Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Amulett!
    Raffael griff zu und holte es heraus -fast hätte er dabei die 3-Sekunden-Frist überzogen, wie er erschrocken feststellen mußte. Denn beim ersten Zufassen glaubte er, das Amulett nicht richtig zu packen, und mußte nachgreifen.
    Jetzt hielt er es in der Hand.
    Es fühlte sich seltsam an. Irgendwie weich und schwammig, und vor allem viel zu leicht. Beinahe hatte Raffael den Eindruck, es sei aus biegsamem Gummi. Aber das stimmte natürlich nicht.
    Das Amulett fühlte sich an, als wäre es nicht ganz da.
    ***
    Wie Caxatos vermutet hatte, wollte Centorix zunächst keine Männer in den Wald schicken. »Nach der Nacht ist auch noch ein Tag«, brummte er, »oder hast du inzwischen Hinweise darauf, daß an dem Geschwätz des Barden etwas dran sein könnte? Daß kein Tag mehr folgt?«
    Der Druide verzog das Gesicht. »Führer unseres Volkes«, sagte er, »du selbst hast gesagt, wir alle sollten nach weiteren römischen Spionen Ausschau halten.«
    »Aber doch jetzt nicht mehr, wo es dunkel ist!« wehrte Centorix ab. »In diesem Punkt hat der Barde recht, wie dir ein Blick nach oben verrät: Es wird kein Stern leuchten unter den dichten Wolken. Wen immer ich in den Wald entsende, er wird nicht einmal sehen können, ob ihm nicht plötzlich der Himmel auf den Kopf fällt.«
    »Ich werde dabei sein«, sagte Caxatos.
    »Ich kann nicht gerade sagen, daß mir das alles besonders gefällt«, sagte Centorix. »Was überhaupt hast du um diese Abendstunde allein im Wald gewollt? Misteln schneiden? Es ist nicht die richtige Zeit dafür.«
    »Bist auch du eine Druide, daß du das so genau zu wissen glaubst?« fragte Caxatos spöttisch. »Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Aber wenn jene Zauberer, die sich noch im Bann des falschen Todes befinden, entkommen und uns später Böses wollen, wirst du die Verantwortung dafür tragen.«
    Centorix runzelte die Stirn. »Wieso sind sie überhaupt im Bann des falschen Todes? Hast etwa du sie…?«
    Der Druide grinste. »Gibst du mir nun Männer mit oder nicht?«
    »Ja doch, bei Esus - wenn du welche findest, die dich begleiten. Ich werde niemandem befehlen und niemanden halten.«
    »Deshalb kann dich auch keiner zur Rechenschaft ziehen, wenn es zur Katastrophe kommt, wie? Du bist ein gerissener Fuchs, Centorix.«
    »Deshalb hat man mich zum Anführer dieses Stammes gemacht«, sagte der Häuptling kühl. »Du solltest das nie vergessen, Druide, wie auch ich nie vergesse, daß du ein weiser und heilkundiger Mann bist, der für uns mit den Göttern spricht.«
    Einen Herzschlag lang glaubte Caxatos, Centorix habe ihn durchschaut, was Esus anging. Aber der Anführer hatte es natürlich nur ganz allgemein gemeint. Druiden waren nicht nur Wissende und Heiler, sondern auch Priester.
    Schließlich war es Kendan, der mit acht anderen Männern zusammen den Druiden zurück in den Wald begleitete. Sie hatten Fackeln mitgenommen und trugen Sorge, daß die Flammen die niedrigen Äste nicht berührten. In den letzten Tagen war es trocken gewesen, zu trocken für das späte Frühjahr, und das Laub brannte leicht. Das half bei rauchlosen Feuern, aber die Römer wußten ohnehin, wo die Helvetier steckten.
    Die Unheimlichen, die aus dem Nichts gekommen waren, befanden sich immer noch im Bann des falschen Todes, wie die Kelten die Bewußtlosigkeit nannten. Der Druide ordnete an, sie vorsichtshalber zu fesseln.
    »Was ist mit diesen eigenartigen Dingen?« fragte Kendan und deutete auf das fremdartige Gerümpel.
    Der Druide riß einen großen Fetzen von einer der bunten Nicht-Leinen-nicht-Leder-Bahnen und drückte ihn Kendan in die Hand. »Wir nehmen mit, was sich tragen läßt. Den Zauberbeutel nehme ich besser selbst.«
    Worüber Kendan nicht verärgert war. Das Wort »Zauber« wollte ihm gar nicht gefallen; er war froh, daß der Druide das Risiko auf sich selbst nahm. Auch der seltsame Stuhl, auf dem der dicke Mann mit dem dünnen Schwert saß, wurde mitgenommen. Der Rest blieb zurück.
    Kendan fiel auf, daß der Druide, wenn er sich unbeobachtet fühlte, immer wieder zu einem bestimmten Baum hinübersah, aber dort war nichts zu erkennen. Daß dort ein Toter hing, den momentan nur Caxatos sehen konnte, ahnte niemand.
    Die Fremden wurden ins Wanderlager geschleppt.
    ***
    »Wir müssen etwas unternehmen«, verlangte William. »Wir können nicht einfach zulassen, daß die beiden Herrschaften in der Vergangenheit verschollen bleiben. Dem Zeit-Zauberer traue ich dabei ebensowenig über den Weg wie Sie,

Weitere Kostenlose Bücher