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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zum Schweigen. »Man kann vieles vermuten. Sicher ist, daß die Chinesen in Fillingrow nicht besonders gelitten sind.«
    »Das habe ich mittlerweile erfahren müssen. Und Redburn steckt hinter allem – oder nicht?«
    »Keine Ahnung.« Der Schachspieler breitete die Arme aus. »Ich verbringe hier meinen Lebensabend. Ich war mal Lehrer. Meine Eltern stammten aus Fillingrow. Wir besitzen hier noch ein Haus. Ich sage Ihnen, Mr. Sinclair, nicht jeder aus dem Ort ist so gesprächig wie ich. Einen Rat gebe ich Ihnen noch. Seien Sie vorsichtig!«
    Er wollte gehen, ich aber hielt ihn zurück. »Nicht so voreilig, bitte. Da gibt es bestimmt noch Probleme. Für mich ist auch das Heulen sehr wichtig.«
    »Es gibt hier keine Wölfe.«
    »Aber es hat sich so angehört, als würde…«
    »Es kann ein Hund gewesen sein.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das Heulen eines Hundes ist mir bekannt. Das hört sich anders an.«
    »Dann kann ich Ihnen wirklich nicht weiterhelfen.«
    »Können oder wollen Sie nicht?«
    Er hob die Schultern. »Vielleicht beides, Mr. Sinclair. Rühren Sie als Fremder nicht an den Dingen, die hier tief verborgen liegen. Das meine ich sogar wörtlich.«
    Ich hatte ihm angemerkt, daß er nichts mehr sagen wollte. Trotzdem hatte ich noch eine Frage. »Bitte, Ihren Namen, Mister.«
    »Ich heiße Payne, Frank Payne.«
    »Danke. Und wo finde ich die Chinesen? Ich meine, diese Baracke, von der Redburn sprach.«
    »Gehen Sie nach links. Von dort sind Sie wahrscheinlich gekommen.«
    »Ja.«
    »Das Haus liegt auf der rechten Seite. Im Krieg haben dort Soldaten gelegen. Deshalb Baracke. Man wollte sie immer abreißen, hat sich aber nicht dazu überwinden können. Viel Glück, Mr. Sinclair.«
    Er ging, ich schaute ihm nach und sah, wie er mit der Dunkelheit und dem Dunst verschmolz, der mich an hart gefrorenen Nebel erinnerte und fast so aussah, als würde er einen Widerstand abgeben.
    Frank Payne hatte mir den Weg beschrieben. Ich sah keinen Grund, einen anderen zu nehmen. Wieder passierte ich den Brunnen, diesen ungewöhnlich großen Kreis, auf dessen Steinen eine ebenfalls dünne Eisschicht lag.
    Ich maß ihm keinerlei Bedeutung zu, aber ich hörte plötzlich das Heulen.
    Wieder einmal klang es auf.
    Ob nah oder fern, war nicht genau herauszufinden. Jedenfalls war es vorhanden und schwang sirenenartig über die Dächer der kleinen Häuser.
    Dann verstummte es.
    Da ich das Heulen bereits zum zweitenmal vernommen hatte, war ich mir ganz sicher.
    Dieses Geräusch stammte von keinem normalen Tier. Dahinter steckte ein Werwolf.
    Ich dachte daran, daß mir bestimmt eine lange und gefährliche Nacht bevorstehen würde. Wenn ein Werwolf sein Unwesen trieb, mußte ich ihn einfach fangen.
    Es wunderte mich auch, daß ich keinen Menschen auf der Straße sah. Die Bewohner schienen mit den Hühnern zu verschwinden, oder sie flüchteten vor der Kälte in ihre Häuser.
    Einige Male vernahm ich das Brummen eines Automotors, allerdings in einer anderen Straße.
    Den Kragen der Jacke hatte ich hochgestellt, als ich über die einsame Dorfstraße schritt. Aus vielen Fenstern drang Lichtschein. Hin und wieder parkte ein Wagen vor der Haustür. Andere Fahrzeuge waren in die alten Garagenbauten gelenkt worden. Ein Chinese begegnete mir nicht.
    Aus vielen Schornsteinen drang Rauch. Hellgrau und zitternd, vermischte er sich mit dem über den Dächern liegenden Dunst. Und weit darüber sah ich den dunklen Himmel, auf dem der Vollmond schimmerte wie eine bemalte runde Platte.
    Vollmond ist Werwolf-Wetter…
    Ich hörte Schritte, drehte mich um und sah einen Menschen die Straße überqueren. Er verschwand in einem Haus. Hart fiel die Tür wieder ins Schloß.
    Meine Gedanken drehten sich auch um den Anhalter. Das war ein gefährlicher Mensch, ein Psychopath, der mit seinem verdammten Messer nicht nur drohte, es auch einsetzte.
    Der Wirt hatte nicht so recht mit der Sprache herausrücken wollen, aber ich ging davon aus, daß die verschwundenen Chinesen möglicherweise auf die Kappe des Messerstechers gingen.
    Wenn dem so war, hatte er dies aus eigenem Antrieb getan, weil er die Chinesen haßte. Oder stand noch eine Person hinter ihm, die ihn leitete?
    Nicht weit entfernt sah ich auf der linken Seite eine Parkbucht, die Bushaltestelle. Man hatte eine Überdachung gebaut mit einer einfachen Sitzbank.
    Ich passierte die Haltestelle und warf dabei auch einen Blick auf die Bank.
    In einen dunklen Mantel eingehüllt, saß dort jemand, der sich erhob, als

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