Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0511 - Fenster der Angst

0511 - Fenster der Angst

Titel: 0511 - Fenster der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Szene. Die killen nicht.«
    »Damit rechne ich eigentlich auch.«
    »Wo suchst du dann das Motiv?«
    Ich lächelte Glenda zu, als sie trank und wartete mit der Antwort, bis sie die Tasse wieder abgesetzt hatte. »Was bleibt uns noch?«
    »Rippon!«
    »Richtig, hier in Rippon.«
    Glenda legte die Stirn in Falten. Für mich ein Zeichen, daß sie nachdachte. »Du glaubst wirklich, daß man ihn hier erwischt und umgebracht hat?«
    Ich breitete die Arme aus. »Glenda, ich habe nicht von Mord gesprochen. Auch nicht von umbringen. Bitte, du darfst das nicht miteinander verwechseln. Mir ist Kens Tod ebenso ein Rätsel wie dir und Suko. Ich möchte mit dem Arzt sprechen.«
    Sie lächelte mokant. »Einem Dorfdoktor?«
    »Kennst du hier einen besseren?«
    »Bestimmt nicht.«
    Suko kehrte zurück. Er setzte sich erst gar nicht. »Alles klar, Leute, ich weiß, wo der Doc wohnt. Er heißt Cisari.«
    Wir standen auf. Im stehen leerte ich noch meine Tasse. Unsere Mäntel hatten wir mit nach unten gebracht. Sie hingen im Vorraum an den Haken. Ich hatte meinen Trench dabei. Suko half Glenda in den chicken dunklen Wollmantel. Sie warf sich noch einen grünen Schal über und schwang ihn zweimal um den Hals.
    »Ich werde auch mit zur Beerdigung gehen.« Die Wirtin stand in der Tür zur Küche.
    »Kannten Sie Ken Bright?« fragte Glenda.
    »Recht gut sogar.«
    »Was war er hier für ein Mensch?«
    »Wieso?« staunte die Frau. »Sie haben doch mit ihm zusammengearbeitet und müßten es eigentlich besser wissen.«
    »Das ist schon richtig!« lächelte Glenda. »Wir wundern uns nur darüber, daß er so plötzlich an Herzversagen gestorben ist. Eigentlich war er sehr gesund.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Wie kam er um?«
    »Ich weiß es nicht. Man hat ihn draußen gefunden. Es waren Kinder, glaube ich. Das kann Ihnen Doktor Cisari aber besser erzählen.« Sie drehte sich abrupt um und verschwand in der Küche.
    »Komisch«, sagte Glenda. »Was ist komisch.«
    »Daß sie das Gespräch so plötzlich abgebrochen hat. Als wäre es ihr unangenehm.«
    »Schließt du etwas daraus?«
    »Als würde sie mehr wissen.«
    Ich schaute sie nachdenklich an. »Deine Phantasie geht nicht zufällig mit dir durch?«
    »Kann sein, aber ich habe gelernt, auf meine innere Stimme zu hören.« Sie tippte mich an. »Hast du mir nicht immer den Rat gegeben, John?«
    »Ich glaube, schon.«
    »Eben. Und diese innere Stimme hat mir mitgeteilt, daß hier etwas faul ist. Ich habe den Eindruck, als wollten die Menschen die Beerdigung so rasch wie möglich hinter sich bringen.«
    »Wer will das nicht?« fragte Suko.
    »Gehen wir!« schlug ich vor.
    Wir drei besaßen ein ungutes, mulmiges Gefühl, obwohl wir nicht darüber sprachen. Vielleicht reagierten wir auch übersensibel, was die Antworten der Wirtin angingen.
    Die Eingangstür war so schmal, daß sie keine zwei nebeneinander hergehende Menschen durchließ. Hintereinander betraten wir das Freie und gingen hinein in eine weißgraue Dunstwelt. Der Nebel lag nicht so dick, als daß er alles verschluckt hätte. Die Häuserfronten auf der gegenüberliegenden Seite wurden von uns noch wahrgenommen, aber der Dunst hing doch vor ihnen wie ein Vorhang, der sich kaum bewegte, weil auch kein Wind durch die Straßen fuhr.
    Ich zündete mir eine Zigarette an. Der Rauch vermischte sich mit dem Dunst.
    Es war ruhig in Rippon. Die Wagen, die uns passierten, rollten langsam vorbei. Der Nebel schluckte ihre Fahrgeräusche. An tristen Fassaden schritten wir entlang. Häuser, die aussahen wie Höhlen.
    Man merkte den Menschen die Armut an. Viele Bewohner waren arbeitslos geworden. Sie besaßen einfach nicht mehr die Mittel, um ihre Häuser und Wohnungen zu renovieren. Die Textilindustrie in dieser Gegend hatte einfach einen zu großen Einbruch hinnehmen müssen.
    Unser Dienstwagen stand auf dem Hof der Pension. Wer innerhalb der Ortschaft unterwegs war, brauchte keinen Wagen. Er konnte die Wege auch zu Fuß zurücklegen.
    Glenda ging rechts neben mir. Sie hatte den Kopf gesenkt und die Hände in den Manteltaschen vergraben. Auf ihrer modernen Kurzhaarfrisur lag ein feuchter Glanz. Es war ziemlich kühl. Ihr Gesicht hatte Farbe bekommen.
    »Weshalb schaust du mich an, John?«
    »Du hast es bemerkt?«
    »Sicher.«
    »Ich versuche, deine Gedanken zu erraten.«
    »Da gibt es nicht viel zu raten. Sie beschäftigen sich mit Ken Bright. Ich mochte ihn und kann es immer noch nicht begreifen, daß wir ihn nicht mehr treffen werden.« Glenda

Weitere Kostenlose Bücher