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0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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setzte ihr nach. Dabei rief sie wieder das Amulett, um es notfalls gegen Rebecca einsetzen zu können. Und wenn es als Wurfgeschoß war…
    Immer noch war Madame Beauforts Zofe unglaublich schnell und hatte bereits die Treppe erreicht, um abwärts zu verschwinden. Nicole hatte Mühe, ihr zu folgen. Das lange Kleid behinderte sie beim Laufen ebenso wie das dazugehörige Schuhwerk. Beides war eben nicht für sportliche Einsätze geschaffen. Nicole wünschte sich, in ihrem Lederoverall zu stecken, ihrem »Kampfanzug«, wie sie das praktische und strapazierfähige Kleidungsstück manchmal in mildem Spott nannte, und sie spielte kurz mit dem Gedanken, Schuhe und Kleid einfach abzustreifen und Rebecca zwar nackt, aber mit mehr Bewegungsfreiheit zu folgen.
    Doch was würde es ihr nützen? Es würde nur noch größeren Ärger geben, wenn sie jemandem begegnete.
    Sie benutzte das Treppengeländer als Rutschbahn, um wenigstens etwas Zeit zu gewinnen. Aber als sie schließlieh die zweite Treppe hinter sich gebracht natte, war Rebecca bereits draußen. Nicole setzte ihr durch den Park nach, verlor sie aber schnell aus den Augen.
    Atemlos hielt sie an. Rebecca schien keine Atemnot und Erschöpfung zu kennen. Sie wurde scheinbar von vampirischer Energie beflügelt.
    Beflügelt…
    Unwillkürlich sah Nicole zum Sternenhimmel hinauf und versuchte dort ein fledermausähnliches Geschöpf zu erkennen. Aber der Himmel war leer.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit, Rebecca zu folgen.
    Nicole entschloß sich, mit dem Amulett einen Blick in die jüngste Vergangenheit zu werfen.
    ***
    Der Vampir beobachtete durch die Augen seines Opfers.. Er vermochte Rebeccas Reaktionen zu steuern. Er merkte sehr wohl, daß der neu hinzugekommene Gegner mit der seltsamen Silberscheibe le Roumains Präsenz erkannte - jenen schwarzmagischen Hauch, den Zamorra mittels seines Amuletts registrierte.
    Nicolas le Roumain reagierte sofort und ließ sein Opfer Zurückschlagen. Er übernahm die Bewußtseinskontolle der Frau. Rebecca mußte flüchten, ehe diese Gruppe von Jägern über sie an le Roumain selbst herankamen. Er gab ihr den Tötungs- und Fluchtbefehl, und sie reagierte, wie er es selbst besser kaum gekonnt hätte.
    Er lenkte sie zu sich in den Wald. Es hatte keinen Zweck mehr, sie im Schloß zu belassen. Sie konnte zunächst bei ihm den Tag überstehen, und danach würde man sehen, wo sie ein eigenes Quartier bekam. Auch wenn le Roumain sie zu seiner Gefährtin machen wollte - bis er eine andere Frau fand, die ihm besser gefiel -, hielt er doch nichts davon, daß ein Versteck gleich mehrere Vampire beherbergte. Das war ein zu großes Risiko für den Fall, daß das Versteck von zerstörungswütigen Sterblichen aufgespürt und überfallen wurde. Getrennt schlafen und vereint jagen, das war kein Problem. Entfernungen spielten nur eine untergeordnete Rolle, und Vampire verfügten über alle Zeit der Welt. Wenn zwei vampirische Gefährten sich mehrere Jahre nicht sahen, ging die Welt deshalb trotzdem nicht unter. Man fand ja später wieder zusammen.
    Nicolas le Roumain wußte jetzt, daß die Situation für ihn gefährlich geworden war. Die Jäger, die ihm auf die Spur gekommen waren, kannten sich mit magischen Mitteln aus. Und ihre Anzahl schien sich ständig zu vergrößern. Erst waren es nur ein Mann und eine Frau gewesen, jetzt war ein weiterer Mann hinzugekommen… immerhin war es Rebecca gelungen, den ersten der Vampirjäger zu töten. Daß sie die beiden anderen nicht tödlich erwischt hatte, war bedauerlich, aber nicht zu ändern. Immerhin war le Roumain sicher, daß sie sein Verstreck nicht finden konnten. Er brauchte also nur sein Jagdrevier aufzugeben und seine Beute anderswo zu holen. Natürlich war das Schloß von Versailles ein hervorragendes Revier. Hier konnte er aus dem vollen schöpfen. Vielleicht konnte er sich mit dem derzeitigen Herrn über Paris einigen; dann brauchte er noch nicht einmal sein Versteck aufzugeben, denn die Hauptstadt war relativ nahe. Notfalls mußte eben Sarkana, das Oberhaupt der weitverzweigten, sehr alten und traditionsbewußten Vampirfamilie, darüber entscheiden. Nach Nicolas’ Dafürhalten bot Paris Beute für viele Vampire, nicht nur für die zwei oder drei, die dem Herrn über Paris gehorchten. Nun gut, wenn es nicht anders ging, würde er sich ihm auch unterordnen. Er wollte nur nicht neue Jagdgründe irgendwo in weiter Ferne erschließen müssen. Er war etwas bequem geworden in all den vielen

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