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0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wen wir aufs Schafott schicken. Du trägst ein eigenartiges Beinkleid und eigenartige Schuhe. So etwas habe ich noch nie gesehen. Wer hat dir so etwas Verrücktes geschneidert, Bürger Zamorra?«
    »Da, wo ich herkomme, laufen viele Leute so gekleidet herum.«
    »Und woher kommst du, Bürger?«
    »Aus der Gegend um Lyon. Ich hatte mir meinen Aufenthalt in Paris eigentlich anders vorgestellt.«
    »Sag’s ruhig. Du bist hierher gekommen, weil du starker Kerl nicht zu den Soldaten wolltest. Du dachtest, in dem heillosen Durcheinander, das wir hier mühsam aufzuräumen versuchen, könntest du untertauchen, wie? Aber wir haben dich trotzdem erwischt. Da du nicht als Held im Krieg gegen die Engländer und Österreicher fallen wolltest, fällst du eben unter dem Fallbeil. Köstliches Wortspiel, nicht wahr?« Er kicherte selbstzufrieden. Zamorra entsann sich des wenigen, was er über diese Zeit wußte. Der österreichische Kaiser Leopold II. hatte Truppen gegen Frankreich geführt, um seinen Schwager Ludwig XVI. zu befreien; erfolglos, aber der einmal entfesselte Krieg ging weiter, und nach der Hinrichtung Ludwigs trat auch England in den Krieg ein - worauf Robespierre die allgemeine Wehrpflicht einführte.
    »Du bist also ein Feigling und Vaterlandsverräter«, behauptete das Krötengesicht genüßlich. Er kritzelte etwas auf einen Bogen Papier. »Zamorra nennst du dich, ja? Man wird dich zum Tod durch Enthaupten verurteilen, Landesverräter. Aber nun erzähl mir doch mal, was das hier für seltsame Dinge sind. Ein eigenartig weiches Silber, dieses Schmuckstück. Und ein kostbarer funkelnder Stein… und eine Pistole, wie ich sie noch nie gesehen habe. Es ist doch eine Pistole, nicht wahr? Auch wenn sie sehr ungewöhnlich aussieht. Erklärst du mir, wie sie funktioniert?«
    »Du mußt in die Mündung blicken und ganz langsam den Abzug durchziehen, dann weißt du’s sofort, Bürger Krötengesicht«, sagte Zamorra spöttisch.
    »Ah, ein Witzbold ist er auch. Aber ich habe heute schon einen Spaßmacher freigelassen. Immer dasselbe zu tun, wäre doch recht langweilig. Schade, daß du meinen Wissensdurst nicht stillen willst. Das ist sehr unhöflich, Bürger, weißt du?«
    Zamorra grinste ihn an. »Wenn mein Kopf sowieso rollt, wäre es Verschwendung, einem Kerl deiner Art gegenüber höflich zu sein. Der Bauer ist ja auch nicht höflich zu seinem Mastschwein.«
    »Ah, das ist gut«, kicherte der Jakobiner. »Schade, daß du hingerichtet wirst. Wir könnten uns gut verstehen. Vielleicht könnte ich ja etwas für dich tun. Aber du müßtest etwas… kooperativer sein, Bürger.«
    »Und wie stellst du dir das vor?« fragte Zamorra gelangweilt. Er hatte den Mann da, wo er ihn haben wollte: im Gespräch. Er hatte ihn richtig eingeschätzt. Der Kerl mochte Schlagfertigkeit, selbst wenn sie ihn beleidigte.
    »Dieses Silber und dieser Kristall… wo stiehlt man so etwas? Es ist doch beides recht selten und kostbar, nicht wahr? Wo kommt es her? Ist da noch mehr zu holen?«
    Zamorra verengte die Augen. »Vielleicht«, sagte er. Er machte ein, zwei Schritte vorwärts. Ganz beiläufig, unauffällig. Er mußte den Kristall in die Hand bekommen. Oder den Blaster. Damit konnte er die Männer betäuben und sich dann auf die Suche nach Cristofero machen. Er hatte die Ladekapazität des Strahlers zwar lange nicht mehr geprüft, aber er war sicher, daß der Energievorrat ausreichte, die Wachen samt und sonders zu betäuben und auch eine Eisenkette durchzuschweißen. Er bedauerte nur, daß er keine Möglichkeit hatte, auch etwas für die anderen Gefangenen zu tun. Nicht einmal für Macaire oder dessen Freund. Sie waren alle längst tot und zu Staub zerfallen, aus der Warte von Zamorras Gegenwart betrachtet. Wenn er in dieser Zeit auch nur einen Menschen tötete oder rettete, würde er die Geschichte verfälschen. Wenn sie sich untereinander umbrachten, war das zwar schrecklich, aber eine ganz andere Sache. Zamorra durfte nicht eingreifen. Er durfte nur sich selbst und seine Begleiter retten.
    Und hoffen, daß es doch noch einmal zu einer Zeitverschiebung kam.
    »Wir könnten ein kleines Geschäft miteinander machen«, schlug der Jakobiner vor. »Du verrätst mir, wie ich an weitere dieser Pretiosen komme, und dafür gebe ich dieses Papier mit deinem Namen darauf nicht an den Sicherheitsausschuß weiter. Dann wird man dich nicht aburteilen, und vielleicht kannst du hier sogar ein recht gutes Leben führen.«
    »In der Bastille?«
    »Natürlich,

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