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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nimm jene, die vor dir liegen, raunte der Wald zurück. Zudem solltest du einen Gedanken daran verschwenden, daß dieser Rönier dich töten wollte.
    »Du hast mich also vor einem römischen Mörder gerettet«, sagte der Druide. »Dafür stehe ich in deiner Schuld.«
    Nicht nur dafür. Du versprachst mir Opfer. Muß ich sie mir jetzt schon selbst holen?
    Der Druide antwortete nicht. Was sollte er auch auf den Vorwurf erwidern? Statt dessen betrachtete er die vor ihm liegenden Gestalten. Wie Römer sahen sie nicht aus, aber auch nicht wie Kelten. Sie waren sehr eigenartig gekleidet.
    »Teutates, hilf«, murmelte er.
    Ein ziemlich dicker Mann hockte in einem Sitzmöbel, das recht seltsam, aber auch interessant aussah. Es besaß zwar eine Sitzfläche, eine Rückenlehne und vier Beine wie ein normaler Stuhl, aber es war sehr groß, hatte seitlich weitere, kleine Lehnen - und war mit dunklem Leder überzogen. Welch ein Luxus, was für eine Verschwendung! Der Mann selbst trug fremdartige Kleidung. Vor allem die Fußbekleidung zog die Aufmerksamkeit des Druiden auf sich; goldene Schnallen an Lederriemen schienen nur der Verzierung zu dienen, und das Leder der Schuhe war hochgezogen bis über das Beinkleid hinauf, bis hoch über die Knie. Eine eigenartige Kopfbedeckung trug der Mann, die wohl auch eher der Zierde diente denn dem Schutz vor einem Hieb mit Schwert oder Streitaxt. An seiner Seite hing ein unglaublich schmales Schwert. Der Druide zog es halb aus der mit einem ihm unbekannten Stoff bezogenen Scheide, die zusätzlich mit funkelnden Zaubersteinen besetzt war; kopfschüttelnd steckte er die Waffe wieder zurück. Sie war so lächerlich dünn, daß sie schon beim ersten Hieb zerbrechen mußte. Mit einem solchen Schwertchen in den Kampf zu ziehen, war einfach verrückt.
    Aber immerhin besaß der dicke Mann rotes Haar wie eine Kelte und einen wild wuchernden Bart, der große Teile seines Gesichts verdeckte. Das Haupthaar selbst war geschnitten wie bei den Römern üblich, aber Römer trugen keine Bärte, und sie waren auch nicht rothaarig. Also handelte es sich bei dem dicken Mann sicher nicht um einen Krieger aus Julius Caesars Armee, der sich als Kelte oder sonstwas getarnt hatte.
    Der andere Mann, der halb unter einem großen, mit Schnitzereien verzierten Holzkasten lag, war noch seltsamer gekleidet. Schuhe, wie der Druide sie noch nie gesehen hatte, eine weit schlotternde Hose mit einem durch Schlaufen geführten Gürtel, ein in die Hose gesteckter Kittel, der sich vorn öffnen ließ und mit sehr eigenartigen Verschlüssen zugehalten wurde, und beides in einem so hellen Weiß, wie Caxatos es nie zuvor bei Kleidung gesehen hatte. So weiß waren nicht einmal Druidengewänder. In der Hand hielt der dunkelblonde Mann eine Silberscheibe mit zahlreichen Verzierungen, die weder keltisch noch römisch oder griechisch waren. Der Druide fühlte, daß von dieser Scheibe etwas Unheimliches ausging. Ihm war, als gehörte sie nicht ganz in diese Welt. Er spürte eine sehr starke magische Aura.
    Und dann war da noch die Frau.
    Blondes, langes Haar umfloß ein junges Gesicht. Sie trug ein Gewand von ebenfalls unglaublichem Weiß und erstaunlicher Kürze; es gab fast alles von ihren schönen, langen Beinen frei. Ihre Füße steckten in weißen Sandalen, aber Caxatos hatte noch nie gesehen, daß man auch Leder so weiß bleichen konnte. Zudem glänzte es wie poliert. In der Hand hielt die Frau einen schwarzen, eigenartig geformten Gegenstand, aus dem ein Blitz gefahren war. Auch sie war von einem Gegenstand, der aus dem Himmel gefallen war, getroffen worden und bewußtlos zu Boden gesunken.
    Die Frau irritierte Caxatos am stärksten. Sie trug zwar ein weißes Gewand wie ein Druide, aber dieses Kleid war zu kurz und rot gegürtet statt mit einer Hanfkordel. Und noch niemals war es Frauen erlaubt worden, Druidenwissen zu erwerben - und schon gar nicht, so halbnackt herumzulaufen. Caxatos kam zu dem vorläufigen Schluß, daß ihre Gewandung eine Verhöhnung der Druiden sein sollte.
    Also auch nichts Römisches. Die Römer achteten Weisheit und Glauben anderer Völker, auch wenn sie sie bekämpften.
    Und dann war da noch all das andere Zeug. Eine große, schwere Decke, die aus unzähligen winzigen Knoten und Knubbeln bestand; riesige Bahnen eines bunten Materials, das weder Leinen noch Leder war und leicht zerreißbar schien. Da war auch ein Beutel aus jenem zerreißbaren Material, darin kleine Täfelchen und ein weiterer, durchsichtiger

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