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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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herauszunehmen. Da er immer genau wußte, wo was lag, war das für ihn kein Problem, auch nicht für Nicole oder Raffael, der als dritter noch eingeweiht war. Für gewöhnlich bewahrte Zamorra hier das Zauberschwert Gwaiyur auf, seinen Dhyarra-Kristall, die Strahlwaffe aus dem Arsenal der Dynastie, und auch sein Amulett, wenn er es für längere Zeit nicht brauchte und das Château nicht verließ.
    Nach Ablauf der drei Sekunden schloß eine unbeeinflußte Automatik den Tresor wieder. Traf sie dabei auf die Hand oder den Arm eines unbefugten Einbrechers, so hatte dieser das größte Pech seines Lebens; der Türmechanismus war auf jeden Fall stärker und ließ sich nicht eher stoppen, als bis die Tür geschlossen war. Bei Widerstand wurde zugleich automatisch bei der Polizeiwache in Feurs Alarm ausgelöst.
    Zamorra nahm die Stahlwaffe heraus und clipste die Magnetplatte, die das Holster ersetzte, an seinen Gürtel.
    »Was hast du damit vor?« fragte Nicole. »Willst du jetzt die stärksten Geschütze auffahren?«
    Er nickte. »Sag mal… wie siehst du mich momentan?«
    »Mit beiden hoffnungsfrohen Augen«, erwiderte Nicole.
    »Unsinn; so meine ich das nicht.«
    »Wie dann?«
    »Ich habe seit einiger Zeit das Gefühl, doppelt zu existieren«, gestand er. »Gerade so, als stände ich neben mir und beobachte mich selbst. Kannst du irgendeinen Schatten erkennen, auf den das zurückzuführen sein könnte? Denke ich vielleicht auch doppelt? Mit kleinem Echo, oder so?«
    Er öffnete seine mentale Barriere. Nicole legte die Stirn in schmale Falten und schüttelte dann langsam den Kopf. »Wenn es etwas geben sollte, dann sicher nicht hier.«
    »Aber an einem anderen Ort?«
    Nicole breitete die Arme aus. »Ich weiß es nicht, Chef. Ich kann nichts sehen und nichts spüren. Scheinbar ist mit dir alles normal.«
    »Scheinbar…«
    In diesem Moment erfolgte der nächste »Überfall«.
    ***
    »Es ist an der Zeit«, flüsterte die Hexe. Die Gestalt vor ihr war bis auf eine Kleinigkeit fertig. Aber das stellte kein Problem mehr dar.
    Zufrieden betrachtete die Alte den vor ihr stehenden Körper. Er war ihr ausgezeichnet gelungen. Die Krönung ihres Schaffens. Das Perfekteste, was sie jemals hervorgebracht hatte - aber auch das letzte.
    Selbst Katze und Rabe stritten jetzt nicht mehr. Auch sie hatten nur noch Augen und Ohren für die fast fertige Gestalt.
    »Sobald ich ihn vollende, stirbt er«, kicherte die Hexe. »Gleich ist es soweit.«
    Abermals floß etwas yon ihrer Substanz zu der Gestalt, die Professor Zamorra darstellte. »Jetzt…«
    ***
    Nicole sprang von ihrem Sessel auf. Mit zwei, drei schnellen Schritten war sie bei Zamorra, und ehe er ausweichen konnte, glitt ihre Hand schon unter seine Anzugjacke an die Magnetplatte und löste den Blaster.
    »Ja, scheinbar!« schrie sie. »In Wirklichkeit bist du aber gar nicht Zamorra!«
    Er versuchte, ihr die Waffe aus der Hand zu reißen. Sie entsicherte sie und stellte sie von »Betäubung« auf »Laser« um, um im nächsten Augenblick aus kürzester Distanz zu schießen. Der sonnenhelle Energiefinger durchschlug Zamorras Brust. Der Dämonenjäger taumelte zurück. Er spürte nicht einmal Schmerz; die Laserhitze hatte die entsprechenden Nerven so schnell blockiert, daß sie keine Schmerzmeldung mehr ans Hirn weitergeben konnten. »Nicole…«, keuchte er ungläubig. »Du…«
    Sie hob den Blaster jetzt mit beiden Händen und zielte auf seinen Kopf. Als sie abermals schoß, hörte er sie sagen: »Ultima ratio!«
    ***
    Fenrir kam nicht zurück. Nach einer Weile gab Naomi es auf. Sie wußte, daß sie ihn niemals finden würde, wenn er sich vor ihr versteckt hielt; auf die Blutspur, die er hinterlassen hatte, achtete sie nicht. Sie war enttäuscht und verdrossen. Er hatte sie einfach im Stich gelassen.
    Nun mußte sie doch allein bleiben, für alle Zeiten.
    Nichts anderes mehr existierte für sie als der Weg, der vor ihr lag, als sie sich umwandte und in das Holzhaus zurückkehrte. Sie legte das Messer auf den Tisch. Wieso war es blutig?
    Es interessierte sie im gleichen Moment nicht mehr, als sie sich die Frage stellte. Nichts mehr war von Belang. Sie hatte sich endlich mit ihrer Einsamkeit abgefunden. Und bedachtsam begann sie damit, zu tun, was getan werden mußte.
    ***
    Zamorra glitt in Das Andere.
    Es funktionierte. Das Gedankenspiel, der Versuch, den er in einer »Trockenübung« durchgespielt und dann als posthypnotischen Autosuggestivblock in seinem Unterbewußtsein verankert

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