Verbindung zwischen ihnen zu berichten.
    Ein sehr gefährliches, makabres Band, das einen Menschen leicht erwürgen konnte, auch wenn dieser John Sinclair hieß…
    ***
    Wind und unsichtbare Hände hatten mich gepackt und nach vorn gestoßen. Ich war in den Wagen hineingestoßen worden, gegen die andere Tür gefallen und hatte nur noch gehört, wie die erste zugefallen war.
    Ich drehte mich um.
    In den folgenden Sekunden tat ich nichts, mußte zunächst einmal mit meiner neuen Umgebung klarkommen. Ich spürte den scharfen, kalten Fahrtwind, der durch die offenen Fenster wehte und dabei an den gekippt stehenden Särgen vorbeistrich.
    Unter mir hämmerten und ratterten die Räder über den alten Schienenstrang. Die Särge zitterten und wackelten. Manchmal schlugen sie mit den Kanten gegen die Innenrahmen der Fenster.
    Hin und wieder sah es auch so aus, als würden sie aus den Fenstern rutschen, seltsamerweise aber hielten sie.
    Der Zug rollte weiter.
    Ratternd, schneller jetzt, denn der höchste Punkt der Anhöhe war erreicht worden.
    Ich blieb an der Tür stehen und schaute nach draußen. Viel konnte ich nicht sehen. Die graue Landschaft wirkte wie ein unheimliches Schattenfeld, das an mir vorbeirauschte. Erinnerungen an einen anderen Zug kamen in mir auf.
    Ich dachte an den Zombiezug, der damals die lebenden Toten des Beelzebub gefahren hatte.
    Hier wurden Särge transportiert. Ob mit oder ohne Inhalt, darüber wußte ich nichts.
    Zunächst einmal dachte ich praktisch und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie gehörte zu den Türen, die einen ganz simplen Griff besaßen, der allerdings hakte.
    Ich bekam ihn nicht nach unten, weil er sperrte. Bei der Tür, durch die ich gekommen war, erlebte ich das gleiche Phänomen. Also war ich ein Gefangener.
    Nur indirekt, denn ich würde, wenn ich einen Sarg aus dem Fenster zog, auch hinausklettern können.
    Eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben bestand nicht. Ich rekapitulierte noch einmal den Vorgang, als Marek gefallen war, und kam zu dem Entschluß, daß sich mein rumänischer Freund nicht so verletzt hatte, als daß er meine Hilfe gebraucht hätte.
    Außerdem hatte mich die Neugierde gepackt. Ich wollte wissen, wo die Endstation dieses Horrorzugs lag und wer sich dafür verantwortlich zeigte, daß er überhaupt fuhr.
    Wichtig waren die Särge. Ein Fenster lag frei. Das letzte auf der linken Seite.
    Die Särge waren so nach innen gekippt worden, daß sie mit ihren Kanten auf den hölzernen Sitzbänken standen. Da der obere Fensterrahmen sie festklemmte, rutschte sie auch nicht weiter.
    Ich packte einen Sarg, wunderte mich über dessen Leichtigkeit und zerrte ihn in den Mittelgang. Da stand er gut und praktisch, um ihn öffnen zu können.
    Ich schaute mir die Verschlüsse an. Meine

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