Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0512 - Der lachende Tod

0512 - Der lachende Tod

Titel: 0512 - Der lachende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
aber das war ihm auch egal, solange es hier keine Ratten gab. Seltsam - so groß hatte die Hütte gar nicht ausgesehen, als daß sie mehr als ein Zimmer in sich beherbergte, und dabei spielte es keine Rolle, daß Zamorra geschrumpft war und sich die Maßstäbe deshalb erheblich verschoben hatten.
    Baba Yagas Haus war innen größer als draußen…
    Wirklich überraschen konnte es ihn nicht. Das war er von Merlins Burg gewöhnt. Es erschwerte ihm nur das Auffinden der Hexe. Er entdeckte eine Tür. Natürlich hatte er keine Chance, sie zu öffnen, aber es gab, morsch und schadhaft, wie hier alles war, in der Tür unten einen schmalen Spalt, durch den er sich zwängen konnte. Er hoffte, daß er dabei nicht wieder in das Zimmer mit den Ratten geriet, und spähte erst einmal vorsichtig durch den Spalt. Aber es handelte sich um ein anderes Zimmer, vermutlich um die kaum weniger als alle andere Räume eingestaubte gute Stube. Zumindest die Möbel, soweit Zamorra sie erkennen konnte, deuteten darauf hin.
    Der Spalt war sehr eng, und er mußte ein paar Holzfasern mit kräftigen Fausthieben und Fußtritten wegbrechen, um schließlich hindurchschlüpfen zu können.
    Tief atmete er durch, konnte auf Anhieb keine Gefahr entdecken und wandte sich nach rechts. Da schwankte das Haus schon wieder, und im nächsten Moment wurde Zamorra mit einem heftigen Ruck von den Beinen gerissen, rutschte über den Boden und klebte auch schon in den Fäden eines gewaltigen Spinnennetzes…
    ***
    Die uralte Hexe ließ ihr Haus wandern. Sie ritt ihm nicht mehr auf ihrem ebenfalls auf Hühnerbeinen schreitenden Kanonenofen voraus. Es war nicht mehr nötig, eine Spur der Zerstörung durch das Land zu ziehen. Sie hatte sich erst einmal ausgetobt nach der langen, schrecklich langweiligen Zeit der Verbannung in den Kiewer Sumpf, und warum sollte sie sich mehr anstrengen als nötig? Sie hatte vernichtet und Leben genommen, jetzt war es an der Zeit, sich wirklich zu amüsieren. Wenn es sie wieder packte, konnte sie immer noch ausreiten und zuschlagen. Aber jetzt fehlte ihr die Lust dazu.
    Sie hatte ja erreicht, was sie erreichen sollte. Der Mann, den Stygia ihr als Professor Zamorra benannt hatte, befand sich in ihrer Gewalt. Er sollte angelockt werden, so hieß der Auftrag der Fürstin der Finsternis, als sie das Haus der Baba Yaga aus dem Sumpf heraufbeschwor. Ihn anlocken und beschäftigen. Ihn töten, wenn sich die Möglichkeit dazu ergab, aber das, hatte Stygia gewarnt, würde äußerst schwierig werden. Daran waren schon unzählige Dämonen gescheitert, selbst Erzdämonen wie Belial. Andere wie Astaroth gingen Zamorra, wo es möglich war, aus dem Weg, und Asmodis hatte sich mit ihm irgendwo arrangiert - und ohnehin längst der Hölle den Rücken gekehrt. Das hatte Stygia der Baba verraten.
    Das mit dem Anlocken und Beschäftigen hatte funktioniert. Die von Stygia gesetzte Frist hatte Baba Yaga eingehalten, sogar unterschritten. Somit hatte Stygia jetzt freie Hand - was auch immer sie beabsichtigte. Die Hexe war jetzt frei. Das hatte Stygia ihr geschworen. Was Baba Yaga nun mit Zamorra anfing - ob sie ihn tötete oder nicht -, das blieb ihr freigestellt.
    Es gefiel ihr. Er war gefährlich, das hatte er ihr bereits mehrfach bewiesen. Sie konnte ihn nicht ganz so leicht mit ihrem Zauber erfassen wie alle anderen Menschen. Aber schließlich hatte ihre Magie dennoch gewirkt und ihn schrumpfen lassen.
    Sie war jetzt gespannt, ob er es aus eigener Kraft fertigbrachte, in ihrem Haus zu überleben. Die Chancen standen gegen ihn. Sollte er es wider Erwarten schaffen, allen Widernissen zu trotzen, konnte sie ihn immer noch töten. Vielleicht konnte sie aber auch dafür sorgen, daß er ihr dankbar war. Sie wußte von früher, daß diese Weißmagier, zu denen er zweifelsfrei gehörte, sich in derlei Sentimentalitäten ergingen. Vielleicht war auch er so närrisch. Wenn nicht, konnte sie ihn immer noch töten.
    Vielleicht konnte sie ihn ja auch vorübergehend zu ihrem Geliebten machen. Er war jung und frisch, sah gut aus, besaß einen sehr ansehnlichen Körper und mußte ein zartfühlender Liebhaber sein; sie hatte ihn einmal kurz in einer entsprechenden Situation beobachten können, als sie durch das Kaminfeuer eines Zimmers in seinem Château in Frankreich spähte.
    Aber zuerst mußte er sich beweisen. Und Baba Yaga beobachtete ihn heimlich und mit großem Interesse, während ihr Haus, derzeit den Normalsterblichen unsichtbar, über das Land

Weitere Kostenlose Bücher