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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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selbst zu einem Teil davon zu werden. Bis hin zu dem Zeitpunkt, in dem der Bärtige die Zwerge »zurückgerufen« hatte.
    Als der Ruf erging, wurde auch Zamorra davon erfaßt.
    Es hatte funktioniert!
    Im Château Montagne gab es ihn nicht mehr. Dort war seine Existenz ebenso verloschen wie die der Zwerge oder des Drachenpegasusmotorradluftschlittens.
    Zamorra hatte nur eines übersehen.
    Dadurch, daß er Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpft hatte, befand er sich jetzt - in der falschen Zeit…
    ***
    Jeanette Brancard versuchte zu begreifen, was mit ihr geschah. Es konnte kein böser Traum sein. Aus jedem Alptraum erwacht man schweißgebadet, und zwar in genau dem Augenblick, in dem der Höhepunkt des Schreckens unmittelbar bevorsteht.
    Aber hier war diese kritische Schwelle für ihre Begriffe mittlerweile nicht nur erreicht, sondern bereits überschritten. Sie sah sich selbst, ihren eigenen Körper, von außen, sah, wie er in der Gruppe anderer Wesen stand, reglos und mit stumpfen, toten Augen. Sie erkannte auch André Goadec, Pascal Lafitte und Mostache. Auch sie waren zu zombiehaften Wesen geworden.
    Was Jeanette nicht sehen konnte, bewegte sich um sie herum. Sie spürte die Gedankenmuster. Waren das alles die Seelen, die zu jenen leeren Hüllen gehörten?
    Welchen Sinn hatte diese Trennung? Wenn es jemanden gab, der willenlose, seelenlose Sklaven benötigte, warum machte er dann nicht Nägel mit Köpfen und tötete das bewußte Denken dieser Menschen vollständig ab, statt es außerhalb der Körperhülle weiter existieren zu lassen? Warum diese furchtbare Qual, dieser Schrecken? War dies etwa die Hölle?
    Fast hätte Jeanette bitter aufgelacht. Die Hölle, dieser Mythos! Nein, es mußte etwas anderes dahinterstecken. Aber was?
    Du denkst nicht konform, klang es in ihr auf.
    Sie sah sich verblüfft um - das heißt, sie hätte sich umgesehen, wenn sie noch ihren Körper besessen hätte. So war es eine völlig andere, ungewohnte Art des Ausschauhaltens nach dem Sprecher. Sie konnte ihn nicht identifizieren. Sie spürte die anderen um sich herum zwar, konnte sie aber nicht sehen. Die Stimme war geschlechtslos und alterslos, ließ sich nicht einordnen.
    Sie versuchte zu sprechen, aber es gelang ihr natürlich nicht, weil sie keine Stimme mehr besaß. Sie konnte nur denken.
    Was versteht ihr darunter? Was soll das hier überhaupt? Was habt ihr mit mir vor?
    Deine Frage ist unverständlich. Du solltest dich uns angleichen. Du bist ein Störfaktor.
    Wer seid ihr überhaupt?
    Wir sind. Warum sperrst du dich gegen die Gemeinschaft?
    Das hat mir gerade noch gefehlt! dachte sie. Eine moderne Form der 68er Kommunen, wie? Gleichschaltung der Geister? Ich will meinen Körper zurück und wieder nach Hause und zwar sofort.
    Die anderen schienen verblüfft. Jeanette merkte, daß sie untereinander kommunizierten, aber seltsamerweise bekam sie den Gesprächsinhalt nicht mit. Sie gehörte scheinbar tatsächlich nicht zu dieser seltsamen Gemeinschaft.
    Dann wandte sich einer der Körperlosen ihr wieder zu: Du wirst dich uns angleichen müssen oder vergehen. Es gibt nichts anderes. Dein Körper existiert nicht mehr als lebendes Individuum. Er kann deinen Geist nicht mehr aufnehmen. Deine Bestimmung ist die Gemeinschaft. Dein Zuhause ist hier. Es gibt keine Alternative - höchstens den Tod.
    In ihr wuchsen Zorn und Ablehnung. Ob ich das will, fragt mich wohl niemand?
    Wozu? Wer fragt den Wind, ob er wehen will? Wer fragt die Sonne, ob sie scheinen will? Denke konform oder verlösche. Es gibt nichts anderes.
    Das akzeptiere ich nicht! gab sie zurück. Ich will mein Leben führen, wie ich es für richtig halte. Ich plane selbst. Ich will meinen Körper zurück. Ich passe mich euch nicht an. Ich werde kämpfen!
    Dann wirst du vernichtet, kam es zurück. Gleichzeitig setzte wieder eine Diskussion der anderen untereinander ein, aber diesmal glaubte sie eine Gedankenstimme herauszuhören. Ich sagte doch schon, daß sie Schwierigkeiten machen wird. Ich kenne sie.
    Und Jeanette glaubte den »Sprecher« zu kennen. Monsieur Goadec?
    ***
    Zamorra fand sich in einer grauen Sphäre wieder. Er sah schattenhafte Gestalten, ohne sie identifizieren oder einordnen zu können. Sie huschten an ihm vorbei oder durch ihn hindurch. Sie bedeuteten für ihn keine Gefahr, so wie er keine Gefahr für sie darstellte -vermutlich nahmen sie ihn noch weniger wahr als er sie.
    Es war falsch.
    Er wußte, daß er sich in einer falschen Zeitspur befand, seit

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