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0516 - Im Netz der Mörderspinne

0516 - Im Netz der Mörderspinne

Titel: 0516 - Im Netz der Mörderspinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie sich jetzt auch daran erinnern, daß sie selbst Spanierin sind? Wie heißen Sie? Juanita Gonzales? Carmen Gomez? Maria Lopez? Elisabeth Müller?«
    »Sie sind ein Narr, wenn Sie mich für eine Spionin der Mittelmächte halten«, sagte Nicole.
    »Oh, Fräulein Elisabeth, ich halte Sie nicht für eine Spionin. Ich halte Sie für eine Agentin.«
    »Glauben Sie im Ernst, daß in Deutschland oder Österreich eine solche Waffe entwickelt wurde?«
    »Wer weiß? Die Deutschen basteln aus einem rostigen Wassereimer eine Kanone und aus einem Rohrstock ein Repetiergewehr. Was ist das hier? Ein Weidenstock oder ein rostiger Eimer? Und gehört dieses Teil vielleicht dazu?« Er hob das Amulett auf. »Sieht aus wie Silber und fühlt sich an wie weiches Wachs, ohne sich verbiegen zu lassen! Was ist das für ein Material?«
    Siebzig Jahre später hätte Nicole vielleicht, der Wahrheit nahekommend, ausgesagt, es handele sich um außerirdische Technik. Vielleicht hätte das das Gespräch wenigstens aufgelockert, auch wenn ihr niemand geglaubt hätte. Jetzt aber…?
    Sie versuchte einmal mehr, das Amulett zu rufen. Doch es gehorchte ihr ebensowenig, wie es Zamorra gehorcht hatte. Es war genauso »tot« wie im Jahr 58 v. Chr.
    Es ließ sich also auch nichts mit einem Überraschungseffekt machen.
    Die Überraschung lieferte ihr der Capitaine.
    »Ich werde diese Waffe erproben«, sagte er. »An dem anderen Gedächtnisschwundkünstler. Vielleicht fällt einem von Ihnen beiden dann ja etwas dazu ein.«
    Er mußte ein Signal gegeben haben, das Nicole entgangen war. Zwei Soldaten traten ein.
    »Führt sie ab und legt sie an Ketten«, sagte Capitaine Leclerc kalt. »Fräulein Juanita-Carmen-Maria-Elisabeth Reichsagentin, ich habe es satt, mich an der Nase herumführen zu lassen. Ich hätte Ihnen das hier gern erspart. Aber Sie lassen mir keine andere Wahl.«
    Die beiden Mannschaftsdienstgrade packten zu und rissen Nicole unsanft von ihrem Stuhl hoch, um sie zur Tür zu zerren.
    »Wissen Sie, Capitaine, warum die Saurier ausgestorben sind?« rief sie Leclerc zu.
    »Warum, Spionin?«
    »Sie waren dem Militär zu ähnlich«, sagte Nicole. »Viel Panzer und kaum Hirn.«
    Die beiden Soldaten blieben stehen; sie warteten förmlich darauf, daß ihr Hauptmann auf die Provokation reagierte und einen neuen Befehl gab. Aber Leclerc lächelte.
    »Wissen Sie, welchen Fehler Sie beide begangen haben?« sagte er.
    »Fehler?«
    Leclerc hob die Strahlwaffe und schaltete sie auf Betäubung. »Ganz gleich, welchen Rang Sie innehaben - Sie hätten Ihren Sternenstein nicht vergessen dürfen.«
    Er schoß.
    Der flirrende Blitz lähmender Energie erfaßte Nicole ebenso wie die beiden Soldaten.
    ***
    Der Gnom versuchte zu rufen, aber er brachte keinen Ton hervor. Er konnte die Frau stoppen. Sie rannte blindlings in ihr Verderben. Sie wollte durch die Haustür. Aber da hingen bereits Fäden. Sie lief hinein. Dabei hatte sie die riesengroße Spinne nicht einmal gesehen! Es war, als sei sie blind geworden.
    Der Gnom kannte diese Reaktion aus seiner Kindheit und Jugend. Wenn ihm jemand unversehens über den Weg gelaufen war, möglichst noch im Dunkeln, war Angst die Folge gewesen. Es war der Fluch seiner Mißgestalt; man hielt ihn für ein Ungeheuer. War er bei Tage schon vielen Menschen unheimlich, so wurde er für sie in den Nächten zu einem ungeheuerlichen Dämon, zu einem Alp, der sie bis in ihre Träume verfolgte.
    Die Frau versuchte sich von den klebrigen Fäden zu lösen. Ihr dünnes Gewand zerriß, aber sie kam dennoch nicht frei. In Panik schlug sie um sich, berührte dabei weitere Fäden - und klebte nun erst richtig fest.
    Sie schrie.
    Im Haus flammte Licht auf. Dann tauchte jemand auf dem Balkon auf -und lief ebenfalls ins Netz, das von der Spinne in unermüdlicher Lautlosigkeit immer dichter gewoben wurde. Es war, als spielte Zeit für sie keine Rolle, als könne sie alle ihre Wege gleichzeitig zurücklegen.
    Der Gnom preßte die Lippen zusammen. Er hatte noch bei keiner Spinne ein derartiges Netzbautempo gesehen. Er hatte auch noch nie eine dermaßen riesige Spinne gesehen. Und hätte sie bei dieser Größe nicht wesentlich langsamer, schwerfälliger sein müssen?
    Aber sie war unheimlich schnell.
    »Warum tue ich nichts?« fragte sich der Gnom. »Warum helfe ich den beiden Menschen nicht?«
    Er machte ein paar Schritte vorwärts -und blieb wieder stehen.
    Es war keine Furcht vor dem achtbeinigen Ungeheuer. Es war etwas anderes, das ihn

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