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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gott des Waldes, zu reden.
    Ihm, Caxatos, hatte Esus sich offenbart.
    Daß es Abend wurde, störte den Druiden nicht. Daß römische Spione sich im Unterholz verbergen mochten, um das Wanderlager auszuspähen, störte ihn auch nicht. Esus würde ihn vor jeder Gefahr schützen.
    Hätte Caxatos jemandem gesagt, wohin er ging, hätte man ihn festzuhalten versucht; mit allen möglichen kleinen Tricks. Die Helvetier des Centorix waren da sehr einfallsreich, wenn es darum ging, ihren Druiden zu beschäftigen. Deshalb ging er allein in den Wald, weil er mit Esus reden wollte und mußte.
    Und es mußte sein Geheimnis bleiben.
    So wollte es der Gott.
    ***
    Zamorra hatte Cristofero wieder in den großen Sessel gepflanzt und dann die Vorbereitungen des Gnoms überprüft. Soweit er es mit seinem Wissen feststellen konnte, waren die Zeichen und Formeln korrekt, die der Schwarzhäutige auf den Fußboden malte, nachdem er den Teppich beiseite gerollt hatte; Zamorra wollte ihn nicht in seiner Konzentration stören, lobte ihn aber in Gedanken dafür. Der Kleine hatte mitgedacht; es war einfacher, die Kreidezeichen später vom blanken, glatten Boden zu wischen, als sie aus dem Teppich herauszuklopfen.
    Zamorra entsann sich, daß Nicole ihn gebeten hatte, er möge dem Schwarzen ein paar Tafeln Schokolade zukommen lassen. Unwillkürlich lächelte er; der gestrenge Cristofero war noch ohne Besinnung und würde demzufolge nicht merken, daß Zamorra dem Gnom Süßes unters papageienbunte Wams steckte. Zamorra verließ das Zimmer, suchte die Vorratsräume auf und kehrte schließlich mit Schokolade zurück, die eigentlich ganz anderen Zwecken zugedacht war - Lady Patricia, kleinen Naschereien nicht abhold und trotzdem mit dauerhaft schlanker Figur gesegnet, würde ihm das Stibitzen verzeihen, und auch die beiden kleinen Tüten mit Karamelbonbons. Die Vorräte ließen sich ja jederzeit ersetzen.
    Als Zamorra das Zimmer mit dem Gnom und Cristofero gerade betreten wollte, tauchte Nicole auf. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt ein dünnes weißes Minikleid mit rotem Gürtel. In der Hand hielt sie eine Strahlwaffe. Zamorra sah, daß die Waffe nicht auf Betäubungs-, sondern auf Lasermodus geschaltet war. »Was soll das?« fragte er erstaunt.
    »Ich will mich vergewissern, daß der Zauber funktioniert«, sagte sie kühl. »Falls nicht, erschieße ich den Kerl.«
    »Du bist ja verrückt, Nici«, sagte Zamorra. »Das meinst du doch nicht ernst. Du wirst keinen Mord begehen.«
    »Da wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher«, sagte sie. Sie sprach so laut, daß es auch der Gnom hören mußte. »Ich will, daß Cristofero nie wieder meinen Weg kreuzt. Mir langt es jetzt. Du magst das alles ja noch ganz lustig finden, aber ich habe es bis Oberkante Unterlippe satt. Endgültig.«
    »Trotzdem wirst du ihn nicht umbringen«, sagte Zamorra und griff nach dem Blaster, der der Technik der Ewigen entstammte. »Außerdem wird der Zauber funktionieren. Der Namenlose ist sich seiner Sache so sicher wie nie zuvor.«
    »Ihm geht doch immer irgendwas schief«, unkte Nicole. Sie hielt die Strahlwaffe fest, entzog sie Zamorras Zugriff wieder. »Du, ich meine es verdammt ernst, Chef. Ich werde ihm zumindest einen Denkzettel verpassen, daß er mir künftig aus dem Weg gehen wird.«
    »Na schön. Aber bring ihn nicht um. Er ist einen Mord nicht wert. Niemand ist das«, sagte Zamorra. Er betrat das Zimmer. Da sah Nicole die Papiertüte. »Was ist das?«
    »Schokolade und Karamelbonbons. Als kleinen Abschiedsgruß für unseren schwarzen Freund.«
    Nicole nagte an der Unterlippe. »Ich habe nachgedacht«, sagte sie. »Vielleicht stört das den Zeit-Transit. Immerhin ist es zusätzliche Materie.«
    »Verderbliche Materie«, erwiderte Zamorra. »Erinnere dich an unsere früheren Zeitreisen. Wir haben bei Ankunft und Rückkehr teilweise sogar ganz unterschiedliche Kleidung getragen, und nichts ist passiert. Die Tüten werden verrotten, das Stanniolpapier auch. Außerdem weiß der Kleine, was er zu tun hat. Schon allein vor seinem Herrn wird er das Zeug verstecken, und damit auch vor jedem anderen Menschen.«
    »Wir sollten archäologische Ausgrabungen auf unserem Grund und Boden und in Versailles machen lassen«, sagte Nicole spöttisch. »Falls wir Stanniolpapierreste finden…«
    Zamorra winkte ab. Er versuchte die Aufmerksamkeit des Schwarzhäutigen auf sich zu ziehen.
    In diesem Moment begann der Gnom seinen Zauber zu singen!
    ***
    »Es ist nur einer«, flüsterte

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