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0512 - Der lachende Tod

0512 - Der lachende Tod

Titel: 0512 - Der lachende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas um, das er als Waffe benutzen konnte. Einen Holzsplitter, einen großen, mehrzölligen Nagel, etwas in dieser Art. Mit dem Feuerzeug den Staub in Brand setzen, der den ganzen Boden bedeckte? Staub brannte kaum, und wenn, geriet Zamorra selbst dadurch in allergrößte Gefahr!
    Plötzlich sah er die Ratten.
    Sie wußten jetzt, daß sie es nicht mit einem ausgewachsenen Menschen zu tun hatten, sondern mit einem gerade einmal handspannengroßen Wesen. Sie wurden mutig. Und es waren nicht nur zwei.
    Ein ganzes Dutzend dieser Biester kam von allen Seiten auf Zamorra zu…
    ***
    Der Lachende Tod betrachtete amüsiert die Menschen. Wie einfach doch ihr Denken war! Nur auf das Heute gerichtet und auf den persönlichen kleinen Vorteil. Etwas Luxus hier, etwas Macht dort… und doch konnte keiner von ihnen Luxus und Macht mitnehmen, wenn der Lachende Tod ihn aufforderte, ihn auf seiner Wanderschaft zu begleiten. Der Tod warf sein Herz in die Luft, fing es mit einer geschickten Bewegung wieder auf und wiederholte den Vorgang. Nur wenige Menschen dachten über die Bestimmung ihres Daseins nach. Wenige blickten hinter die Dinge, den äußeren Schein. Doch gerade ihnen fiel es noch schwerer, dem Lachenden auf seiner Wanderschaft zu folgen.
    Und wie leicht sie doch dahinstarben! Er dachte an früher. Da hatten sie viel mehr an ihrem Leben gehangen, sich viel weniger schnell verbraucht, obgleich es ihnen längst nicht so gutgegangen war wie jetzt und sie darbten und Mangel litten. Aber vielleicht hatten sie gerade deshalb nicht vom Leben lassen wollen.
    Verdun, die Schützengräben und Bunker, die Tausende von toten Soldaten auf beiden Seiten. Menschen, die die besten Freunde hätten werden können, wenn man sie gelassen hätte. Aber weil wenige Mächtige unter Mißachtung des gesunden Menschenverstandes noch mächtiger hatten werden wollen, hatten sie aufeinander geschossen oder sich mit Gas gegenseitig ermordet. Waren sinnlos gestorben, ohne für sich oder ihre Familien einen Vorteil erringen zu können. Sie waren Zahlen auf einem Stück Papier.
    Oh, damals hatte er die Abwechslung genossen. Es waren so viele gewesen, unter denen er sich seine Begleiter hatte wählen können, daß er sie praktisch von Minute zu Minute wechseln konnte. Immer wieder konnte er seine Finger auf einen von ihnen richten und ihn damit auffordern, den Tod zu begleiten. Sie waren zu so vielen gestorben, daß es nicht auffiel. Heute dagegen, wo zu seinem größten Bedauern in Frankreich kein Krieg mehr geführt wurde, mußte er sich vorsehen. Er konnte sie nicht mehr so wahllos aus der Menge greifen. Und er durfte sie nicht überfordern; sie verbrauchten sich zu leicht und blieben dann irgendwo am Wegrand liegen, wo die Lebenden sie fanden und sich wunderten. Längst schon war man aufmerksam geworden auf die Spur der toten Leiber, die der Lachende Tod hinterließ, seit er Barle-Duc verlassen hatte.
    Vielleicht war es das, was Stygia bezweckt hatte, als sie ihn aus seiner Verbannung erlöste, indem sie sein Herz aus der Brusthöhle nahm. Er hatte sie nicht danach gefragt; er war einfach gegangen, um seine Wanderschaft wieder aufzunehmen, ohne ihr zu danken oder mit ihr zu reden. Er hatte den Grund nicht hören wollen, um sich ihr nicht verpflichtet fühlen zu müssen.
    Aufmerksamkeit erregen. Jemanden auf die Spur zu locken. Sollte es das sein? Einen anderen Grund konnte sich der Lachende Tod nicht denken, aber was versprach die Fürstin der Finsternis sich davon? Diese Närrin, die nicht ahnte, daß sie sich in seine Hand begeben hatte, als sie ihn weckte. Eines Tages, wenn es ihm gefiel, würde er vor ihr stehen und auch sie auffordern, mit ihm zu gehen.
    Und selbst als mächtige Dämonin konnte sie dagegen nichts tun.
    Der Tod stand ebenso über den Dämonen wie über den Menschen.
    Hatte sie nicht gewußt, daß sie nunmehr auf der Liste der künftigen Begleiter stand? Oder hatte sie dieses Risiko bewußt in Kauf genommen? Selbst der mächtige Asmodis, dieser schlaue Fuchs, hatte es nie gewagt, den Tod zu wecken.
    Es gefiel ihm, wieder zu wandern und zu schauen. Aber Verdun hatte seinen Reiz für ihn verloren. Es war alles anders als damals in jenem großen Krieg Anfang des Jahrhunderts, der eine ganze Welt in Brand gesetzt hatte. Und der Tod erinnerte sich an den dicken Mann mit dem dichten Bart und dem langen Degen, mit dem dieser sehr geschickt umgehen konnte. Im nachhinein betrachtet, war die Begegnung doch amüsant gewesen, zumal der dicke Mann

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