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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lang überlegte er, ob er Nadine nicht doch reinen Wein einschenken sollte; mißtrauisch war sie ohnehin schon. Aber dann rang er sich doch zu einer kleinen Notlüge durch; trotz ihres Mißtrauens würde sie ruhiger schlafen. »Schon geschehen«, sagte er.
    »Du bist dir deiner Sache wohl sehr sicher«, erwiderte Nadine kopfschüttelnd.
    Zamorra lächelte gezwungen. »Immer«, sagte er. »Sonst wäre ich nicht der, der ich bin.«
    »Du hast schon intelligentere Sprüche von dir gegeben«, erwiderte Nadine. »Zeigst du mir unser Quartier, oder macht das der Butler?«
    »Ich mache das«, bot sich Patricia an.
    »Gehen wir morgen auch tatsächlich zu den Zwergen, um ihnen einen Streich zu spielen?« krähte Lafitte junior.
    »Wir versuchend«, sagte Zamorra. »Wenn wir sie finden…«
    »Wo wohnen die Zwerge denn?« wollte der Kleine weiter wissen. »Ist das weit von hier?«
    Nadine nahm ihren Sprößling bei der Hand. »Komm, ich erzähle dir eine Geschichte von den Zwergen. Da waren mal…«
    Zamorra zog sich zurück, als er sich nicht mehr im Mittelpunkt kindlichen Interesses fand. Er dachte an den Bärtigen. »Dafür ziehe ich dir die Hammelbeine lang, mein Freund«, murmelte er. »Wenn du nicht den Blödsinn mit den Zwergen gemacht hättest, hätte ich mich jetzt nicht in diese vertrackte Geschichte manövriert…« Zwerge suchen, um ihnen einen Streich zu spielen! Zum Teufel, hätte er sich nicht was Besseres ausdenken können? Aber heute war wohl wirklich nicht sein Tag.
    Immerhin hatte er jetzt Spielraum, nach dem Bärtigen zu suchen.
    Er begann die Ereignisse zu durchdenken und zu analysieren. Irgendwo gab es einen Schlüssel zu diesem Geheimnis. Er mußte ihn nur finden, dann konnte er auch dem Sucher folgen und ihn in seiner Welt aufspüren… falls sie nicht tatsächlich für Menschen tödlich war.
    Aber das würde er auf jeden Fall zu spät herausfinden.
    ***
    Nicole Duval fand sich, wie die anderen auch, vor dem riesigen Schädel wieder. Ihr Versuch, einer sofortigen Rückkehr scheiterte ebenso wie der von Jeanette Brancard. Aber aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen mit ähnlichen Phänomenen konnte sie anders reagieren als die Studentin.
    Merk dir diese Stelle genau! gab sie dem Amulett den Gedankenbefehl. Ein paar Sekunden später vergrößerte sie im Laufschritt die Distanz zu dem riesigen, dunklen Gebilde vor ihr, dem Schädel. Daß ein fast nacktes Mädchen im heißen Sand kauerte, nahm sie erst anschließend wahr.
    Überflüssig! glaubte das Amulett-Bewußtsein ihr im nächsten Moment telepathisch mitteilen zu müssen. Es handelt sich nicht um ein Weltentor, also spielt es für unsere eventuelle Rückkehr auch keine Rolle, ob wir uns speziell an dieser Stelle wieder einfinden oder anderswo!
    »Merk’s dir trotzdem«, murmelte Nicole. Kein Weltentor? Aber eine Ersatzdefinition hatte Merlins Stern offenbar nicht anzubieten. »Oberschlauberger…«
    Sie fragte sich, wie der Bärtige es bewerkstelligt haben konnte, sie hierher zu versetzen. Kein Weltentor? Was war es dann?
    »Kannst du Zamorra kontaktieren?« fragte sie leise und formulierte es zugleich als telepathische Anfrage. Das Amulett hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten - was soviel bedeutete wie ein klares Nein.
    Also war Nicole vorerst auf sich allein gestellt. Es war auch nicht anders zu erwarten gewesen. Wenn das Amulett vorhin bei dem Rückblick in die Vergangenheit nicht in der Lage gewesen war, das Verschwinden von Pascal und André zu dokumentieren, konnte es logischerweise jetzt auch nicht den eigenen Übergang bestimmen, geschweige denn eine magische Brücke in die Realität Frankreichs schlagen.
    Das braunhaarige Mädchen erhob sich jetzt, wandte sich langsam zu Nicole um. »Warum weichst du zurück?«
    Eine gute Figur hat sie, dachte Nicole. Könnte bei uns glatt als Model Karriere machen… nur an der Stimme müßte sie noch etwas arbeiten; die piepst.
    Die Französin bewegte sich weiter rückwärts. Sie witterte eine Falle. Dabei mußte das fremde Mädchen nicht einmal die Fallenstellerin sein, sondern vielleicht nur der Köder.
    »Wer bist du?«
    »Nicole Duval. Und du?«
    »Ich bin die Hoffende. Du trägst sehr starke Magie bei dir, stark wie eine Sonne. Solltest du endlich die Richtige sein?«
    »Sie hat dich durchschaut«, raunte Nicole dem Amulett spöttisch zu. Die Formulierung der Braunhaarigen gab ihr zu bedenken. Stark wie eine Sonne. Vor fast einem Jahrtausend hatte der Zauberer Merlin dieses Amulett aus

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