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052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

Titel: 052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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geschlossenen Augen an. Marcel Blumon bezweifelte, ob ihr überhaupt
bewusst war, dass sie sich unterhielt und dass sie hier auf dem Gang stand und
mechanisch an dem breiten, geflochtenen Gürtel herumspielte. Sie merkte nicht,
dass der Gürtel ihren schlanken, weißen Fingern entglitt und sich der
Morgenmantel spaltbreit öffnete, so dass ihre nackte weiße Haut zum Vorschein
kam.
    »Yvette schläft. Ich habe sie gerade auf die Seite gelegt, weil sie
geschnarcht hat«, antwortete Marcel Blumon. »Wenn sie ausgeruht ist, werde ich
sie ebenfalls in meine Pläne einweihen. Sie wird den Posten der Ersten Sekretärin
erhalten.«
    Die andere winkte ab. »Ich wusste doch, dass die Sache einen Haken hat. Na
ja, ich werde mir das Ganze noch einmal überlegen. Vielleicht ist die Stelle
bei dir doch günstiger. Die Provision für die Alte hier wird auch immer höher.
Da bleibt für einen selbst kaum noch etwas übrig.«
    Er ließ sie einfach stehen und ging weiter. Sie wankte zu ihrer Zimmertür,
griff mehrmals an der Klinke vorbei ehe es ihr gelang, sie herunterzudrücken.
Noch vom Alkohol umnebelt und schlaftrunken taumelte sie in den Raum, warf die
Tür einfach ins Schloss und machte sich nicht mehr die Mühe, sie zu verriegeln.
Die Prostituierte war zu benommen, zu abwesend, um an diese Dinge zu denken,
und Marcel Blumon war überzeugt davon, dass sie sich an das kurze Gespräch, das
sie eben noch miteinander geführt hatten, heute Abend gewiss nicht mehr
erinnern würde.
    Er stieg die Treppen hinab und machte sich Sorgen um Yvette. Sie war nicht
auf ihrem Zimmer. War das, was sie entdeckt hatte, gefährlicher, als er selbst
bis vor kurzem noch angenommen hatte? Yvette musste im Glauben sein, er,
Marcel, tat dies alles, um seinen Coup vorzubereiten. Er wusste es besser und
nahm sich vor, dem Mittelsmann der PSA, mit dem er in Verbindung stand, heute
Abend einen ersten Bericht zukommen zu lassen. Offenbar spitzte sich hier etwas
zu.
    Er hoffte nur, dass Yvette sich nicht zu leichtsinnig verhalten hatte ...
    Ungesehen erreichte Blumon den kahlen Korridor, der zum Weinkeller
hinabführte.
    Er stand Sekunden später vor der massiven Holztür mit den zahlreichen
Eisenbeschlägen. Marcel Blumon lauschte. Er hörte nichts, hinter der Tür war es
still.
    Er sah sich noch einmal nach allen Seiten um, ehe er es wagte, seinen Plan
in die Tat umzusetzen. Mit dem Universalschlüssel, den er bei sich trug,
öffnete er die Tür. Er wartete wieder eine Minute ab, ehe er die Klinke
herabdrückte. Mit der Linken zog er die handliche 38er heraus und entsicherte
sie. Er wollte gegen jede Eventualität vorbereitet sein.
    Er öffnete die Tür gerade so weit, dass er sich durch den Spalt drängen
konnte. Ohne den Blick zu wenden, drückte er sie hinter sich wieder zu.
    In der Dämmerung bot sich seinen Augen das Labor des Dr. Sarde.
    Hohe, bis an die gewölbte Decke reichende Regale, in denen zahlreiche
Glasbehälter und Reagenzgläser hingen, bestimmten zunächst das Bild, das er
empfing. Doch dann sah er den langen Tisch hinter den Regalen.
    Auf der Tischplatte lagen zahlreiche Seziermesser und blutige Tücher.
    Ein süßlicher Geruch stieg dem Agenten in die Nase.
    Marcel Blumon schluckte.
    Wie unter dem Druck einer unsichtbaren Hand löste er sich von der Tür und
ging zwischen den Regalen auf den Tisch zu. Er erblickte die schwarzrotkarierte
Reisetasche und sah die Frischhaltefolie, die daneben auf dem Boden lag. Blutverschmiert .
    Was ging hier vor? Was für ein seltsames und geheimnisvolles Labor war das?
    An der Wand hinter dem Schreibtisch erblickte er zahllose alte Bücher mit
verschlissenen und abgegriffenen Lederrücken.
    Die winzigen Fenster des ehemaligen Weinkellers waren mit löchrigen
Vorhängen verdeckt. Tageslicht drang nur schwach durch das brüchige Material.
    Blumons Herzschlag setzte aus, als er die Reihe der rechteckigen
Glasbehälter vor der linken, in tiefem Schatten liegenden Wandseite sah. Die
Behälter erinnerten an Aquarien. In einer bläulich-grünen Flüssigkeit schwammen
menschliche Organe – Glieder .
    Er starrte auf das ungeheuerliche, ungewöhnliche und unheimliche Bild, das
sich seinen Augen bot.
    Der Agent sah in einem Behälter zwei Nieren, in einem anderen ein
Augenpaar, im dritten schwamm ein weiblicher Arm und im vierten Teile eines
aufgelösten menschlichen Gehirns.
    Blumon fuhr sich mit zitternder Hand über die Augen, als könne er diese
schaurigen Bilder verwischen. Aber sie blieben.
    Leise und

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