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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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immer nur dann Menschen in unserer Nähe verschwanden, wenn Hervio seine Fastenzeit beendete und mit seiner tagelangen Fressorgie begann.«
    »Hm«, meinte Dorian. »Hervio Masto hältst du also für das Monster. Aber so einfach, wie du vielleicht glaubst, Lucia, ist die Sache nicht. Phillip und ich haben ihn nämlich einer Dämonenprobe unterzogen, die er ohne weiteres bestanden hat. Nun, wir werden sehen. Du kannst mit Phillip zu deinen Eltern gehen. Ich will mich mit der alten Zarina unterhalten.«
    Hand in Hand standen Lucia und der Hermaphrodit auf. Lucia nahm zwei weitere Schlangen aus dem Schlangenkorb. Eine gab sie Phillip, eine nahm sie.
    Dorian schüttelte den Kopf. Die beiden waren wie zwei Kinder. Er verließ mit ihnen den umgebauten Bus und ging hinüber zum Wohnwagen der alten Zarina. Sie erwartete ihn bereits.
    »Ich wusste, dass du zu mir kommen würdest, Dorian Hunter«, krächzte sie und spielte mit ihrer Kristallkugel.
    Der einäugige Rabe saß schläfrig auf ihrer Schulter. Die Katze lag in der Ecke bei der elektrischen Heizung und schlief. Während der Nacht hatte es geschneit. Eine dicke Schneedecke bedeckte das Land und die Stadt, bedeckte auch das Blut des jungen Liebespaares, das von dem Monster umgebracht worden war.
    »Ich komme allein nicht weiter«, sagte Dorian. »Sie müssen mir helfen, Madame Zarina.«
    »Wenn ich es kann, gern. Den Dämon vermag ich allerdings nicht zu entlarven; ich habe es schon mehrmals versucht. Eine starke magische Kraft trübt meine Kristallkugel, und die Karten sagen mir auch nichts. Auch aus der Hand der Sippenmitglieder kann ich nichts lesen, was einen Hinweis gäbe.«
    »Was ist mit Louretta?«
    »Eine zänkische alte Schlampe. Raffael hat weiß Gott Besseres verdient.«
    »Sie hat sich gestern wie toll gebärdet, als wir das Monster verfolgten, und eine Reaktion gezeigt, als ich ihr die gnostische Gemme zum ersten Mal zeigte. Aber die Dämonenprobe hat sie tadellos bestanden.«
    »Das gibt dir Rätsel auf, Söhnchen, was? Aber da kann ich dir vielleicht helfen.«
    Die Alte erhob sich mühsam, holte eine Kiste und stellte sie auf den Tisch. Als sie sie öffnete, lag allerlei Krimskrams darin – Ringe, Kämme, ein Taschenmesser, ein gekauter Kaugummi, ein Fingerhut, ein Nylonstrumpf mit Laufmasche, eine alte Tabakspfeife und alles Mögliche. »Das sind Gebrauchsgegenstände von allen Mitgliedern der Amalfi-Truppe. Ich brauche sie für meine magischen Experimente.« Sie holte einen Lockenwickler hervor. »Wollen sehen. Der ist von Louretta.«
    Zarina ging zur Kristallkugel, nahm den Lockenwickler in die eine Hand und legte die andere auf die Kristallkugel. Dann schloss sie die Augen und konzentrierte sich.
    »Louretta Amalfi«, murmelte sie. »Louretta Amalfi.«
    Immer wieder murmelte sie es. Ihre Stimme erfüllte erst den kleinen Raum, dann auch Dorians Bewusstsein und alles rundum. Der Dämonenkiller spürte, wie seine Umwelt verschwand. Es war, als sei er in eine andere Haut geschlüpft. Kein Zweifel, er war in den Geist Lourettas eingedrungen. Mit einem Rest seines Bewusstseins wusste er noch, dass er der Dämonenkiller war und was er wollte. Er konnte Lourettas Gedanken und ihre innersten Regungen lesen wie ein offenes Buch, sah sogar mit ihren Augen, während sie nichts von ihm wusste.
    Sie lag auf der Couch im Wohnwagen, noch im Morgenrock, den Kopf voller Lockenwickler. Sie rauchte eine schwarze Zigarette, stopfte sich von Zeit zu Zeit eine Likörpraline in den Mund und blätterte in einem Sexmagazin für Frauen, das muskelstrotzende oder schöne Männer in allen möglichen Posen zeigte. Sie hatte es von Natalie bekommen, wie Dorian aus ihren Gedanken erfuhr. Lourettas Sexleben, das sich – von wenigen äußerst seltenen Gelegenheiten abgesehen – lediglich in ihrem Kopf abspielte, interessierte den Dämonenkiller nicht. Er erforschte die Regionen ihres Geistes und las die Gedanken einer faulen Frau, die sich in jeder Beziehung gehen ließ. Der Zank war ihre größte Freude. Ihrem Ehemann und ihren Kindern brachte sie nicht besonders viel Herzlichkeit entgegen. Für die anderen zur Amalfi-Sippe gehörenden Personen hatte sie noch weniger übrig; und die sonstige Welt war ihr völlig egal. Sie interessierte sich nur für sich selbst. Um sich vor sich selbst zu entschuldigen, hatte sie ihre Fehler und Laster mit einem Wall von Lügen umgeben, an die sie irgendwann selbst zu glauben begonnen hatte. Da war der feste Glaube, dass alle sie ausnutzten,

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