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052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

Titel: 052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gelegt, in die Staaten zurückzukehren.
    Man sollte ihn für tot halten. Er nahm einen neuen Namen an, er lebte in
Paris, unter den Fittichen der Madame Blanche, und er begann mit einer Arbeit,
die ihm von seinem Beruf her schon vertraut war: er studierte das menschliche
Gehirn. Doch seine Interessengebiete waren von nun an breiter angelegt und
hatten durch die Versuche und Niederschriften seines Freundes Sanders ganz
andere Dimensionen angenommen. Zum Glück hatte Sanders den Psychotherapeuten
Fond, der ihm völlig hörig gewesen war, veranlasst, einen Großteil des
schriftlichen Materials nicht in dem einsamen Haus aufzubewahren, in dem er
existierte, sondern in Fonds eigenem Haus. Auf diese Weise hatte Blanche, die
sich selbst mit Privatforschungen befasste, Einblick in die ungeheuerlichen
Ideen Sanders erhalten.
    Nächtelang hatte Morron das Material studiert. Es ließ ihn nicht mehr los.
    Die alte Blanche bestärkte ihn in seiner Absicht, es auf einen Versuch
ankommen zu lassen. Sie stellte sich als Versuchsperson zur Verfügung. Paul,
das Faktotum in diesem Haus, wurde eingespannt. Er schaffte die erste Leiche
herbei, und Morron operierte aus dem Hirn der Toten die Hirnanhangdrüse heraus,
der er ein wichtiges Sekret entnahm. Die Substanz wurde in einer Kräuterlösung
verflüssigt, deren Zusammensetzung Henry Fond und Blanche entwickelt hatten.
Fond, ein ausgezeichneter Kenner afrikanischer Pflanzen und Kräuter, hatte die
Arbeit von Professor Sanders ergänzt. Sanders, dessen ungeheuerlicher Geist
abnorme Ideen geschaffen hatte, war besessen davon gewesen, viele Pläne
gleichzeitig in Angriff zu nehmen.
    Morron alias Dr. Sarde hatte seit seiner Beschäftigung mit diesen Dingen
etwas von der Besessenheit und den Plänen Sanders übernommen. Sarde war fest
davon überzeugt, den Alterungsvorgang des menschlichen Organismus aufhalten und
ganz und gar rückgängig machen zu können.
    Der lebende Beweis war – Blanche .
    Er erinnerte sich genau an das, was vor drei Wochen geschehen war, nachdem
sie die erste Injektion erhalten hatte: ihre Haut hatte sich geglättet. Es war,
als würde man einem erlöschenden Feuer einen gehörigen Schuss frisches Öl
zugeben. Die Flamme flackerte wild. So war es mit Blanche gewesen.
    Die Runzeln verschwanden, die Gefäße wurden stärker durchblutet, und es
war, als würde man einen Film rückwärts laufen lassen: ihr Gesicht veränderte
sich, wurde jugendlich, frisch, der Glanz in den Augen nahm zu, Wünsche und
Triebe, die längst vergessen schienen, tauchten wieder auf.
    Blanche wurde jung und schön, so, wie sie auch jetzt – nach der letzten
Injektion in der vergangenen Nacht – wieder vor ihm stand.
    Doch die Substanz, die zu einem Großteil aus dem Stoff bestand, den Sarde
aus weiblichen Hirnanhangdrüsen entfernt hatte, wurde von dem Körper rasch
aufgenommen und blitzschnell verbraucht.
    »Die Injektionen müssen immer häufiger erfolgen, immer dichter
aufeinander«, murmelte er dumpf, als er ihre gealterten Hände betrachtete. Er
wusste, dass in spätestens drei oder vier Stunden Blanche, die sich Claudine
nannte, wenn sie jung und schön war, wieder in ihrer ursprünglichen und
wirklichen Gestalt vor ihm stehen würde.
    »Aber dann haben wir etwas falsch gemacht«, stieß sie hervor. Ihre Lippen
zitterten. »Ich habe mit Fond mehr als einmal dieses Problem erörtert, doch er
und Sanders waren noch nicht so weit, die Dinge realisieren zu können. Fond war
stets überzeugt davon, dass die Substanz eine Langzeitwirkung haben müsse.«
    Langsam zog sie ihre Hände zurück und betrachtete sie mit einem
angewiderten Blick. »Es muss etwas
geschehen, Sarde!« Sie hatte es sich angewöhnt, ihn stets mit dem falschen,
angenommenen Namen anzureden. »Die erste Zeit hielt die Wirkung auch länger an.
Mireille hat sich bis zur Stunde nicht wieder gemeldet. Sie hat erst die zweite
Injektion, im Gegenteil zu mir, ich habe bereits die sechste – und der
Alterungsprozess wird schon wieder sichtbar ...«
    Sarde nickte. Aber er sagte nichts. Er hatte Blanche darum gebeten, die
Versuche auch an einer zweiten Person durchführen zu können, um eine
Vergleichsmöglichkeit zu haben. Eine gute Freundin der alten Blanche, Mireille,
lebte seit ihrer Geburt hier in Paris. Mireille war offiziell 67 Jahre alt.
Nach der ersten Injektion hatte sie ausgesehen wie eine Dreißigjährige. Auch
die zweite Injektion, die sie vor fünf Tagen erhalten hatte, nachdem der
Alterungsprozess wieder sichtbar

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