0514 - Der Weltraumkurier
kümmern, bevor ich Sie wieder besuche", versprach Bossa, obwohl er wußte, wie schwierig es sein würde, das Schicksal einer einzelnen Familie aufzuklären.
Fliederbaum und Ydrani brachten den Reeder zur Rampe zurück, an dem seine Space-Jet lag. Die Männer schüttelten sich die Hände.
Als Bossa sich vor der Schleuse seines Schiffes noch einmal umwandte, winkte Fliederbaum.
„Schalom!" klang es aus dem Helmempfänger.
„Schalom!" sagte Bossa.
Als die Space-Jet in der Nähe des AsIan-Systems in den, Normalraum zurückfiel, täuschte Bossa Cova einen Versuch vor, erneut in den Zwischenraum zu gehen. Für knapp drei Sekunden schaltete er den Waring-Konverter an, dann unterbrach er die Energiezufuhr.
Für jemanden, der über eine gute Energieortung verfügte, mußte es scheinen, als hätte beim Übergang in den Zwischenraum der Linearkonverter versagt.
Da in einem solchen Fall jede Schiffsbesatzung zuerst versucht hätte, den Schaden mit Bordmitteln zu beheben, ließ Bossa anderthalb Stunden verstreichen, bevor er einen Hyperkomrichtstrahl aufbaute und SOS funkte. Der Hyperkomstrahl war so nach Olymp gerichtet, daß er jenes Gebiet streifte, in dem sich die zwanzig ertrusischen Großtransporter voraussichtlich immer noch aufhielten.
Eine halbe Minute später meldete sich Mark Pruther, ein zwölfjähriger immuner Junge, der tagsüber in der Funkzentrale von Containtrans Dienst tat.
Mark Pruther war nicht in den Plan eingeweiht und sendete einen ungerichteten Hyperkomspruch, der überall im Umkreis von mehreren tausend Lichtjahren empfangen werden konnte.
„Hier ruft die Funkzentrale von Containtrans Olymp", sagte Mark.
„Wir haben Ihren Notruf empfangen, Oberst Cova. Mr. Troyonas wird informiert. Was kann ich für Sie tun?"
„Mein Waring ist ausgefallen", erwiderte Bossa. Er gab seine Position durch. „Ich bin in wichtiger Mission zur Erde unterwegs, sitze aber hier fest. Lassen Sie mich bitte abholen."
„Ich weiß nicht, ob das geht. Einen Augenblick, hier kommt Mr. Troyonas."
Auf dem Bildschirm erschien Shar ter Troyonas Gesicht. Shar ließ sich nicht anmerken, daß er Bossa kannte.
„Sie haben einen Notruf gesendet, Oberst Cova. Mark sagte mir.
Ihr Waring sei ausgefallen."
„Ja", erwiderte Bossa ungeduldig. „Deshalb mußte ich ja meinen Flug zur Erde abbrechen. Der Waring-Konverter hat offenbar einen Transformationsdefekt. Es kann sein, daß das Gerät innerhalb der nächsten Stunden explodiert. Schicken Sie mir sofort ein Bergungsschiff!"
„So schnell geht das nicht", entgegnete Shar. „Schiffe haben wir hier genug, aber nicht genügend Leute, um eins zu bemannen.
Außerdem explodiert ein Waring-Konverter nicht, er verschmort höchstens. Sie können also lange genug aushalten, bis ich jemanden schicken kann."
„Eben das kann ich nicht!" schrie Bossa in gespielter Erregung.
„Ich bin Oberst Cova von der GOOD HOPE II, Rhodans enger Vertrauter. Ich muß schnellstens geheime Nachrichten an Solarmarschall Deighton oder Roi Danton weitergeben."
„Heutzutage ist kaum noch etwas so wichtig, daß man sich deswegen ein Bein herausrisse", gab Shar ter Troyonas gelassen zurück.
„Meine Nachricht ist wichtig genug, um alle verfügbaren Immunen zusammenzutrommeln!" erklärte Bossa. „Sie ist wichtiger als alles andere, was im letzten Jahr geschah."
Shar stutzte.
„Schön, Oberst, dann geben Sie Ihre Nachricht an mich durch.
Ich werde sie unverzüglich über unsere Hyperkom-Relaisbrücke zur Erde weiterleiten."
„Unmöglich!" widersprach Bossa in gut gespielter Verzweiflung.
„Meine Informationen sind streng geheim und von so großer Wichtigkeit für ,die Zukunft unserer Zivilisation, daß ich nicht riskieren darf, daß Unbefugte sie mithören. Mr. Troyonas, ich beschwöre Sie: schicken Sie mir ein Schiff!"
Shar seufzte.
„Ich akzeptiere zwar Ihre Erklärung, aber wir haben hier mit einem schwierigen Problem zu kämpfen. Es kann einige Stunden dauern, bis ich einige Leute zur Bemannung eines Schiffes zusammenbekomme, Oberst Cova."
„Danke. Sehen Sie zu, daß es keine unnötigen Verzögerungen gibt, Mr. Troyonas. Ich bleibe auf meiner Position. Ende."
Bossa Cova schaltete den Hyperkom aus, zündete sich eine Zigarre an und wartete. Nun kam alles darauf an, ob die zwanzig ertrusischen Schiffe vom Richtstrahl gestreift worden waren und ob Terser Fras-cati und Nos Vigeland, die beiden zum Ertruser-Triumvirat gehörenden Männer, seine Nachricht für wichtig genug hielten, um sie
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