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0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschaltet und war bereit, sie einzusetzen, wenn es hart auf hart kam. Er glaubte nicht daran, daß die Reiter sie einfach umgeschoren ziehen lassen wollten. Auch in dieser Zeit herrschten rauhe Sitten.
    »Und nun«, fuhr Cristofero fort, »wüßte ich gern, wer da vor mir liegt. Hat Er einen Namen?«
    Der Gestürzte reagierte blitzschnell. Er rollte sich herum und wollte gegen Cristoferos Beine treten. Der Grande machte einen raschen Schritt zur Seite. Im nächsten Moment sirrte sein Degen durch die Luft und berührte den Hals des Mannes.
    »So Er gewillt ist, einen guten Rat zu beherzigen«, sagte Cristofero schnell, »so mag Er ganz still liegen. Sonst spießt Er sich selbst auf.«
    Der Hahn einer Pistole schnappte zurück. Einer der anderen Reiter hatte die Waffe auf Cristofero gerichtet. Auch der Musketier versuchte seine Waffe schußbereit zu bekommen. Das ging angesichts der umständlichen Technik aber nicht ganz so schnell. Zamorra fand Zeit, in aller Gemütsruhe den Blaster aus der Tasche zu ziehen, zweimal abzudrücken und die Waffe wieder in der Tasche zu versenken. Die bläulichen Blitze knisterten um die beiden Reiter, die lautlos auf ihren Tieren zusammensanken. Das Pferd des Pistolenmannes, dem die Waffe aus der Hand fiel, ohne beim Aufschlag loszugehen, ging durch und rannte davon; ein paar Dutzend Meter entfernt stürzte der Reiter aus dem Sattel. Der Musketier machte sofort mit dem Erdboden Bekanntschaft.
    Die anderen Reiter gerieten in Panik. Sie hatten nicht erkennen können, woher die beiden Blitze gekommen waren. »Teuf eis werk«, stieß einer der Männer hervor. »Ihr seid Teufel!«
    »Mitnichten, Freundchen«, widersprach Cristofero. »Jener dort ist der berühmte Professor Zamorra deMontagne aus dem Loire-Tal, dessen Schriften in allen geisteswissenschaftlichen Akademien gelesen werden und dessen Abenteuer man diesseits und jenseits des großen Ozeans allenthalben rühmt. Die bezaubernd junge Dame mit den Zornesfalten auf der Stirn ist seine verehrte und geliebte Begleiterin, und ich bin niemand geringerer als Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego, Berater Seiner königlichen Majestät, des vierzehnten Louis.« Er räusperte sich. »Die Höflichkeit hätte es wohl geboten, daß Er Seinen Namen und die Seiner Kumpane zuvörderst genannt hätte, doch dünkt mich, daß Er zu miserabel erzogen wurde, um das zu wissen. Ein paar kräftige Maulschellen in früher Jugend hätten gewiß für ein sittsameres Verhalten gesorgt. Doch zur Not können wir dies sicher nachholen.«
    Er zog die Degenspitze etwas zurück.
    Der Mann am Boden schluckte heftig.
    »Der vierzehnte?« stieß er hervor. »He, Freundchen, was faselst du? Bis der auf den Thron steigt, vergehen wohl noch ein paar Jährchen. Selbst wenn der König stürbe, würde der Kardinal kaum einen zweijährigen Knaben auf dem Thron dulden.«
    Cristoferos Augen wurden schmal. »Er redet von Richelieu, diesem falschen Köter? Ja, lebt denn der immer noch?«
    Zamorra hob die Hand. »Bevor Sie noch tiefer ins Fettnäpfchen treten, Señor - wir sind nicht ganz in Ihrer Zeit«, flüsterte er. »Wenn der Sonnenkönig gerade zwei Jahre jung ist, schreiben wir 1636! Und da erfreut sich Kardinal Richelieu noch bester Gesundheit.«
    »Wie traurig«, brummte Cristofero.. Dann zuckte er zusammen. »Aber das würde ja bedeuten, daß ich - daß ich selbst ein elfjähriger Knabe bin!«
    Zamorra nickte. Das erklärte Cristoferos Bemerkung von vorhin, er habe »solche Leute« als kleiner Junge gesehen! Sie waren also dicht dran - aber eben nicht ganz. Das Zeitpendel hatte sie nur in die Nähe des richtigen Datums gebracht!
    Für ein paar Sekunden hatte keiner von ihnen, nicht einmal Nicole, auf die Reiter geachtet. Alle drei standen sie zu sehr im Bann des Begreifens.
    Im nächsten Moment prallte ein massiger Körper gegen Zamorra. Einer der Reiter hatte sich vom Pferd aus auf ihn geworfen. Ein zweiter versuchte Cristofero niederzureiten, und ein dritter preschte an Nicole vorbei und riß sie zu sich aufs Pferd.
    Da hatte er sie allerdings erheblich unterschätzt; ihre Reflexe waren bestens, und ehe der Mann begriff, wie ihm geschah, flog er vom Pferd, und Nicole zog sich in den Sattel. Zamorra hatte mit seinem Mann größere Probleme. Der Landsknecht hatte ihn überrascht. Ein Fausthieb betäubte Zamorra fast; er kämpfte gegen die Benommenheit an, konnte sich nicht so zur Wehr setzen, wie er es eigentlich gewollt hatte, und erst recht konnte er die

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