0513 - Ein Platz für Verdammte
den Stützpunkt und die Welt, auf der er untergebracht war. Es eilt, Dr. Tantritz."
Während sich der Lancourer Notizen machte, meinte er: „Hoffentlich kann ich Ihnen helfen, Sir. Sie wissen, daß wir die durch die Verdummung gestörten Plasmazusätze ausbauen, beziehungsweise abschalten mußten. Zwar funktioniert nun die Hauptpositronik wieder ziemlich einwandfrei, aber wir kommen an verschiedene Speicherbänke nur über Umwege heran, weil sie durch die brachliegenden Plasmazusätze blockiert sind. Es kann also schon eine Weile dauern, bis ich die gewünschten Informationen beschafft habe."
„Tun Sie, was Sie können", bat Oberst Tiesch.
Er hatte kaum ausgetastet, da wurde er aus der Funkzentrale angerufen.
„Diesmal möchte Sie Admiral Cadro Tai-Hun persönlich sprechen, Sir", meldete der Funkoffizier.
„Haben Sie denn nichts anderes zu tun, als auf Anrufe dieses Renegaten zu warten!" schnauzte ihn Oberst Tiesch an.
„Doch, Sir", rechtfertigte sich der verdatterte Leutnant, „wir empfangen ständig Notrufe aus allen Teilen der Galaxis, unterhalten eigene Verbindungen zur INTERSOLAR, zur GOOD HOPE II, nach Terra..."
„Schon gut", unterbrach Oberst Tiesch die Aufzählung. „Legen Sie das Gespräch mit dem Admiral auf den Hauptbildschirm der Kommandozentrale."
Er straffte sich, zupfte seine Uniform zurecht und verließ seinen Arbeitsraum.
*
In der gigantischen Halle, wo zu anderen Zeiten über hundert Techniker der verschiedensten Gebiete tätig waren, unterhielten nun zwanzig Personen die wichtigsten Stationen und koordinierten die Vorgänge in den äußeren Stationen miteinander.
Oberst Tiesch baute sich vor dem riesigen Hauptbildschirm auf, der sich inmitten der Panoramagalerie befand, und gab dem Funkoffizier ein Zeichen, daß er bereit sei.
Der Bildschirm erhellte sich und zeigte einen untersetzten Mann mit den Rangabzeichen eines Admirals. Er war Terraner, hatte einen mongolischen Gesichtsschnitt und trug das schwarze Haar kurz geschoren. Er strahlte Kraft, Vitalität und Entschlossenheit aus.
„Es wäre gar nicht nötig gewesen, sich in Pose zu stellen", begann der Admiral. Er sprach schnell und abgehackt. „Ich habe nicht vor, mich mitIhnen auf ein langes Palaver einzulassen. Es muß endlich etwas geschehen. Maßstäbe für die Zukunft müssen gesetzt werden! Ich habe mich nun sieben Tage lang mit Ihnen herumgeschlagen, ohne daß dabei etwas herausgekommen ist.
Das soll sich nun ändern."
„Ich staune über Sie, Admiral", sagte Oberst Tiesch. „Sie prangern langes Palaver an und doch haben Sie bisher nichts anderes getan, als zu palavern. Ich bin gespannt, ob sich das nun ändert."
„Ich habe mich zum Handeln entschlossen", erklärte Admiral Tai-Hun. „Leider lassen Sie mir keine Wahl, so daß ich zu drastischen Maßnahmen greifen muß. Hören Sie mein Ultimatum: Wenn Sie innerhalb der nächsten zehn Stunden nicht eine Einflugschleuse für die ZAMORRA-THETY freigeben, dann werden wir uns den Weg ins Innere von Quinto-Center freischießen. Das ist mein voller Ernst, Oberst."
Oberst Tiesch war für einige Sekunden sprachlos. Plötzlich lachte er so laut, daß sich die zwanzig Männer und Frauen im Kommandostand die Ohren zuhalten mußten. Auch Admiral Tai-Hun verzog schmerzhaft das Gesicht.
„Sie scherzen, Admiral", meinte Oberst Tiesch schließlich. „Sie glauben doch nicht, daß Sie mit Ihrem 800-Meter-Schlachtschiff die Verteidigungslinie von Quinto-Center durchbrechen könnten."
Admiral Tai-Hun zeigte ein zynisches Lächeln. „Werden Sie es wirklich wagen, das Leben von 147 Immunen ohne weiteres zu zerstören? Überlegen Sie sich mein Ultimatum. Sie haben zehn Stunden Zeit, Oberst."
Der Bildschirm wurde dunkel.
Oberst Tiesch rührte sich nicht von der Stelle. Er starrte ins Leere und dachte über die Worte des Admirals nach. Vielleicht bluffte er nur. War sein Ultimatum aber kein Bluff, dann befand sich er, Oberst Tiesch. in einem schweren Dilemma.
Während Oberst Tiesch noch gedankenverloren dastand, meldete sich der Chefkybernetiker und übermittelte ihm die gewünschten Daten über die „Sternzentrale Blue-Süd". Nachdem der Oberbefehlshaber von Quinto-Center die Informationen in Besitz hatte, ließ er sich mit der GATOS BAY verbinden.
*
Oberst Tiesch war an ein gewöhnliches Bildsprechgerät übersiedelt und hatte seine Unterlagen so ausgebreitet, daß sie von seinem Visiphon-Gesprächspartner nicht eingesehen werden konnten. Wie schon bei den
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