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052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde

Titel: 052 - Die Leichenkammer des Dr. Sarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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langsam bewegte er sich durch das dämmrige Gewölbe.
    In einer Nische hinter den dicht nebeneinanderstehenden Aquarien, die durch
dünne, farbige Kabel miteinander verbunden waren, stand eine mannsgroße
Glaswanne, in der eine Leiche schwamm ...
    Auf einer Liege ein zugedeckter Leichnam, von dem nur der herabhängende Arm
zu sehen war. Die verfärbte Haut war schon fleckig geworden.
    Marcel Blumon hatte das Gefühl, in das Kabinett eines Wahnsinnigen
eingedrungen zu sein, in die Leichenkammer des legendären Baron von
Frankenstein. Aber dies hier war weder eine Szene aus einem Roman noch aus
einem Film. Es war eine Szene aus dem Leben!
    Die Leichenräuber von Paris ! Blumon hatte davon gelesen. Die Polizei suchte
bisher vergebens nach den Schuldigen.
    Dr. Sarde steckte dahinter!
    Dies hier war seine Leichenkammer!
    Er experimentierte mit den Toten und betrieb verbotene Forschungen!
    Blumon schloss für Sekunden die Augen. Yvette war in größter Gefahr.
    Schweiß stand plötzlich auf seiner Stirn, als er daran dachte, dass sie ein
gefährliches Wissen mit sich herumtrug. Sie war auf eine böse Sache gestoßen –
und riskierte Kopf und Kragen.
    Er war hier, um Näheres über die Identität von Madame Blanche
herauszufinden – und er hatte etwas entdeckt, was offenbar nicht nur für die
Polizei von Paris interessant war.
    Eine eigenartige Ruhe nahm ihn plötzlich gefangen. Er war mit einem Mal
versessen, alles hier herauszufinden. Die Tatsache, dass Sarde nicht anwesend
war, musste er nutzen.
    Blumon bog vorsichtig den schweren, staubigen Vorhang zur Seite, der das
angrenzende, kleinere Gewölbe abtrennte. Es war eigentlich mehr eine tiefe
Nische in der massiven Mauer. Offenbar hatte hier in früheren Zeiten ein
riesiges Weinfass gestanden.
    Marcel Blumon traute seinen Augen nicht, als er sah, was Sarde hinter dem
Vorhang aufbewahrte.
    Auf einfachen Holzregalen standen zahlreiche Medizinfläschchen, und es roch
nach fremdartigen und seltsamen Kräutern und Gewürzen. Auf einem
Mauervorsprung, der aussah wie ein Kaminsims, standen drei Totenschädel
nebeneinander.
    Rechts führte eine sehr hohe und schmale Tür in einen angrenzenden Raum.
Die Tür war nicht verschlossen. Der Riegel ließ sich nicht mehr vorschieben. Er
war verrostet.
    Blumon drückte die Tür einfach auf. Zu seiner Überraschung geschah das
völlig lautlos. Zumindest die Angeln waren geölt.
    Die Dinge überstürzten sich. Er sah einen langen Tisch vor einer groben,
kahlen Wand, in der Düsternis oberhalb des Tisches ein helles Gesicht.
    Yvette !
    Sie schien direkt vor diesem groben Tisch zu sitzen und wandte ihm – ein
wenig seitlich verdreht – den Kopf zu.
    »Yvette?« Mit einem leisen Ruf eilte er nach vorn.
    Er riss ein Streichholz an, um besser sehen zu können.
    Warum sagte sie nichts, warum rührte sie sich nicht? Angst schnürte ihm die
Kehle zu.
    Der Agent fand, dass sie sehr tief saß, offenbar auf einem niedrigen
Schemel. Man musste sie gefesselt und ihr einen Knebel in den Mund gesteckt
haben.
    Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie blickte erstaunt, als könne sie nicht
fassen, dass er, Marcel, hier auftauche. Doch kein Wort kam über ihre Lippen.
    Blumon hielt das flackernde Streichholz nach vorn, doch ein Luftzug blies
es aus. Offenbar war die Decke oder eines der vernagelten Fenster nicht dicht.
    Er machte einen Schritt nach vorn und stolperte unvermutet über einen aus
dem unebenen Boden ragenden Stein.
    Er wäre gestürzt, hätte er sich nicht geistesgegenwärtig an dem klobigen,
schweren Tisch abgestürzt. Durch die Erschütterung der Tischplatte bewegte sich
der Kopf Yvettes.
    Panikartiges Entsetzen kennzeichnete die Miene des Nachrichtenagenten, als
er erkannte – dass von Yvette nur noch der
Kopf übrig war, der hier wie ein seltsam kostbares Ausstellungsstück auf der
Tischplatte aufgestellt war. Er wurde durch die Erschütterung aus dem
Gleichgewicht gebracht, rollte über die Tischplatte und schlug dumpf und schwer
auf den kahlen Boden.
    Marcel Blumon hatte keine Zeit mehr zurückzuweichen, sich zu entsetzen und
die Gefühle zu registrieren, die ihn in diesen unheimlichen Sekunden
überfluteten.
    Instinktiv fühlte er eine tödliche Gefahr für sich, und diese wurde akut,
noch ehe er etwas dagegen tun konnte.
    Er kam nicht mehr dazu, sich herumzuwerfen und dem tödlichen Stich
auszuweichen.
    Die blitzende Klinge, von sicherer Hand geführt, bohrte sich bis zum Heft
zwischen seine Schultern.
    Mit einem leisen Gurgeln

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