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0514 - Der Weltraumkurier

Titel: 0514 - Der Weltraumkurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zusammengeflicktes Gebilde, dessen Vorderseite von der Steuerkanzel einer alten Gazelle geschmückt wurde, einer Vorläuferin der heutigen Space-Jets.
    „Sie dürfen nicht erschrecken, lieber Mann", erscholl aus dem Hyperkomempfänger. „Der alte Ranus Fliederbaum ist ein guter Mensch, er tut niemand etwas. Kommen Sie rüber, Herr Offizier, nehmen Sie einen Traktorstrahl zum Verankern. Die MIRJAM hat ein gutes starkes Sprungtriebwerk, das kann Sie mitnehmen nach Jawne."
    Zu seiner eigenen Verwunderung gehorchte Bossa. Obwohl keine Bildübertragung zustande kam, zeichnete die Stimme Fliederbaums in seinem Bewußtsein das Bild eines gütigen weisen Menschen, der keiner Heimtücke fähig war. ,Bossa steuerte seine Space-Jet an das seltsame Schiff und verankerte sie mit Traktorstrahlen an der Bordwand. Dann nahm das Gebilde Fahrt auf, zog die Space-Jet mit und ging in die Transition. Als der Rematerialisierungsschmerz einsetzte, wurde Bossa Cova an den alten arkonidischen Materietransmitter erinnert, der ihn vom Transmitterverteiler nach Imperium Alpha abgestrahlt hatte.
    Doch dann wurde seine volle Aufmerksamkeit auf das abenteuerlichste Bauwerk gelenkt, das er jemals gesehen hatte.
    Eine gigantische Ballung ineinander verschachtelter Schiffsfragmente schwebte fern von jeder wärmenden Sonne durch den Weltraum. Bossa erkannte Teile von Topsider- und Bluesschiffen, von Schiffen der arkonidischen Handelsflotte und der USO, ein halbiertes Wrack, das einmal ein stolzes Schiff des akonischen Energiekommandos gewesen sein mußte und Teile, deren Herkunft ihm unklar waren.
    „Legen Sie dort an, wo das grüne Blinklicht ist, guter Mann", sagte Ranus Fliederbaum. „Da ist eine Rampe, die zum Haupteingang von Jawne führt. Ich komme nach."
    Bossa gehorchte ohne Widerrede. Das riesige Gebilde der Weltraumstadt faszinierte ihn und jagte ihm gleichzeitig kalte Schauer über den Rücken. Er kam sich wie ein von einer Schlange hypnotisiertes Kaninchen vor.
    Er verankerte die Space-Jet mit einem Traktorstrahl an der bezeichneten Rampe. Etwa zehn Meter weiter öffnete sich ein Schleusenschott in der Wandung eines Bluesschiff-Fragments.
    Eine Gestalt im Raumanzug trat heraus und winkte.
    Bossa klappte seinen Druckhelm zu und verließ das Schiff. Hinter der Space-Jet hielt Fliederbaums seltsames Schiff an. Kurz darauf flog eine Gestalt im Raumanzug zur Rampe und landete neben Bossa.
    „Willkommen in Jawne, der Stadt der Hoffnung", sagte Fliederbaum über Helmtelekom. „Kommen Sie rein, Herr Offizier."
    Bossa Cova folgte den beiden Männern in die Schleusenkammer. Als die Kammer sich mit Luft gefüllt hatte, nahmen die drei Männer ihre Helme ab.
    Der Reeder sah, daß Ydrani ein etwa achtzig Jahre alter Mann mit weißem Haar und einem Gesicht war, das von Willenskraft und Klugheit zeugte. Ranus Fliederbaum war ein mindestens hundertzwanzig Jahre alter kleiner Mann mit runzligem Gesicht, großer Hakennase und gütig dreinblickenden Augen.
    „Dürfen wir Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?" fragte Fliederbaum.
    Bossa lächelte.
    „Da sage ich nicht nein. Es freut mich sehr, zwei Menschen zu sehen, die im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte geblieben sind."
    Fliederbaum und der Anti führten ihn in einen behaglich ausgestatteten Wohnraum. Fliederbaum brühte Kaffee auf und bot Zigarren an, eine teure terranische Marke, wie Bossa bemerkte.
    Als der Kaffee fertig war und die dampfenden Tassen vor ihnen standen, sagte Ydrani: „Es sieht schlimm aus, nicht wahr, Mr.Cova?"
    Bossa nickte.
    „Die galaktischen Zivilisationen haben einen schrecklichen Schlag bekommen", sagte Fliederbaum. „Die Sünden und Unterlassungen des Menschen haben sich furchtbar gerächt. Wir hätten uns weniger um den technischen Fortschritt als um den des Geistes kümmern sollen, dann hätte uns die Modifizierung der Gravitationskonstante nichts anhaben können."
    „Vielleicht haben Sie recht, Mr. Fliederbaum", erwiderte Bossa.
    „Aber was kann der Mensch für seine Natur, die ihn trieb, seine Neugier zu befriedigen, und das konnte er eben nur, wenn er sich die technischen Mittel schuf, um immer neue Grenzen zu überschreiten."
    „Eben das ist ein Trugschluß", erklärte Fliederbaum bestimmt.
    „Der Mensch in seiner Gesamtheit sah nur das Universum außerhalb seines eigenen Geistes, und dabei übersah er, daß das wunderbarste und erregendste Universum in seinem eigenen Geist ist. Im menschlichen Geist gibt es zahlreiche Grenzen, zu denen man vorstoßen kann.

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