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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hat sich erwischen lassen«, sagte Remus nüchtern. »Es war sein Risiko.«
    »Bei Jupiter, hast du seine Schreie nicht gehört?« stieß Gaius wild hervor. »Warst du taub? Oh, ich hasse sie, diese Barbaren. Ich bin in Judäa gewesen, und ich habe gegen die Karthager gekämpft, diese furchtbaren Wilden mit ihrem kinderverschlingenden Götzen Baal. Aber ich habe nirgendwo erlebt, daß Gefangene bei lebendigem Leib zerlegt wurden! Selbst ein Stück Vieh tötet man erst, ehe man es auseinanderschneidet! Der Schuldenmacher hat recht. Diese Kelten müssen ausgerottet werden. Sie sind Mörder, Folterknechte. Sie haben nichts anderes verdient, als daß man sie erschlägt.«
    Remus rüttelte ihn. »Komm zu dir. Wenn du weiter so brüllst, werden sie uns hören, und dann teilen wir Senas Schicksal. Vergiß nicht, daß wir das gleiche Risiko auf uns genommen haben wie er. Außerdem«, er grinste, »sprichst du sehr respektlos über den Prokonsul. Wenn der Centurio hört, daß du Julius Caesar einen Schuldenmacher nennst, schickt er dich nach Rom. Aber nicht, um dich zu adeln, sondern als Gladiator. Hast du schon mal gegen einen germanischen Bären gekämpft?«
    Gaius sah ihn verwirrt an.
    »Ich habe mal zugesehen«, erzählte Remus. »Der Gladiator hat zum Schluß auch so geschrien wie Sena, als der Bär ihn…«
    »Hör auf!« stieß Gaius hervor. Er zückte den Dolch, bereit, auf Remus einzudringen. »Hör auf, oder ich töte dich!«
    »Spar dir deinen Zorn für die Helvetier«, sagte Remus ungerührt. »Ich weiß, daß Sena dein Freund war. Aber wir alle sind Soldaten. Mancher stirbt auf dem Schlachtfeld unter größeren Qualen. Ich wollte dir damit sagen, daß diese Kelten für mich nichts anderes als wilde Tiere sind. Vor allem ihre verfluchten Zauberpriester, diese Druiden. Möge Mars sie zerschmettern, unter seinen Sandalen zermalmen wie die Giftschlangen. Aber jetzt laß uns verschwinden, ehe sie uns entdecken. Wir erfahren hier doch nichts mehr. Sie haben keinen Plan gefaßt, und im Feldlager gibt’s einen Becher Wein pro Mann. Komm…«
    Aber Gaius verharrte.
    »Still«, flüsterte er plötzlich, den Dolch immer noch in der Hand. »Da kommt jemand…«
    Da hörte es auch Remus. Und die Angst, auf dem Druidenaltar der Helvetier zu enden wie Sena, wurde in dem eben noch so kaltschnäuzigen Legionär plötzlich riesengroß!
    ***
    Zamorra blieb stehen und seufzte. »Château Montagne ist ein riesiger Gebäudekomplex mit einem mehrstöckigen Haupttrakt und zwei mehrstöckigen Seitenflügeln. Etwa ein Zehntel davon ist bewohnbar. Das reicht allemal aus - warum, ihr grundgütigen Götter und Götterchen, laßt ihr es dann zu, daß Cristofero Nicole aufspürt, ehe ich ihn einfangen, fesseln und knebeln kann?«
    In der Tat - die Möglichkeit, selbst bei einer gezielten Suche stundenlang aneinander vorbeizulaufen, war unendlich groß gegenüber der Chance, sich auf Anhieb zu begegnen. Trotzdem war Nicole dem Grande geradewegs in die Arme gelaufen - oder umgekehrt.
    »Geschätzte Demoiselle«, trompetete der Zeitreisende. »So ich Euch in der vergangenen Zukunft unter Umständen vielleicht möglicherweise eventuell durch mein Auftreten aufgeregt haben sollte, so bitte ich Euch hiermit vieltausendmal um Vergebung.« Er vollzog einen theatralisch übertrieben ausgeführten Kratzfuß, wobei er zwar nicht vergaß, seinen federgeschmückten Hut zu ziehen und zu schwenken, während er sich verbeugte, wohl aber, daß er noch ein gutgefülltes Cognacglas in der Hand hielt, das er dabei großzügig schwenkte und somit Nicole in den zweifelhaften »Genuß« einer Cognacdusche kommen ließ.
    Entsetzt sprang sie zurück - zu spät. »Ich bringe ihn um!« schrie sie auf. »Haltet mich fest, sonst bringe ich ihn um! Ich mache ihn kalt! Ich ziehe ihm die Haut ab, lasse sie gerben und mir einen Anzug davon schneidern!« Zornentbrannt stürmte sie auf Cristofero zu.
    »Oh, ich liebe temperamentvolle Frauen!« versicherte er glaubwürdig -und ergriff die Flucht.
    Zamorra stand passend.
    Er brauchte nur die Hand auszustrecken und zur Faust zu machen. Cristofero lief mit vorgestrecktem Kinn munter dagegen, verdrehte die Augen und klatschte wie ein nasser Kartoffelsack auf den Flurteppich.
    »Pardon, Señor«, sagte Zamorra und schlenkerte die schmerzende Hand. »Es war mir ein Vergnügen.«
    »Hoffentlich«, zischte Nicole. »Schaff mir diesen Fettfleck aus den Augen, oder morgen gibt’s in Cognac flambierte Cristofero-Steaks und in meinem

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