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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und mich so in die Höhe schwingen.
    Ich beobachtete die Lok sehr scharf. Sie kam näher und näher. Unwillkürlich drückte ich mich etwas zurück, denn der Wind erreichte mich und wühlte meine Haare auf.
    Ein dunkler Schatten glitt vorbei.
    Dann die kurze Lücke, danach der Wagen, die Tür und…
    Ich sprang.
    Hervorragend kam ich weg, ohne mit dem Standbein wegzurutschen. Ich war gestartet, kurz bevor mich die Wagentür passiert hatte, schlug meine linke Hand um die Haltestange zog die Beine nach und stand auf der Trittfläche.
    Geschafft!
    Und Marek? Ich dachte sofort an ihn, schaute nach links an der Wagenseite entlang.
    Auch dem Pfähler war es gelungen, durch einen Sprung den Sarg zu fassen zu bekommen, den er sich ausgesucht hatte. Nur klebte ihm das Pech an den Händen.
    Zwar hatte er den Sarg noch umklammern können, aber der rutschte über die obere Kante des Fensters hinweg – und kippte.
    Marek fiel mit!
    Er hielt sich noch fest. Ich schrie ihm etwas zu, dann knallten Marek und der Sarg auf die Böschung, wo sie sich überschlugen. Ich wollte abspringen, um Marek zu Hilfe zu eilen, als etwas passierte, womit ich nie im Leben gerechnet hätte.
    Dicht vor mir schwang die Tür auf. Irgendeine Kraft riß sie nach innen.
    Wer es gewesen war, erkannte ich nicht, jedenfalls stolperte ich in den Wagen und hörte noch, wie die Tür hinter mir mit einem dumpfen Geräusch wieder zuknallte…
    ***
    Frantisek Marek hatte das Gefühl, sein Herzschlag wäre nicht mehr vorhanden.
    Der Hoffnungsfunke war in ihm hochgeflammt, als er den Sarg zu fassen bekommen hatte. Dann war der Sarg gerutscht, gekippt und auch gefallen.
    Marek mit.
    Er wußte selbst, wie schwer Totenkisten doch sein konnten. Die erschlagen einen Menschen, wenn sie auf ihn krachten. Diese Gefahr war auch bei Marek vorhanden, deshalb ließ er den Sarg im letzten Augenblick los, bevor er auf den Boden prallte.
    Er hatte Glück im Unglück. Durch den eigenen Schwung kippte und rutschte die Totenkiste über ihn hinweg und schlug hinter Marek auf, wo die Schräge der Böschung allmählich verlief und sich an das normale Gelände anglich.
    Durch den eigenen Schwung überschlug Marek sich noch selbst einige Male. Auf Asphalt oder Steinen hätte er sich möglicherweise etwas gebrochen oder verstaucht. Nicht so auf diesem Untergrund.
    Das hohe Unkraut dämpfte den Aufprall stark, obwohl der Pfähler den harten Schlag am Hinterkopf mitbekam, sich noch weiter drehte und schließlich nach einigen Überschlägen zur Ruhe kam.
    Wie ausgewalzt lag er im Gras. Benommen, keuchend und das Hämmern unter der Schädelplatte spürend. Die Welt, die ihn umgab, nahm er nicht mehr richtig wahr. Sie verschwamm in einem dunklen Grün. Alles war plötzlich anders geworden.
    Lange, feuchte Grashalme lagen wie dünne, nasse Finger auf seiner Haut.
    Ein Geräusch jedoch hörte er auch weiterhin. Das harte Rattern der Räder auf den Schienen. Nur blieben diese Laute nicht gleich, sie wurden leiser, weil sich der Zug entfernte. Schließlich verstummten sie, wobei Marek noch immer im Gras lag, sich auf den Rücken gewälzt hatte und tief Luft holte.
    Allmählich klärten sich seine Gedanken. Er mußte John Sinclair im nachhinein recht geben, der ihm von der Aktion abgeraten hatte.
    Für manche Dinge war er mittlerweile wirklich zu alt.
    Seine Lippen begannen zu zucken, als er darüber nachdachte und in den grauen Himmel starrte. Die Dämmerung hatte an Dichte zugenommen. Von der Sonne war längst nichts mehr zu sehen. Sie lag ebenso hinter dem grauen Tuch verborgen wie der Mond.
    Vollmond war es.
    Vampirwetter…
    Marek dachte wieder an seine besonderen Freunde, deretwegen er die Aktion auf sich genommen hatte. Der Gedanke daran gab ihm die Kraft, die nötig war, um wieder auf die Beine zu kommen. Zunächst rollte er sich herum, kroch auf allen vieren noch ein Stück weiter und stemmte sich schließlich hoch.
    Es glich schon einem Kampf, bis es ihm gelang, auf die Beine zu kommen. Schwankend blieb er stehen, wobei er seinen Körper nach blauen Flecken abtastete.
    Es gab einige Stellen, die schmerzten, wenn er darauf drückte. In den Knien spürte er das Zittern. Sie schienen mit einer weichen Masse gefüllt zu sein.
    In seinem Gesicht klebte nicht nur die Feuchtigkeit. Auch Grashalme hatten auf der Haut ihren Platz gefunden. Zwei von ihnen liefen quer über sein linkes Auge und beeinträchtigten die Sehkraft.
    Marek wischte sie weg und auch die Strähnen seines grauen Haars aus der

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