0513 - Ein Platz für Verdammte
verlorene Wissen „löffelweise" zurückzugeben und sie langsam an ihren früheren Intelligenzquotienten heranzuführen. Aber wie gesagt, sie standen erst am Anfang - und mitten in diese Situation hinein platzte Admiral Cadro Tai-Hun mit seinen gefährlichen Wünschen und Plänen.
Das Schlimmste daran war, daß Admiral Tai-Hun nicht allein war. Auf seinem Schiff, der ZAMORRA-THETY, befanden sich insgesamt 147 Lebewesen - alles Immune! Sie belagerten Quinto-Center bereits seit sieben Tagen.
Oberst Tiesch schreckte hoch, als Persaitos Stimme in seine Gedanken drang.
„Es dürfte besser sein, wenn ich mich zurückziehe", sagte der Umtarer. „Ich kann mir vorstellen, daß das Schicksal von achttausend Verdummten für Sie nur zweitrangig ist."
„Fallen Sie mir nicht noch durch Sticheleien auf die Nerven", erregte sich Oberst Tiesch. Er faßte sich wieder und fügte mit leiser Stimme hinzu: „Wir unterhalten uns später, Persaito."
Der Umtarer hatte den Raum kaum verlassen, als das Interkom anschlug. Der Anrufer war der Chef der Funkzentrale.
„Handelt es sich um Admiral Tai-Hun?" erkundigte sich der Kommandant von Quinto-Center.
Der Leutnant zögerte. „Ich weiß es nicht genau, Sir. Ich bin nicht sicher, ob es sich um einen echten Notruf handelt oder um eine Falle."
*
Oberst Tiesch erfuhr durch den Punkoffizier vom Eintreffen der GATOS BAY, die angeblich die restliche Besatzung der „Sternzentrale Blue-Süd" an Bord hatte.
„Diese Leute bombardieren uns ständig mit Funksprüchen, in denen sie Einflugerlaubnis verlangen", fuhr der Leutnant fort. „Ihr Sprecher ist eine Plophoserin namens Aidala Montehue."
„Haben Sie die Angaben dieser Personen überprüfen lassen?"
erkundigte sich Oberst Tiesch.
„Noch nicht", gestand der Leutnant. „Ich wollte Ihnen erst einmal Meldung erstatten, Sir."
„Ich werde die Angelegenheit übernehmen", erklärte der Ertruser. „Wenn sich das Mädchen wieder meldet, erklären Sie ihr, daß ich mich mit ihr in Verbindung setzen werde."
Oberst Tiesch unterbrach die Verbindung und tastete die Nummer jener Abteilung ein, in der die Speicherbänke und die Hauptpositronik untergebracht waren. Es dauerte einige Minuten, bis er den Chefkybernetiker Dr. Akot Tantritz an den Apparat bekam.
Dr. Tantritz hatte die Funktion eines Chefs über die Roboter und die Hauptschaltpositronik übernommen, als bei Beginn der Verdummungswelle der frühere Chefkybernetiker verdummte.
Tantritz war ein Umweltangepaßter von Harlancour, der Welt der Extreme, sein Fachgebiet war geophysikalische Mathematik.
Diesen Begriff gab es nur auf dem Planeten Harlancour, wo die geophysikalischen Bedingungen durch die Gravitationseinwirkung von vier Sonnen einem ständigen Wechsel unterlagen. Die Umweltangepaßten von Harlancour, Lancourer genannt, hatten die Fähigkeit, sich den extrem wechselnden Bedingungen ihrer Welt physisch vorzüglich anzupassen. Da der Einfluß der vier Sonnen auf den Planeten in keinem bestimmten Rhythmus ablief, mußten ständig Berechnungen angestellt und die Menschen durch Prognosen auf die bevorstehenden Veränderungen vorbereitet werden, damit sie sich rechtzeitig anpassen konnten.
Dr. Akot Tantritz war auf seiner Heimatwelt also eine Art Wetterwart mit der wissenschaftlichen Bezeichnung „Geophymathiker". Obwohl sein Spezialgebiet mit Kybernetik und artverwandten Bereichen nicht viel gemeinsam hatte, hatte er sich in seine Aufgabe gut hineingefunden.
Unter den auf Quinto-Center herrschenden Schwerkraftbedingungen von einem Gravo war er groß und schlank, konnte seinen Körper jedoch mit zunehmender Gravitation bis zu einer Minimalgröße von knapp einem Meter zusammenschrumpfen lassen. Diese Eigenschaft verdankte er den sogenannten Teleskopknochen, die sein Skelett bildeten und sich, gemäß der herrschenden Schwerkraft, zusammenschoben oder streckten und seine Körpergröße bestimmten.
Dr. Tantritz' Gesichtshaut war durch die „Streckung" der Teleskopknochen gestrafft und spannte sich glatt und faltenlos über die Backenmuskeln, die knollige Nase und das vorspringende Kinn. Seine gelben Augen waren halb unter den hornigen Lidern versteckt.
„Ich möchte, daß Sie aus den Speicherbänken einige Unterlagen für mich holen", begann Oberst Tiesch. „Es handelt sich um einen Stützpunkt der Solaren Abwehr, bekannt unter der Bezeichnung, Sternzentrale Blue-Süd'. Beschaffen Sie mir die Namen der zuletzt dort stationierten Besatzung und einige Details über
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