0512 - Hard-Rock-Zombie
keine Chance gegen diesen gewalttätigen Mann.
Rudy war größer als Kitty und schaute über sie hinweg. Auf seinen Lippen lag das schmierige Lachen wie eingefroren. In diesen Augenblicken widerte er mich an.
Kitty hing als angststarres Bündel in seinem Griff. Er hatte nicht einmal eine Waffe gezogen. Der linke Arm lag um ihren Hals wie der Körper einer Schlange. Und fast die gleiche Kraft wie in dem Tierkörper mußte auch in Rudys Muskeln stecken.
Wenn er richtig zudrückte, war es um Kitty geschehen.
»Soll die sterben?« fragte Sloane.
»Nein!«
»Dann laß die Kanone fallen, Bulle!«
Die Beretta rutschte mir aus der Hand. Als sie zu Boden polterte, hörte es sich an wie der Gongschlag zur Niederlage. Die Skinheads waren natürlich begeistert. Einer hob die Waffe auf und steckte sie in seinen Gürtel.
Sie trugen allesamt die Lederkleidung der Motorradfahrer. In den Augen stand noch immer ein Brennen. Alle hielten ihre verdammten Holzknüppel fest. Einige von ihnen wippten im Takt damit, als warteten sie darauf, endlich zuschlagen zu können.
Sloane schlenderte näher. Er zog dem Skinhead meine Waffe aus dem Gürtel und betrachtete sie genau. »Ich wollte schon immer mal die Kanone eines Bullen haben. Jetzt ist es soweit.« Er lächelte schmal und schaute dabei auf die Waffe. »Aber mir fehlt noch etwas. Mein Freund Rudy möchte unbedingt sein Messer zurückhaben. Er ist manchmal sentimental. Die Klinge ist ein Andenken an seine Söldnerzeit. Sie hat schon eine blutige Geschichte hinter sich.«
»Er kann sich das Messer holen.«
»Das wird er noch wollen. Zudem brauchst du es nicht. Rudy war Spezialist für den Nahkampf. Was meinst du, Bulle, was er für Griffe kennt. Der eine hier um Kittys Hals, der gehört fast noch zu den harmlosen. Möchtest du, daß er zudrückt?«
Auf meiner Stirn lag Schweiß. Diese beiden Kerle kannten kein Pardon. Wie ich mich aus dieser Lage heil herauswinden sollte, war mir auch nicht klar.
»Nun?«
»Er kann das Messer haben!«
Sloane lächelte. »Wie vernünftig du bist!« Er schaute zu, wie ich die Klinge hervorholte und sie so warf, daß sie mit der Spitze im Holzboden steckenblieb.
»Sehr gut!« lobte mich Sloane. »Wirklich, sehr gut.« Auf sein Zeichen hin bückte sich ein Skinhead, zog das Messer heraus und drückte den Griff in Rudys freie Hand.
Rudy steckte das Instrument keinesfalls ein. Er legte die breite, flache Klinge gegen Kittys Wange.
Als sie die Berührung spürte, schrak sie zusammen und bekam eine Gänsehaut.
Sunshine amüsierte sich. »Du bist doch sonst nicht so ängstlich, Kitty. Schade, daß du uns verraten hast. Wirklich schade.«
»Ich habe nichts gesagt!« keuchte sie.
»Wer sich mit einem Bullen trifft, hat auch seine Gründe. Das weiß ich besser als du!«
Die Skindheads begannen zu johlen und verstummten auf Sloanes Wink hin sofort. Er hatte sie gut im Griff. »Ich bin dabei, mir eine Macht aufzubauen, eine besondere Macht. Ich will und ich werde sehr bald in Soho herrschen. Das hier sind nur die Anfänge. Jeder, der sich mir in den Weg stellt, muß bestraft werden. Der eine so, der andere anders. Ich kann auch auf Kitty keine Rücksicht nehmen, es wäre den Nachfolgenden gegenüber unfair.«
»Lassen Sie Ihren Zynismus.«
»Das sind Tatsachen, Mister!« Er schaute Kitty an. »Ja, was machen wir denn mir dir? Säure hat unser Freund Rudy nicht mit, aber er hat sein Messer zurückbekommen. Sinclair war so freundlich, es ihm zu überlassen. Pech für dich.«
»Sie sollte für einige Zeit daran denken, was sie getan hat«, sagte Rudy.
»Ja, nicht schlecht.« Sloane lächelte widerlich. »Was meinst du genau damit?«
Auch die Skinheads grinsten. Sie freuten sich auf das Kommende.
Für sie stand die Gewalt im Vordergrund. Sie gingen täglich mit ihr um, so war sie leider schon zur Normalität geworden.
»Ich werde ihr ein Zeichen geben!«
»Dein Autogramm?«
Rudy nickte. »Mit dem Messer. Du weißt, sie wäre nicht die erste, die so herumläuft.«
Die Angst des Mädchens wuchs.
Durch ihren Job hatte sich Kitty sowieso schon in ein gefährliches Fahrwasser begeben. Halb- und Unterwelt lagen dicht beieinander.
Wehe aber, es kam zu einer Konfrontation. Da blieb der Schwächere auf der Strecke.
Die beiden Gangster heizten die Lage noch mehr an. Sie spielten sich die Sätze gegenseitig zu, und die Skinheads hatten ebenfalls ihre Freude, während die Wirtsleute entsetzt hinter der Theke standen und nicht reagierten.
»Ja, dann
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