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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es sogar dicht über dem Boden schweben. Das konnte eine Täuschung sein.
    Keine Täuschung war der Schlag, der mich im Nacken erwischte.
    Es war wie der berühmte Sandsack, Hammer. Ich sah in der Finsternis den zuckenden und sich bewegenden Sternenhimmel aufplatzen. Die Knie gaben nach, irgendwo war da eine endlose Leere, in die ich hineinfaßte und gerade noch den Widerstand spürte, als ich mich mit beiden Händen am Boden abstützte.
    Dann riß mich die Bewußtlosigkeit in einen tiefen Schacht. Ich wußte von nichts mehr…
    ***
    Aus dem tiefen, fast greifbaren Dunkel der Höhle löste sich das weiße Skelett.
    Es ging, aber es verursachte kaum einen Laut. Wenn es den Boden mit seinen Knochenfüßen berührte, so war nicht mehr zu hören als ein leises Schleifen.
    Und es hatte ein Ziel.
    Deutlich war der Mann zu erkennen, der bewußtlos neben der Lokomotive lag. Er schwamm in einer kleinen Lichtinsel, die seine brennende Lampe ausstrahlte.
    Das Skelett blieb für einen Moment neben der regungslosen Gestalt stehen, bevor es seinen knöchernen Schädel nickend bewegte. Dann ging es weiter. Dabei schlug es einen Bogen um den Bewußtlosen. Es hatte den Anschein, als würde es sich trotzdem vor dieser Gestalt noch fürchten.
    Am Wagen blieb es stehen.
    Die Särge schauten schräg wie dunkle, dicke Arme hervor. Das Skelett hob seine Knochenarme an und umfaßte den ersten Sarg, den es mit einem Ruck aus dem Fenster zog.
    Als bestünde die Totenkiste aus leichtem Schaumstoff, so lässig nahm das Skelett den Sarg auf und stellte ihn schließlich ab. Mit den anderen sieben Särgen geschah das gleiche.
    Es baute die Totenkisten zu einem Siebeneck auf, in dessen Mitte es den bewußtlosen Geisterjäger legte. An den Schultern schleifte es den Mann in das Zentrum.
    Nur diese Geräusche waren zu vernehmen. Mal ein Klappern der Knochen, dann wieder ein Schleifen.
    Das Skelett war zufrieden, als es aus dem Zentrum hervortrat und sich nun daranmachte, die Särge der Reihe nach zu öffnen. Die Deckel legte es daneben.
    Eigentlich hätten es acht Särge sein sollen, leider waren es nur sieben, aber auch das würde hinkommen.
    Als die sieben Deckel neben den Unterteilen lagen, wühlte der unheimliche Knochenmann in jedem Sarg den Inhalt durch. Seine fleisch- und hautlosen Finger wallten die Staubreste in die Höhe, als würde jemand Kuchenteig durchrühren.
    All das hatte seinen Sinn.
    Über den offenen Särgen lag eine feine Staubschicht. Das Skelett löschte die Lampe und sah zu, wie der Staub anfing zu flimmern, als würde er aus zahlreichen Silberstückchen bestehen.
    Noch etwas war außergewöhnlich.
    Der Staub über den offenen Sargdeckeln hatte Formen und Konturen angenommen.
    Die Konturen eines Menschen…
    ***
    Petrila!
    Ein Ort in den Karpaten, ein Dorf, in dem die Zeit ebenfalls stehengeblieben war, das vermittelte der erste Eindruck, wenn sich ein Fremder nach Petrila verirrte.
    Das Dorf, in dem Marek geboren war und jetzt noch lebte. Auch ein Ort, in dem das Grauen schon oft genug zugeschlagen hatte.
    Vampire waren gekommen und hatten Petrila heimgesucht.
    Marek hatte seine Frau verloren. John Sinclair hatte Marie damals pfählen müssen. Für den alten Vampirjäger waren es schreckliche Tage gewesen, aber er hatte sie überstanden, obwohl es eine Zeit gab, wo er keine Blutsauger mehr jagen wollte.
    Nur schienen sie sich gerade in Rumänien und damit in Petrila besonders wohl zu fühlen. Sie hatten sogar versucht, die Kirche mit dem schiefen Turm anzugreifen.
    Marek und John Sinclair hatten sie dann in gemeinsamer Arbeit zurückgeschlagen.
    Wenn es die Zeit erlaubte, besuchte Marek auch den alten Friedhof mit den verwitterten Grabsteinen, wo seine Frau unter der kalten Heimaterde begraben lag.
    Obwohl sie schon einige Jahre nicht mehr lebte, vermißte er ihre Stimme, ihr Lachen und auch manchmal ihr Schimpfen.
    Neben dem alten Haus des Frantisek Marek lag seine kleine Werkstatt. Er war ein Mann, der alles reparieren konnte. Vom Fahrrad über das Bügeleisen bis hin zum Auto.
    In einem solchen Auto saß er jetzt und fuhr den Weg allein zurück. John Sinclair hatte sich einen Fiat besorgt, ein älteres Modell, das aber durchaus noch seine Pflicht tat.
    Marek hatte sich nur schweren Herzens entschlossen, nach Petrila zurückzukehren. Er war zuerst den Schienen gefolgt, dann jedoch in ein Gelände gelangt, das eine Weiterfahrt mit einem normalen Fahrzeug unmöglich machte.
    So rollte er dann zurück nach Petrila.
    Der Ort

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