0517 - Mr. Todds Killerspiele
jemand will dich töten.«
»Wer hat ihn gesehen?«
»Ich nicht.«
»Ho Chan denn?«
»Auch nicht.«
»Zum Teufel, kennt niemand diesen Mann, der es auf mich abgesehen hat?«
»Man kennt seinen Namen nicht, Suko, aber man weiß wohl, wie er aussieht.«
»Dann beschreibe ihn.«
»Wie gesagt, er ist einer von uns. Das Böse steht in seinen Augen. Er ist zudem ungewöhnlich gekleidet. Stets in Schwarz, und er trägt etwas auf seinem Kopf, das sehr ungewöhnlich aussieht.«
»Eine Melone?«
»Vielleicht.«
Scharf atmete Suko ein. »Ja, ich weiß, wen du meinst«, flüsterte er und spürte auf dem Rücken den kalten Schauer. »Das ist Mr. Todd, der Totmacher…«
***
Sie hatte geschlafen, war plötzlich wach, aufgestanden, hatte sich den hellen Bademantel übergestreift und war gegangen.
Einfach so und stets der Stimme folgend.
Genau dieser Stimme, die sie in den Krallen hielt, die sie führte, die sie lenkte, die so fremd und ihr dennoch vertraut war und die sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
Glenda Perkins war überrascht und nahm es trotzdem als gegeben hin. Sie hatte das Bad verlassen, stand nun in der Diele und lauschte auf den Regen, dessen Tropfen gegen die Scheiben hämmerten und auf die Fensterbänke trommelten.
Es war ein mieses Wetter, eine einzige Regennacht, die alles ertränken wollte, was sich ihr in den Weg stellte. Einfach furchtbar für jemand, der hinausmußte.
Wie Glenda.
Eigentlich war es verrückt, bei einem solchen Sauwetter auch nur einen Schritt vor die Tür zu setzen, aber sie wollte es, und da war auch die Stimme in ihr, die dies befahl. Eine Stimme, die sie unter Kontrolle hatte.
Sie wußte nicht einmal, welcher Name sich hinter der Stimme verbarg, aber der Unbekannte schien sehr genau über sie Bescheid zu wissen. Zudem hatte er einen Namen gesagt, den Glenda sehr gut kannte.
John Sinclair!
Immer wieder war dieser Name geflüstert worden und hatte ihr Denken bestimmt. Der Name hatte sie angespornt, hatte ihr die nötige Motivation und Kraft gegeben, die sie für ihre Aufgaben brauchte.
Glenda blieb in der Diele stehen. Sie betrachtete sich im Spiegel.
Ihr dunkles Haar sah zerzaust aus. Man hatte sie aus dem ersten tiefen Schlaf gerissen. Noch klebten ihre Augen fast zu. Sie fühlte sich matt und gleichzeitig durch die Stimme aufgeputscht.
Erst nach einigem Starren gegen die spiegelnde Scheibe wurde ihr bewußt, daß sie nicht die richtige Kleidung für einen Spaziergang trug. Sie hatte noch immer ihr Nachthemd an und den Bademantel übergeworfen. Damit konnte sie unmöglich hinaus in den Regen.
Die nächsten Handlungen wurden ihr nicht diktiert, sie tat sie von sich aus.
Glenda streifte den Bademantel wieder von den Schultern. Er sank neben ihr zusammen. In Reichweite hing der helle Regenmantel, den sie überzog. Drei Knöpfe schloß sie, danach zog sie den Gürtel stramm.
»Und jetzt wirst du gehen. Geh einfach hinaus, kleine Glenda. Du wirst dich umschauen und mir folgen, verstehst du? Und meinem Diener. Denke stets an die Stimme. Sie ist wichtig. Sie wird dir vieles erklären. Die Stimme, Glenda. Meine Stimme!«
»Ja«, hauchte sie, »ja.« Dann holte sie tief Luft. »Stimmt es denn, was du gesagt hast? Braucht er mich? Braucht mich John Sinclair? Erwartet er mich?«
»So ist es. Er wartet auf dich.«
»Und wo?«
»Keine Fragen jetzt, Glenda, keine Fragen.«
Mehr sagte der Unbekannte nicht. Glenda hatte ihn nicht gesehen, sie kannte nicht einmal den Klang der Stimme, die sie zum erstenmal hörte, sie wußte nur, daß es um John ging.
Um den Mann, der ihr viel bedeutete. Sie gab es nie so offen zu, aber sie liebte John Sinclair und würde für ihn alles tun.
Automatisch nahm sie den Schlüssel vom Garderobenschrank und ließ ihn in die Manteltasche gleiten. Dann öffnete sie die Haustür, sah die dichten, grauen Schleier aus den Wolken fallen und schaute zu, wie die Tropfen auf den Asphalt klatschten.
Sie hämmerten gegen den Untergrund. Der Wind schaufelte die Massen als lange Fahnen über die Straße. Klatschnaß glänzten die Fassaden der Häuser, und auch an den Scheiben rann das Wasser in langen Bächen herab.
Glenda stellte den Mantelkragen hoch und zog den Gürtel noch enger.
Sie trug zwar Schuhe, aber keine Strümpfe. Die Kälte kroch an ihren Beinen hoch.
Gegenüber befand sich eine Laterne. Sie schaute in das Licht, durch das die langen Schleier fielen. Wolken waren nicht zu sehen.
Der Himmel ertrank in Wasser und Schwärze.
Es war zwar für
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