Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
der Übergang erfolgt war. Er war sicher, daß er eine Möglichkeit fand, wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Die Frage war nur: Landete er dann wieder dort, wo er hergekommen war, nämlich im Château Montagne, oder erreichte er tatsächlich den Ursprungsort des Bärtigen?
    Eine Zeitversetzung mit der Energie des Dhyarra-Kristalls… so etwas hatte er bisher noch nie erlebt, und es war klar, daß nicht der Kristall selbst dafür verantwortlich war. Deshalb war auch alles um Zamorra herum nur verschwommen, schemenhaft und alles andere als stabil; er schwebte praktisch in einem völligen Nichts. Seine Umgebung war irreal, paßte nicht zu ihm.
    Bei den echten Zeitreisen, die er durchgeführt hatte, war das anders gewesen. Da hatte er Merlins Vergangenheitsring benutzt und war körperlich in der jeweiligen Epoche gelandet, um für die Dauer seiner Anwesenheit ein Teil von ihr zu werden. Aber diese Zeitreisen hatten ihre Tücken…
    Die jetzige Verschiebung hatte zumindest einen Vorteil: Zamorra konnte nicht gewollt oder ungewollt ein Zeitparadoxon hervorrufen. Er befand sich in einem metaphysischen Raum, ohne direkten Kontakt zur Wirklichkeit.
    Dadurch, daß er sich an die Erinnerung gekoppelt hatte, war er hierher geraten - in eine Art Zeitschatten, die ihn nun möglicherweise selbst zu einem Teil der Erinnerung machte.
    Aber Erinnerungen können verlöschen…
    Man kann sie vergessen, nicht mehr an sie denken…
    Wer dachte an Zamorra? Genauer gesagt: wer dachte daran, daß er dem Sucher in die Vergangenheit gefolgt war?
    Es gab doch niemanden, der es wissen konnte. Also erinnerte sich nur Zamorra selbst daran - und er war dabei selbst Teil dieser Erinnerung…
    Das reichte nicht für den Selbsterhalt.
    Die Auflösungserscheinungen machten sich bereits bemerkbar. Er war »innen«, aber es gab »außen« niemanden mehr, der sich erinnern konnte. Er war ja der einzige.
    Die Empfindungsfähigkeit seines Körpers ließ bereits nach. Er begann durchsichtig zu werden wie seine Umgebung, verschmolz mehr und mehr mit ihr. Ein Schatten unter Schatten.
    An das, was er getan hatte, konnte ja niemand denken…
    ***
    Verblüfft starrte Nicole die Zombies an. Menschliche Gestalten mit toten Augen. Sie schleppten sich vorwärts wie Roboter, die ferngesteuert werden, Sie waren zu viert, und sie bewegten sich zielgerichtet auf Nicole zu. Das Amulett warnte!
    Hier funktionierte es also…
    Die Hoffende war zur Statistin degradiert. Geradezu hilflos stand sie da, streckte immer noch oder wieder den Arm aus und wies auf den Riesenschädel. Die Aufforderung für Nicole, sich hineinzubegeben…
    Aber daran hatte Nicole jetzt noch weniger Interesse als zuvor, nachdem die Zombies aufmarschiert waren. Sie bewegte sich im Gegenteil weiter zurück, fort von diesem gigantischen Gebilde und den willenlosen Werkzeugen einer fremden Macht. Zwei von ihnen sahen so aus, als seien sie schon mehrere Monate tot; sie befanden sich im Stadium fortschreitender Verwesung. Der Wind, der Sandstaub vor sich her trieb, trug auch den Fäulnisgestank zu Nicole.
    Ihr war klar, daß diese Seelenlosen nichts Gutes mit ihr vorhatten. Besser: nicht sie, sondern jener, der sie steuerte. Denn die Zombies selbst dachten nicht. Sie taten nichts aus eigenem Antrieb. Ein kurzer Versuch, sie telepathisch zu berühren, zeigte, daß ihre Gehirne tot und leer waren.
    Nicole war zwar noch nicht in Laufschritt verfallen. Aber die Zombies näherten sich ihr in bedrohlichem Tempo. Es paßte nicht zu der schwerfälligen, langsamen Art ihrer Bewegungen. Wenn es auch so aussah, als machten sie nur einen mühsamen Halbmeterschritt, kamen sie Nicole dabei doch um drei bis vier Meter näher!
    Magie verschob die Distanzen und Proportionen.
    Das Amulett warnte stärker. Es war glühend heiß geworden, aber es war eine Hitze, die nicht verbrannte. Zugleich setzten immer stärker werdende Vibrationen ein.
    »Schlag zu«, flüsterte Nicole. »Greif an! Worauf wartest du noch?«
    Da flirrten silbrige Blitze wie Laserstrahlen aus der Silberscheibe hervor. Sie trafen die Zombies, verwandelten sie in Sekundenschnelle in auflodernde Fackeln, die spontan zu Asche zerfielen und in den Sand rieselten. Der Wind erfaßte die Asche mit dem Sandstaub und ließ alles verwehen.
    Es hatte keine drei Sekunden gedauert.
    Nicole war fassungslos; sie glaubte zu träumen. Eine so blitzschnelle Abwehr- und Zerstörungsaktion hatte sie noch nie erlebt. Selbst Dämonen starben langsamer. Aber bei Dämonen

Weitere Kostenlose Bücher