Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

Titel: 052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
ehrlich gestanden: ich
glaube nicht so recht daran!« Lecquell schien sich seine eigenen Gedanken über
den Fall zu machen.
    Aber auch Larry Brent störte sich an gewissen Dingen.
    »Jede Spekulation ist verfrüht«, bemerkte er leise, während er sich eine
Zigarette zwischen die Lippen schob. »Die Devise heißt in der Tat: abwarten.
Ich möchte Sie bitten, mich auf jeden Fall auf dem Laufenden zu halten.
Möglich, dass das ganze eine Seifenblase ist – dann wird sie über kurz oder
lang platzen. Aber ich kann im Grunde genommen nicht so recht daran glauben.
Für mich stellt sich in diesem Augenblick die Frage anders als bei Ihnen,
Kommissar: für mich kommt es darauf an zu wissen, ob hier eine Verbindungslinie
zu den Fällen zu ziehen ist, die wir vorhin in Ihrem Büro erörterten. Wenn ja,
dann befürchte ich eine äußerst unangenehme Situation – für jeden von uns,
einschließlich Mademoiselle Claudette. Wenn nein: dann bin ich an der weiteren
Information nicht mehr interessiert. – Ich habe aber das unbestimmte Gefühl,
dass dieser rätselhafte Dr. Sarde ohne weiteres etwas mit den Dingen zu tun
haben könnte. Ist es vermessen, anzunehmen, dass dieser Dr. Sarde nicht mehr
mit dem zufrieden ist, was er aus den Gräbern holt? Braucht er – um es einmal
ganz drastisch auszudrücken – eine andere Quelle für die Leichenteile?«
    Lecquell sah den Agenten aus großen Augen an. Die Gedankengänge des
Amerikaners waren mehr als eigensinnig.
    »Es ist ein Verdacht, eine Überlegung«, fügte X-RAY-3 erläuternd hinzu, als
er Lecquells fragende Blicke auf sich gerichtet sah. »Durch nichts bewiesen.
Aber zumindest des Nachdenkens wert, Kommissar. Wenn auch nur etwas dran ist an
meinen Vermutungen, dann gibt sich Sarde nicht mehr mit Leichenraub allein
zufrieden. Er ist jetzt auch zum Mörder geworden! Setzen Sie alles daran, um
ausfindig zu machen, was heute Abend irgendwo in Paris oder einem Vorort
passiert sein muss! Die kleinste Spur, der geringste Hinweis kann uns
weiterhelfen. – In Paris geht eine Bestie um, Kommissar! Wir müssen ihr das
Handwerk legen.«
     
    ●
     
    Larry Brent fuhr nicht mehr zurück in das Kommissariat. Er ließ sich in der
Rue de Bassano, nicht allzu weit vom Place d'Étoile entfernt, absetzen. Dort
war er in einem sehr guten Hotel untergebracht.
    Bevor er sich endgültig von Lecquell verabschiedete, stellte er noch eine
entscheidende Frage an den Franzosen.
    »Sagen Sie, Kommissar: Sie sind gewiss von kommenden Bestattungen, die
eventuell für einen Leichenräuber interessant wären, unterrichtet?«
    »Ja, natürlich.«
    Der Franzose verließ mit seinem amerikanischen Gast den Wagen. Langsam
näherten sich die beiden Männer dem hell erleuchteten Hoteleingang. Larry
fingerte nach dem Schlüssel. Trotz der vorgerückten Stunde hatte er nicht den
Wunsch, sich auszuruhen. Während des Fluges über den Atlantik hatte er genug
geschlafen.
    »Das war anzunehmen. – Sicher wissen Sie auch immer einen oder zwei Tage im
Voraus, wann und wo eine Beerdigung stattfindet.«
    »Das gehört mit in den Plan, den ich entwickelt habe. Ich wollte
größtmögliche Sicherheit haben, ich wollte den Verbrecher so rasch wie möglich
einkreisen. Bisher leider vergebens. Doch jede neue Beerdigung gibt uns eine
neue Chance. Da ist zum Beispiel morgen eine auf dem Friedhof du Montparnasse.
Eine junge Frau namens Edith Liron soll beigesetzt werden.«
    »Wann ist das?«, wollte Larry wissen.
    »Um zehn Uhr dreißig.«
    »Ich glaube, ich werde mir aus entsprechender Entfernung mal die Dinge
ansehen.«
    Auf seinem Zimmer angekommen, kleidete er sich langsam aus. Nachdenklich
ging er ins Bad. Als er unter der Dusche hervorkam, frottierte er sich ab und
ging dann zum Fenster. Er blickte hinunter auf die Straße. Aus der Ferne
vernahm er die Fahrgeräusche der Autos.
    Larrys Zimmer befand sich im obersten Stock des neuerbauten Hotels. Er
konnte weit über Paris hinwegsehen. Die dunklen, verschachtelten Dächer – die
zahlreichen Lichter, die zuckenden Leuchtreklamen, die bis in die frühen
Morgenstunden, wenn der Tag zu dämmern anfing, ihr unruhiges Spiel fortsetzten.
    Minutenlang stand er unbeweglich am weit geöffneten Fenster. Tiefe, ruhige
Atemzüge hoben seine breite, nackte Brust.
    Larry Brent wandte sich um und zog mit einer leichten Bewegung die Vorhänge
zu.
    Er warf einen Blick auf den PSA-Ring, den er am Ringfinger der linken Hand
trug.
    X-RAY-3 hielt es für notwendig, den Leiter der PSA zu

Weitere Kostenlose Bücher