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0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn zu tun!«
    ***
    Don Cristofero reagierte blitzschnell. Er schob den Gnom kurzerhand beiseite, drängte sich an Nicole vorbei und ließ den Degen flirren. Mit rasend schnellen Bewegungen wob er einen schneidenden Stahlvorhang zwischen sich und Nicoles Verfolger. Aufschreiend wichen die Halbstarken zurück nach draußen. Mit einem so entschiedenen Gegenangriff hatten sie nicht gerechnet. Cristofero warf die Tür hinter ihnen zu, spähte kurz aus dem Fenster und bemerkte, daß die Horde die Lust an einer Verfolgung verloren hatte. Diese Beute hatten sie sich leichter vorgestellt.
    Im nächsten Moment gab es hinter ihm ein dumpfes Poltern und einen Aufschrei. Er drehte sich um. Der Messermann lag vor Nicole auf dem Boden.
    »Er wollte Ihnen den Dolch in den Rücken stoßen, Fuego«, sagte sie. »Da habe ich ihn ein wenig beruhigt.« Sie rieb sich die Handkante. Der Gnom hob das Messer auf und sprang auf Stuhl und Tisch. »Will’s noch jemand wagen, sich an meinem Gebieter zu vergreifen?« schrie er. »Zurück mit euch, Gesindel!«
    Nicole hob die Brauen. Der Kleine konnte ja richtig kämpferisch werden, wenn es um seinen Herrn ging. Wenn es ihm dagegen selbst an den Kragen gehen sollte, lief er lieber davon.
    Es wurde ruhig. Die anderen Gäste ergriffen keine Partei. Vielleicht lag es auch daran, daß der Wirt ihnen mahnende Blicke zuwarf. Er war wohl nicht besonders darauf erpicht, daß sein gesamtes Mobiliar in einer wilden Kneipenschlacht zertrümmert wurde. Zudem mußten die Männer von Nicoles beherztem Eingreifen maßlos verwundert sein. Es paßte nicht in diese Zeit, daß eine Frau kämpfte. Sie hatte sich gefälligst ängstlich in eine Ecke zu drücken und mit aufgerissenen Augen darauf zu warten, daß ein Kavalier sie beschützte.
    Mit einem einzigen betäubenden Karateschlag hatte Nicole ein ganzes Weltbild zertrümmert. Daran hatten die Herren Thekenhelden erst einmal zu kauen.
    Mit einem entschlossenen Ruck schob Cristofero den Degen in die Scheide zurück, riß sich den Federhut vom Kopf und verbeugte sich, was bei seiner Leibesfülle nicht gar so elegant aussah, wie es beabsichtigt war. »Habt Dank, hochgeschätzte Mademoiselle, daß Ihr gekommen seid, mir mein Mäntelchen zurückzubringen, und mir zugleich ein wenig Kurzweil verschafft habt.« Er stülpte den Hut wieder auf seinen Rotschopf. Dann wandte er sich dem Gnom zu, der gerade vom Tisch hinunterkletterte.
    Für einige Augenblicke sahen die beiden sich stumm an, und Nicole erkannte, daß Cristofero leicht zitterte. Eine Träne rollte über seine gerötete Wange und verschwand im dichten Filzbart. Cristofero wischte sich durchs Gesicht. »Ziemlich schlechte verräucherte Luft hier«, krächzte er heiser. »Man sollte das Pfeiferauchen verbieten! Da haben die Weltumsegler doch eine üble Unsitte von den westindischen Barbaren übernommen und hierzulande verbreitet…«
    Er räusperte sich und ging auf den Gnom zu, betastete ihn. »Wahrlich, Er ist kein Gespenst. Er lebt also! Warum kehrt Er dann erst jetzt zu mir zurück? Pflichtvergessener Lümmel! Ich erinnere mich nicht, Ihm Vakanz gewährt zu haben. Immer, wenn man Ihn braucht, ist Er nicht greifbar…«
    Er wandte sich ab, und Nicole entdeckte eine weitere Träne, die Cristofero verstohlen wegzuwischen versuchte. Der verrückte Kerl mochte seine Rührung nicht zeigen. Er mußte überglücklich sein, den Gnom lebend wiederzusehen, und verbarg das hinter seinem gewohnt polterigen Auftreten. »Er sollte sich eine gute Ausrede zurechtlegen«, brummte er, »wie Er dem Knochenmann entkommen ist. Er ist wohl ein besonders pfiffiges Kerlchen, oder der Knochenmann ein Dummkopf, wie?«
    »Vergebung, Gebieter. Aber dank meiner überragenden Zauberkunst gelang es mir, ihn zu meiner Freilassung zu zwingen. So eilte ich, Euch wiederzufinden, wobei mir Mademoiselle Duval über den Weg ritt und…«
    »Ritt«, knurrte Cristofero. »Das erinnert mich an etwas. Wer hat uns eigentlich die Pferde unterm… äh… naja, weggenommen? Warum haben sie die Zeitversetzung nicht mitgemacht? Schließlich waren sie doch durch innigen Kontakt mit uns verbunden!«
    »Vermutlich waren sie nicht wie wir mit Zeit-Energie aufgeladen«, überlegte Nicole. »Haben Sie Zamorra gesehen?«
    »Zuletzt im Dreißigjährigen Krieg«, sagte Cristofero. »Er ritt kurz hinter mir. Ich hatte bislang noch keine ausreichende Gelegenheit, seinen derzeitigen Aufenthaltsort herauszufinden. Ich mußte einem dieser mützentragenden

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