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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aus eigener Kraft schafft, und versuchen Sie, Ihre Besorgnis zu verbergen, William«, empfahl Raffael. »Es könnte sich sonst auf Lady Patricia übertragen, und wir wollen sie doch nicht ängstigen.«
    »Ich muß das alles erst einmal in Ruhe überdenken«, erwiderte William. »Daß das Amulett noch hier ist, gefällt mir jedenfalls gar nicht. Es kommt mir fast wie ein Todesurteil für Zamorra vor.«
    Raffael lächelte.
    »Er hat auch früher schon Abenteuer ohne das Amulett heil überstanden. Damals, als es ihnen in die Straße der Götter verschlug, oder zu jener Zeit, als Leonardo deMontagne von der Hölle ausgespien wurde und in seinem zweiten Leben hier im Château residierte.« [3] [4]
    Aber so ganz schien auch er nicht an seinen Optimismus zu glauben…
    ***
    Remus Tiberius eilte durch die Nacht. Er kannte den Weg zurück -natürlich. Der Gedanke an Sena und Gaius ließ ihn nicht los. Vor allem an Gaius. Was war geschehen? Genau in dem Moment, in dem Gaius Milena den Druiden angegriffen hatte und niederstechen wollte, war etwas aus dem Nichts gekommen. Etwas? Jemand? Etwas hatte Gaius gepackt und emporgerissen, und jemand war aufgetaucht, inmitten eines verwirrenden Durcheinanders von Gegenständen. Remus hatte Zeit, nachzudenken, während er zum Feldlager zurückkehrte. Er brauchte dafür gute drei horae (lat. = Stunden), so weit waren die Lager voneinander entfernt.
    Aber er konnte sich nicht erinnern, wie viele Personen plötzlich aufgetaucht waren, und was für Gegenstände es gewesen waren. Ganz sicher war er allerdings, daß er Jupiters Blitz gesehen hatte.
    Es mußte ein Zauber sein - oder die Götter selbst ergriffen jetzt Partei. Allerdings für die Kelten, denn Gaius Milena hatte es erwischt. Wären die Götter auf der Seite der Römer gewesen, würde jetzt wohl der Druide nicht mehr leben.
    Ein Druide war ein pontifex, ein Priester, ein Brückenbauer zwischen Menschen und Göttern. Vielleicht hatten die Götter den helvetischen pontifex geschützt?
    Wie auch immer: dies war etwas, das die Heeresführung erfahren mußte.
    Remus atmete auf, als er die Silhouette des Castellum vor sich sah. Die Zeltstadt hinter Graben, Erdwall und Palisadenzaun, gesichert gegen jeden feindlichen Angriff. Roms Legionen gingen nie ein Risiko ein. Ein Castellum einzurichten, war gemeinste Schwerstarbeit für die Legionäre, und zuweilen wurde es schon nach zwei bis drei Tagen wieder verlassen, wenn die Truppen weiterverlegt wurden. Aber es versprach Sicherheit und Zuverlässigkeit. Es war Rom.
    Remus näherte sich dem Haupttor. Natürlich erregte er Verdacht in seiner Kleidung und in der Dunkelheit. Aber er nannte die Parole, und so ließ man ihn ein - zu leicht, zu schnell, zu einfach, wie er erkannte.
    Die Wachen waren betrunken.
    Aus dem Becher Wein pro Kopf waren wohl etliche Becher geworden, möglicherweise sogar unverdünnt. Remus konnte sich schwer vorstellen, daß die Legionäre sonst so fidel hätten sein können. Einer begann lauthals zu singen, als er Remus zusammen mit drei weiteren Männern zum Kommandantenzelt eskortierte, und es schien ihn herzlich wenig zu stören, daß er damit Schläfer weckte.
    Zumindest weckte er den Zenturio. Aber der schien auch nicht so ganz bei der Sache zu sein; er klagte über Kopfschmerzen, wollte Remus erst nicht hören und drängte ihm anschließend einen Becher Wein auf - tatsächlich unverdünnt, wie der Legionär sofort feststellte.
    Er glaubte, in einen Alptraum geraten zu sein. Erst das Erlebnis im Wald, und dann das Römerlager eine Ansammlung von Trunkenbolden! Vor eineinhalb Tagen, als er mit anderen Spitzeln losgezogen war, hatte hier noch eiserne Disziplin geherrscht.
    Was hatte sie zerstört?
    »Frag nicht, Legionär, trink«, sagte der Anführer der Hundertschaft, der zugleich Befehlshaber dieses Castellum war, was ihn über die anderen Kommandanten hinaushob. »Dein Centurio befiehlt es dir!«
    Remus nippte vorsichtig an dem Becher. »Was ist geschehen, Centurio?« fragte er unruhig.
    »Wir werden nach Bibracte verlegt«, sagte der Centurio.
    »Nach Bibracte? Noch weiter nach Gallien hinein?« Remus schüttelte den Kopf. »Das ist gefährlich, die Gallier sind…«
    »Silentium!« fuhr der Kommandant ihn an. »Still! Es steht dir nicht zu, mit deinem Centurio zu diskutieren. Es ist Julius Caesars Befehl. Wir können noch froh darüber sein, denn hier sitzen wir den Helvetiern für meine Begriffe etwas zu nahe auf dem Pelz.«
    Wenn Zauberei im Spiel war, war ein

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