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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er eingehen mußte, weil er sonst keinen Ausweg mehr sah. Wenn er nur abwartete, würde der unheimliche Gegner ihn mit seinem Psychoterror allmählich in den Wahnsinn treiben.
    Zamorra begann mit der umständlichen Prozedur, die dadurch erschwert wurde, daß er sie ganz allein und ohne Helfer durchführen mußte. Daher mußte er sich jeden Schritt und die Reihenfolge seines Vorgehens genauestens überlegen und durchplanen. Wenn er einen Fehler machte, war alles umsonst. Es würde vielleicht sogar verheerende Folgen nach sich ziehen. Dann konnte er sich auch gleich die Kugel geben…
    ***
    »Er ist verschwunden«, flüsterte die Hexe fassungslos. »Ich kann ihn nicht mehr erkennen…! Das ist unmöglich!« Sie riß den Torso vom Samttuch hoch, schüttelte ihn kräftig durch. »Du kannst mir nicht entkommen, Zamorra! Du nicht! Du mußt dich mir zeigen. Los, zeige dich!«
    »Ich habe es ja gleich gesagt«, maunzte die Katze. »Du hättest auf deine Spielereien verzichten und ihn gleich töten sollen. Aber du mußtest ja unbedingt deine Eitelkeit befriedigen.«
    »Für das, was er mir angetan hat«, schrie die Hexe, »hat er weit Schlimmeres verdient als die Seelenqual, die ich ihm bisher schickte! Was verstehst du schon davon?«
    »Viel«, erwiderte die Katze gelassen. »Auch meine Rasse spielt mit ihren Opfern. Aber aus einem anderen Grund. Nicht nur Befriedigung des eigenen Sadismus, sondern um kranke Beute auszusondern. Die Maus, die zu schnell stirbt, kann von Gift durchsetzt sein, das auch die Katze tötet.«
    »Hä, hä«, kommentierte der Rabe. »Ich würde deinen Fraß auch vergiften, wenn’s nach mir ginge.«
    Die Hexe zitterte. Zum ersten Mal achtete sie nicht auf das Geplänkel ihrer beiden familiari. Sie starrte in Zamorras Augen, die direkt vor ihr waren. »Wohin bist du gegangen? Wieso konntest du dich mir entziehen? Es geht nicht…«
    Sie ließ den Torso wieder fallen. Würde sie ihn jetzt noch vollenden können? Dabei war sie so nahe am Ziel gewesen… er war fast fertig…
    »… fast tot…!«
    Und nun dieses Fiasko. Der Torso begann schon zu welken! Die Hexe versuchte, ihn wieder zu stabilisieren. Aber es zehrte zu sehr an ihrer eigenen Substanz. Sie würde sich nur selbst töten, wenn sie versuchte, ihn zu erhalten.
    Sie fühlte sich dem Abgrund der Auflösung nahe. Dabei hätte sie es beinahe geschafft…
    »Er ist eben wirklich ein sehr schlaues Kerlchen«, krächzte der Rabe. »Ein wenig zu schlau, scheint mir.«
    ***
    Naomi Varese näherte sich dem Lager, auf dem der Wolf schlief. Er blinzelte nicht einmal. Sie dachte daran, wie er um sie gekämpft hatte, gegen den Herrn der Wölfe und gegen das Werwolf-Rudel. Er hatte damals schwere Verletzungen in Kauf genommen.
    Wozu?
    Warum war er nicht einfach davongelaufen? Er hätte dem Herrn der Wölfe doch entkommen können. Zu Zamorra flüchten vielleicht. Aber er war bei Naomi geblieben.
    »Kleiner Narr«, flüsterte sie lautlos. »Was hat es denn gebracht? Nichts! Ich bin eine Verlorene, so oder so. Du hättest mir niemals begegnen sollen. Sag es mir doch, Wolf: Welchen Grund gibt es für solch ein Leben? Nein, du kannst es mir nicht sagen. Es ist ja kein Leben.«
    Behutsam, um Fenrir nicht zu wecken, schob sie eine Hand unter seine Schnauze und hob seinen Kopf leicht an. Fast zärtlich setzte sie das Brotmesser an seine Kehle.
    »Ich vernichte alles, was ich liebe«, sagte sie. »Es ist nicht Cilas Fluch - es ist meiner.« Und schnitt.
    ***
    Zamorra öffnete die Augen und hob den Kopf. Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Er wollte es auch nicht wissen. Wichtig war nur, daß er sich jetzt entsprechend präpariert wußte, um der nächsten Halluzination zu begegnen.
    Immer unter der Voraussetzung, daß er die ganze Zeit über noch Herr seines Willens war. Aber es war nicht gut, darüber nachzudenken. Er wollte sich nicht selbst mit philosophischen Zweifeln an seiner eigenen Existenz in den Irrsinn treiben. Um diese Gedankenspiele konnte er sich später kümmern, wenn alles vorbei war. Jetzt zählte nur das Prinzip Hoffnung - »Augen zu und durch!«
    Natürlich fühlte er sich nicht anders als zuvor. Aber in ihm saß jetzt ein posthypnotischer Block, der auf das Schaltwort reagierte, sobald es ausgesprochen wurde. Dasselbe Wort, noch einmal benutzt, hob den Zustand, in den Zamorra gleiten würde, dann wieder auf.
    Auf die gleiche Weise hatte er vor vielen Jahren bei sich und einigen Freunden und Mitstreitern eine Sperre eingebaut, die

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