0511 - Das Volk der Sklaven
halbe Schädel fehlte. Auch dieses Fleisch hätte kein Jäger angerührt; es war zäh wie das Leder der Decke. Jeweils zehn der Purpurnen stürzten sich auf die Beutetiere, zerfetzten sie mit großen Messern und bissen in das blutende Fleisch. Sie aßen es roh! Asser fühlte, wie sich sein Magen zu heben begann, dann würgte er schwer. Er wischte den Schweiß von der Stirn.
Das mußte sein Herr erfahren! Unbedingt!
„Er wird dle Gefahr aufhalten!" murmelte Asser.
Einer der kreisförmig ausgestellten Posten drehte den Kopf in einer ruckhaften Bewegung. Dann hob er die Waffe und zielte mit ausgestrecktem Arm auf den Baum. Mit einern hellschmetternden, peitschenähnlichen Geräusch brach eine längliche Feuerzunge aus der Waffe, setzte die Büsche in Brand und verfehlte Asser nur knapp.
Der Cavan ging durch.
Im grauenhaften Licht dieses Feuerstrahls hatte Asser gesehen, wie der kleine Stumme zielte: Er streckte den rechten Arm aus, die Faust nach außen gedreht.
In der Faust lag der rohrähnliche Teil der anscheinend schweren Waffe; wie bei einem Lanzenangriff, der dazu diente, einen Bodenkämpfer vom Sattel aus niederzustechen.
Unglaublich! Asser hielt sich im Sattel, stemmte seine Sitzfläche gegen die hohe Lehne des Plastiksattels und lenkte das in panischer Furcht fliehende Tier den steilen Außenhang des Kraters hoch. Das Tier keuchte und keilte aus, aber instinktiv tat Asser das einzig Richtige: Er dirigierte nur in die Richtung und ließ das Tier laufen.
Der erste Schuß, den man ihm nachschickte traf das Gras zwei Meter hinter ihm.
Es entzündete sich augenblicklich, flammte auf und bildete einen stinkenden Rauchvorhang hinter dem Tier. Der Cavan roch den Rauch und wurde noch schneller. Asser beugte sich vor und umklammerte den langen, muskulösen Hals. Er hörte das Tier qualvoll keuchen.
Der zweite Schuß fällte einen Baum.
Eine schlanke, hohe Kitron-Konifere. Sie neigte sich nach Westen und schlug dicht neben Asser und dem Tier in den Boden. Vögel, kleine Tiere und einige Schlangen flüchteten. Das Tier wurde jetzt halb wahnsinnig vor Angst, bockte und drehte sich im Kreis. Dieses Manöver an einem relativ steilen Hang gefährdete Mann und Reittier, und in Asser erwachten unter der Drohung des Todes ungeahnte Erinnerungen, Reflexe aus seinem langen kriegerischen Leben.
Er setzte die Sporen mit aller Kraft ein, riß an der Kandare, und seine flache Hand knallte auf die Kruppe des Cavans.
Die Drehbewegung hörte auf, das Tier rannte wieder geradeaus, diesmal schräg den Hang hinauf.
Als Asser zwischen den Bäumen ritt, sah er genau in die letzten Strahlen der untergehenden Sonne.
Der dritte Schuß fauchte direkt zwischen den Beinen des Tieres hindurch und grub eine halbm’tr tiefe Rille in den Boden. Das Tier machte einen überraschend weiten Satz, und dann waren sie in Sicherheit.
Wenige auhers-Teile später stießen Asser und sein durchgehender Cavan auf die breite Baumstraße, die zur Burg führte.
Stunden später sprengte Asser in den Hof hinein.
„Sandal! Herr!" rief er.
Er stieg, an allen Gliedern zitternd, aus dem Sattel und fühlte nicht einmal, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen. Sie versickerten zwischen seinen Bartstoppeln. Als Asser drei Schritte von dem zitternden, keuchenden Cavan entfernt war, brach das Tier wie vom Blitz getroffen auf dem Pflaster nieder. Es schlug verzweifelt mit den Beinen um sich und Asser brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit.
Das Tier verendete.
„Tot!" sagte Asser-Bet stumpf. „Tot. Ein gutes Tier."
Dann ging er langsam und müde die Stufen der Treppe hinauf, um Sandal Tolk zu berichten, was er erlebt hatte.
*
Es war eine strahlende, wolkenlose Fläche, die sich an diesem Morgen über dem schwarzen Schiff mit den schrägen Schmutzspuren spannte.
Langsam klappte die südliche Seite des Würfels nach unten.
Alles lief ab wie schon zuvor Ein breiter Strom von kleinen Purpurnen ergoß sich aus dem Schiff. Der Anführer marschierte geradeaus, rief wenige Befehle, und diesmal befand sich eine Kugel als Sänfte bereits im ersten Drittel des Zuges.
Dann kamen etwa dreihundert Purpurne, die sowohl bewaffnet als auch mit Traglasten versehen waren. Es schien dies eine auseinander genommene Konstruktion aus Röhren zu sein, die in Kugelelemente gesteckt werden konnten.
Der Zug nahm direkten Kurs auf den Raumhafen der Terraner.
Die Luftlinie verlief als Tangente am Rand, am östlichen Rand des Flugfeldes, also fast gegenüber
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