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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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warf sich über den Wolf, um ihn festzuhalten, und holte erneut mit dem Messer aus. Nur sekundenlang gestattete Fenrir sich den Unterwerfungsreflex -Rückenlage, dem überlegenen Gegner die ungeschützte Kehle bietend. Aber sein Verstand sagte ihm, daß es in Naomi die »Beißhemmung« nicht gab, daß sie wölfische Verhaltensmuster nicht kannte und deshalb auch nicht darauf reagieren würde. Noch aus der Bewegung heraus versuchte er zu fliehen.
    Das Messer traf ihn. Ein glühender Schmerz durchraste den Wolfskörper. Fenrir heulte, konnte sich aber befreien. Haarbüschel blieben in Naomis Hand zurück. Fenrir hetzte mit zwei weiten Sprüngen zur Tür, prallte dagegen. Er mußte sie öffnen! Aber um richtig an den Türgriff zu gelangen, mußte er sich auf die Hinterläufe stützen. Das ging nicht so richtig. Das linke Bein schmerzte teuflisch und wollte unter seinem Gewicht nachgeben.
    Naomi folgte ihm. »So warte doch«, bat sie. »Ich will doch nie wieder allein sein…«
    Sie mußte den Verstand verloren haben.
    Mit überwölfischer Anstrengung schaffte Fenrir es, auf den Hinterläufen zu bleiben, mit den Zähnen die Türklinke zu packen und so zu drehen, daß das Schloß sich öffnete. Und dann mußte er sich auch noch nach hinten fallen lassen, um die Tür nach innen aufzuziehen…
    Naomi erreichte ihn. Sie faßte in sein Fell, während er versuchte, sich wieder aufzurichten. Er schaffte es nicht sofort; wieder schmerzte sein Hinterbein teuflisch; er war auf die falsche Körperseite gefallen.
    »Lauf nicht weg«, wimmerte Naomi wie ein kleines Kind und holte mit dem Messer aus.
    Fenrir schaffte es doch noch, sich loszureißen. Er kroch förmlich durch den Türspalt, während das Messer ihn streifte und eine weitere Wunde riß. Er humpelte davon, wurde schneller, verschwand sofort im Unterholz. Die Zweige streiften und kratzten ihn, berührten die Verletzungen und ließen den Wolf aufheulen. Aber er floh weiter und weiter. Er mußte sich in Sicherheit bringen.
    Aber sie verfolgte ihn nicht.
    Sie stand am Rand der Lichtung und versuchte durch das Dickicht zu sehen. »Fenrir«, bettelte sie. »Wolf, komm zurück! Du darfst mich nicht allein lassen! Ich will doch nie wieder alleinsein… komm zurück, bitte…«
    Schließlich verharrte er. Er wandte den Kopf, lauschte. Dann tastete er nach Naomis Gedanken.
    Aber er fand sie nicht mehr.
    ***
    Zamorra traf Nicole in seinem Arbeitszimmer. Sie saß vor den drei Monitoren der Rechner-Anlage und tat das, was sie eigentlich schon für den vorigen Abend geplant hatte: Daten sichten, nach Verwendbarkeit sortieren, einordnen. Unbrauchbares löschen. Als sie Zamorra eintreten sah, schwang sie mit dem Drehsessel herum. »Alles in Ordnung, cherie?«
    »Bis jetzt schon«, sagte Zamorra. Er trat zu ihr hinter das große, hufeisenförmig geschwungene Arbeitspult, das eher dem Kommandostand eines Raumschiffs glich denn einem Schreibtisch. »Wie kommst du voran?«
    »Mühsam nährt sich das Eichhörnchen«, erwiderte sie. »Manchmal habe ich das Gefühl, als würde Pascal bei seinem Vorsortieren zuviel Schrott durch sein ›Sieb‹ gehen lassen. Ein großer Teil dessen, was er aus den Zeitungen herausgefischt hat, ist für uns völlig irrelevant.«
    Zamorra hatte eine Menge nationaler und internationaler Zeitungen abonniert, und Pascal Lafitte verdiente sich ein paar Francs nebenher, indem er diese Zeitungen auf Berichte über ungewöhnliche Ereignisse durchsah. Wo immer der Verdacht bestand, daß vielleicht Magie im Spiel war oder etwas anderweitig nicht mit rechten Dingen zuging - auch die diversen UFO-Sichtungen gehörten dazu -, las er den Artikel per Scanner in seinen Computer ein und gab den Text dann per Datenfernübertragung an Zamorras EDV weiter. Früher hatte er sich noch die Mühe gemacht, die Artikel einzeln auszuschneiden, mit Tagesvermerk zu versehen und als gesammelte Werke in der Pappschachtel zum Château hinauf zu bringen. Die Technik vereinfachte das Verfahren wesentlich.
    »Zur Aufmunterung«, sagte Zamorra und gab Nicole einen Kuß. Dann ging er zum Tresor hinüber. Der war von Uneingeweihten nicht zu erkennen; die Tapetentür schloß fugenlos. Nur wer die Wand sehr genau absuchte und wußte, worauf er zu achten hatte, entdeckte die winzigen Haarrisse.
    Ebenfalls von Tapete verdeckt waren die Sensortasten der Verriegelung. Zamorra gab den Code ein. Lautlos schwang die Tresoröffnung auf. Drei Sekunden hatte er jetzt Zeit, etwas in den Tresor zu legen oder

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