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052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

Titel: 052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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unterrichten. Die
Angelegenheit mit Michele Claudette erschien ihm, je öfter er darüber
nachdachte, immer mysteriöser.
    X-RAY-1 musste es wissen. Auch alles über den geheimnisvollen Dr. Sarde,
den die junge Studentin leider nicht allzu gut mehr hatte beschreiben können.
Doch Kommissar Lecquell hatte für die frühen Morgenstunden das Eintreffen eines
Zeichners in seinem Büro angekündigt. Er wollte dann Michele Claudette sowieso
noch einmal sprechen und gleichzeitig nach ihrer Beschreibung ein Phantombild
des Mannes anfertigen lassen, der ihr in der Metro gegenübergesessen hatte.
Vielleicht kam etwas dabei heraus.
    Vielleicht aber gab es aufgrund der bisherigen Aussagen schon etwas, womit
die PSA arbeiten konnte. Die Abteilung wandte modernste Methoden an. Große
Computer standen zur Verfügung, die ständig mit den neuesten Meldungen in der
ganzen Welt gefüttert wurden. Die Daten wurden gespeichert, verglichen und neu
ausgewertet. Es kam oft vor, dass aufgrund einer Meldung ein Computer eine
Alarmbotschaft auswarf, weil er bei Vergleichsdaten auf einen Widerspruch oder
eine Ähnlichkeit gestoßen war. X-RAY-1, der die letzten Entscheidungen traf, konnte
aufgrund dieser Meldungen sofort tätig werden und seine Spezialagenten rasch
und unkonventionell einsetzen.
    Die schnellste Wirkung auf dem kürzesten Weg zu erzielen, das war eine der
wichtigsten Devisen für X-RAY-3.
    Kurz und knapp war sein Bericht, den er leise in die mikrofeinen Rillen der
Weltkugel sprach. Die Worte wurden in Funkwerte umgesetzt und verschlüsselt vom
PSA-Satelliten aufgenommen und weitergestrahlt.
    Der Amerikaner legte sich zu Bett. Aber er schlief noch lange nicht ein. Er
dachte an die hübsche Michele Claudette und machte sich Sorgen. Aber da war ja
der Beamte Lecquells in der Nähe. Es konnte nichts passieren.
     
    ●
     
    Der dunkelgraue Peugeot fuhr rasch durch die Avenue Montaigne. Der Verkehr
um diese Zeit war nicht bemerkenswert.
    Im Fond des Wagens saß fast regungslos ein Mann. Er trug einen Trenchcoat.
Neben sich auf dem Sitz stand eine schwarzrot karierte Reisetasche. Der
Reißverschluss war nicht ganz bis zum oberen Ende hochgezogen, und ein schmaler
Spalt verriet den Zipfel einer Frischhaltefolie.
    Der Fahrer warf gelegentlich einen kurzen Blick in den Innenspiegel, sah
aber von seinem Gast nur den gesenkten Kopf, den ein breitkrempiger, nicht mehr
ganz sauberer Hut bedeckte.
    Der Peugeot bog in die nächste Seitenstraße. Nach wenigen hundert Metern
Fahrt steuerte der Chauffeur den Wagen abermals nach rechts in die Rue Marbeuf.
Am Straßenrand standen die unbeleuchteten geparkten Autos. Die Häuser hier
waren zum Teil schon sehr alt. Einige hätten dringend einen neuen Verputz
gebrauchen können.
    Paul, der Fahrer, schaltete den Motor aus und ließ den Peugeot noch ein
paar Meter weiterrollen. Er näherte sich einer dunklen Toreinfahrt, die ein
massives, schweres Holztor zur Hälfte verschloss. Die andere Hälfte war im 2.
Weltkrieg bei einem Autounfall eingerissen worden, als ein betrunkener
deutscher Offizier gegen das Tor und die Hauswand knallte. Der alte massive Bau
büßte die eine Torhälfte ein, und einige Steine und der Verputz bröckelten ab.
Der Deutsche konnte nur noch tot aus dem total zertrümmerten Fahrzeug geborgen
werden. Es schien, als wäre der Unfall erst gestern gewesen. Noch heute sah man
deutlich die Stelle, an der die Torverankerung herausgerissen worden war, die
abgesplitterten Steine und den fehlenden Verputz an der Hausecke. Hier war
nichts renoviert worden. Das Haus war alt und hatte von jeher einen schlechten
Ruf.
    Unten im Parterre war eine uralte Kneipe untergebracht. Sie war jetzt
geschlossen. Die klapprigen Fensterläden verbargen die schmutzigen
Fensterscheiben und die morschen, vom Zigarettenrauch quittegelb gewordenen
Vorhänge.
    In den oberen Stockwerken wohnten keine normalen Mieter. Um die
Jahrhundertwende noch ein herrschaftliches Wohnhaus, war es immer mehr
verkommen und heruntergewirtschaftet worden, und schließlich in den Besitz
einer gewissen Madame Blanche übergegangen. Diese Madame Blanche hatte ein
Interesse daran, sich aus dem Haus eine Geldquelle zu schaffen. Sie tat das
gründlich, ohne selbst einen Pfennig in das alte Gebäude zu stecken.
    Ein paar hübsche Mädchen als Serviererinnen und Animierdamen angestellt,
sorgten bald für Nachschub an Kunden in der alten Kneipe. Die letzten
anständigen Mieter zogen aus. Prostituierte übernahmen die Wohnungen.

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